Aus Interesse und Nähe
Die Jüdische Oberschule in Berlin definiert sich als eine konfessionsgebundene Schule, die von Schülern aller Religionszugehörigkeiten besucht werden kann. Die private Schule wird von der Jüdischen Gemeinde Berlin getragen und ist die einzige jüdische Oberschule in Deutschland.
"Also am Anfang dachte ich, es wird ein bisschen komisch aber spätestens nach zwei Wochen auf der Schule war es halt so, dass ich komplett integriert war."
Michelle steht in der Raucherecke ihrer Schule, der Jüdischen Oberschule in Berlin. Mit einigen Freunden verbringt sie hier ihre Pause. Hinter ihr im Eingangsbereich stehen zwei Wachmänner. Michelle ist Christin und damit wie ein Drittel der Schüler nicht jüdischen Glaubens. Ausgegrenzt oder am Rand stehend fühlt sie sich dadurch nicht. Im Gegenteil:
"Man kann alles nachfragen und man lernt eben, wie sie in die Synagoge gehen oder jüdische Feiertage, wie sie die feiern, warum sie die feiern und so über die Geschichte. Aber gleichzeitig wollen sie halt auch viel über unsere christlichen Feiertage wissen. Ja, es macht Spaß, weil die Feiertage sind, halt auch mit viel Tanzen und singen und essen verbunden und das ist wirklich interessant."
Es gibt viele Gründe, warum nichtjüdische Kinder und Jugendliche sich für die Jüdische Oberschule in Berlin entscheiden. Viele von ihnen wohnen in der Nähe der Schule in der Großen Hamburger Straße in der Nähe der großen Synagoge. Zudem hat die Schule einen guten Ruf, die Klassen sind mit maximal 25 Schülern deutlich kleiner als an einer staatlichen Schule und der Umgang zwischen Lehrern und Schülern ist familiär. Michelle dagegen hatte persönlichere Gründe:
"Weil meine beste Freundin jüdisch ist und ich viel Freunde hatte und mich das interessiert hat, einfach mehr über die jüdische Gemeinde und Geschichte zu lernen."
Für alle Schüler ist Hebräisch als Fremdsprache Pflicht. Genauso Pflicht ist es, den jüdischen Religionsunterricht zu besuchen. Das gilt für Juden, für Christen oder Muslime genauso wie für nicht Gläubige. Konflikte zwischen den Konfessionen haben die Schüler dennoch nicht erlebt, wie Albert, der neben Michelle steht, berichtet:
"Eher sogar positive Ereignisse, dass zum Beispiel muslimische über ihre Religion beim Religionsunterricht erzählt haben oder auch christliche, wo wir christliche Religion durchgenommen haben, haben wir auch darüber gesprochen und die selber haben von sich erzählt war schon freundschaftlich ... Ja, es ist eine sehr offene Schule."
Die private Schule wird von der Jüdischen Gemeinde Berlin getragen, sie ist die einzige jüdische Oberschule in Deutschland. In ihrer über 200-jährigen Geschichte gehörte immer zu ihrem Konzept, auch Schüler nichtjüdischen Glaubens aufzunehmen. Das Judentum, die jüdische Religion und Hebräisch sind dabei aber immer ihr Fundament gewesen und sind es bis heute geblieben, wie Schulleiterin Barbara Witting betont:
"Wer hier ist, vom dem wird auch erwartet, dass er sich für die Fächer, für die jüdischen Fächer interessiert, sonst ist er hier fehl am Platz."
Barbara Witting sitzt in ihrem Büro, sie ist eine schlanke Frau, mit hochgesteckten Harren und einer kraftvollen Ausstrahlung. Über mangelnde Autorität muss sie sich keine Sorgen machen. Für sie ist das Interesse am Judentum aber die einzige Voraussetzung, in die Schule aufgenommen zu werden. Vorwissen müssen die Schüler dagegen nicht mitbringen:
"Eigentlich ist das hier innerhalb der Schule völlig normal, weil alle Kinder unter derselben Prämisse aufgenommen werden und man auch davon ausgehen kann, dass auch die jüdischen Kinder nicht unbedingt sehr viel Vorwissen haben zu ihrer Religion, das heißt vor allen Dingen auch unsere Kinder, die aus den ehemalige GUS-Staaten kommen, die also zunächst auch häufig ohne Religion aufgewachsen sind, werden hier zum ersten Mal mit Religionsunterricht und vor allem auch mit Hebräisch konfrontiert."
Der Besuch der jüdischen Schule ist für die Kinder prägend. Sie besuchen meist mit einer Exkursion Israel, sie lernen die Geschichte und die Kultur des Judentums und sie bewegen sich in einem jüdischen Umfeld. Das hat auch Anne Mahn beobachtet. Ihr Sohn ist wie sie kein Jude und auch nicht gläubig. Seit er die Jüdische Oberschule besucht, hat sie festgestellt, dass seine Sichtweise sich von ihrer eigenen unterscheidet:
"Mein Verständnis der Politik, nicht nur weil ich erwachsener bin, sondern weil ich null Kontakt vorher zu Leuten, die mit Israel zu tun hatten, dass das schon eine andere Perspektive ist, als die, die mein Sohn teilweise hat, einfach auch durch eine andere Verbindung auch zu dem Land.
Also das merke ich schon oder dadurch, dass in manchen Bereichen Lehrer da sind, die eine andere Verbindung haben zu dem Land oder er zu einer Veranstaltung mit geht oder so, also da ist der Blick schon etwas anders also wir sind nicht völlig weit auseinander aber die gefühlte Verbindung die ist bei mir in dem Sinne nicht da und die bei ihm schon mehr da ist, das finde ich ist schon und das bringt einen manchmal finde ich schon zum Schlucken."
Genauso wie die Schule ihre Schüler und deren Sichtweisen prägt, so prägt die Schule auch die Sicht, die andere auf die Schüler haben - gerade auf die nichtjüdischen Kinder und Jugendlichen. Die zwei Söhne von Eva Dahle sind beide nicht gläubig. Seit die beiden die jüdische Schule besuchen, hat sich die Sichtweise, die ihr Umfeld außerhalb der Schule auf die beiden hat, verändert. Das aber sei für die beiden kein Problem, so berichtet die Mutter, denn die beiden mögen ihre Schule und identifizieren sich auch als nicht Gläubige mit ihr:
"Sie sind dann nämlich Schüler der jüdischen Schule und vertreten sie dann auch, egal ob sie jetzt jüdischer Abstammung sind oder nicht oder ob sie jüdischen Glaubens sind oder nicht. Sie gehören hier dazu und gehören."
Michelle steht in der Raucherecke ihrer Schule, der Jüdischen Oberschule in Berlin. Mit einigen Freunden verbringt sie hier ihre Pause. Hinter ihr im Eingangsbereich stehen zwei Wachmänner. Michelle ist Christin und damit wie ein Drittel der Schüler nicht jüdischen Glaubens. Ausgegrenzt oder am Rand stehend fühlt sie sich dadurch nicht. Im Gegenteil:
"Man kann alles nachfragen und man lernt eben, wie sie in die Synagoge gehen oder jüdische Feiertage, wie sie die feiern, warum sie die feiern und so über die Geschichte. Aber gleichzeitig wollen sie halt auch viel über unsere christlichen Feiertage wissen. Ja, es macht Spaß, weil die Feiertage sind, halt auch mit viel Tanzen und singen und essen verbunden und das ist wirklich interessant."
Es gibt viele Gründe, warum nichtjüdische Kinder und Jugendliche sich für die Jüdische Oberschule in Berlin entscheiden. Viele von ihnen wohnen in der Nähe der Schule in der Großen Hamburger Straße in der Nähe der großen Synagoge. Zudem hat die Schule einen guten Ruf, die Klassen sind mit maximal 25 Schülern deutlich kleiner als an einer staatlichen Schule und der Umgang zwischen Lehrern und Schülern ist familiär. Michelle dagegen hatte persönlichere Gründe:
"Weil meine beste Freundin jüdisch ist und ich viel Freunde hatte und mich das interessiert hat, einfach mehr über die jüdische Gemeinde und Geschichte zu lernen."
Für alle Schüler ist Hebräisch als Fremdsprache Pflicht. Genauso Pflicht ist es, den jüdischen Religionsunterricht zu besuchen. Das gilt für Juden, für Christen oder Muslime genauso wie für nicht Gläubige. Konflikte zwischen den Konfessionen haben die Schüler dennoch nicht erlebt, wie Albert, der neben Michelle steht, berichtet:
"Eher sogar positive Ereignisse, dass zum Beispiel muslimische über ihre Religion beim Religionsunterricht erzählt haben oder auch christliche, wo wir christliche Religion durchgenommen haben, haben wir auch darüber gesprochen und die selber haben von sich erzählt war schon freundschaftlich ... Ja, es ist eine sehr offene Schule."
Die private Schule wird von der Jüdischen Gemeinde Berlin getragen, sie ist die einzige jüdische Oberschule in Deutschland. In ihrer über 200-jährigen Geschichte gehörte immer zu ihrem Konzept, auch Schüler nichtjüdischen Glaubens aufzunehmen. Das Judentum, die jüdische Religion und Hebräisch sind dabei aber immer ihr Fundament gewesen und sind es bis heute geblieben, wie Schulleiterin Barbara Witting betont:
"Wer hier ist, vom dem wird auch erwartet, dass er sich für die Fächer, für die jüdischen Fächer interessiert, sonst ist er hier fehl am Platz."
Barbara Witting sitzt in ihrem Büro, sie ist eine schlanke Frau, mit hochgesteckten Harren und einer kraftvollen Ausstrahlung. Über mangelnde Autorität muss sie sich keine Sorgen machen. Für sie ist das Interesse am Judentum aber die einzige Voraussetzung, in die Schule aufgenommen zu werden. Vorwissen müssen die Schüler dagegen nicht mitbringen:
"Eigentlich ist das hier innerhalb der Schule völlig normal, weil alle Kinder unter derselben Prämisse aufgenommen werden und man auch davon ausgehen kann, dass auch die jüdischen Kinder nicht unbedingt sehr viel Vorwissen haben zu ihrer Religion, das heißt vor allen Dingen auch unsere Kinder, die aus den ehemalige GUS-Staaten kommen, die also zunächst auch häufig ohne Religion aufgewachsen sind, werden hier zum ersten Mal mit Religionsunterricht und vor allem auch mit Hebräisch konfrontiert."
Der Besuch der jüdischen Schule ist für die Kinder prägend. Sie besuchen meist mit einer Exkursion Israel, sie lernen die Geschichte und die Kultur des Judentums und sie bewegen sich in einem jüdischen Umfeld. Das hat auch Anne Mahn beobachtet. Ihr Sohn ist wie sie kein Jude und auch nicht gläubig. Seit er die Jüdische Oberschule besucht, hat sie festgestellt, dass seine Sichtweise sich von ihrer eigenen unterscheidet:
"Mein Verständnis der Politik, nicht nur weil ich erwachsener bin, sondern weil ich null Kontakt vorher zu Leuten, die mit Israel zu tun hatten, dass das schon eine andere Perspektive ist, als die, die mein Sohn teilweise hat, einfach auch durch eine andere Verbindung auch zu dem Land.
Also das merke ich schon oder dadurch, dass in manchen Bereichen Lehrer da sind, die eine andere Verbindung haben zu dem Land oder er zu einer Veranstaltung mit geht oder so, also da ist der Blick schon etwas anders also wir sind nicht völlig weit auseinander aber die gefühlte Verbindung die ist bei mir in dem Sinne nicht da und die bei ihm schon mehr da ist, das finde ich ist schon und das bringt einen manchmal finde ich schon zum Schlucken."
Genauso wie die Schule ihre Schüler und deren Sichtweisen prägt, so prägt die Schule auch die Sicht, die andere auf die Schüler haben - gerade auf die nichtjüdischen Kinder und Jugendlichen. Die zwei Söhne von Eva Dahle sind beide nicht gläubig. Seit die beiden die jüdische Schule besuchen, hat sich die Sichtweise, die ihr Umfeld außerhalb der Schule auf die beiden hat, verändert. Das aber sei für die beiden kein Problem, so berichtet die Mutter, denn die beiden mögen ihre Schule und identifizieren sich auch als nicht Gläubige mit ihr:
"Sie sind dann nämlich Schüler der jüdischen Schule und vertreten sie dann auch, egal ob sie jetzt jüdischer Abstammung sind oder nicht oder ob sie jüdischen Glaubens sind oder nicht. Sie gehören hier dazu und gehören."