Aus für "Marienhof"

Von Michael Meyer · 17.12.2010
"Marienhof" war 1992 die erste Daily Soap in der ARD – gestartet war sie auch als Reaktion auf die Konkurrenzserie bei RTL "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Millionen Zuschauer verfolgten über Jahre die Affären und Nöte der Figuren Sülo, Frank, Charly, Marlon und andere im fiktiven Stadtteil Marienhof.
"Du hast gesagt, dass es vorbei ist, willst du mich dann wirklich jeden Tag hier sehen? Ja. Das heißt, Du gibst mir eine Chance, Dir zu beweisen, dass Du mir doch vertrauen kannst."

Doch im Verlauf von mittlerweile über 3000 Folgen sackten die Quoten immer weiter ab – ein neuer Vorspann, neue Figuren, neue Kulissen, nichts hat genützt, um wieder mehr Zuschauer vor den Fernseher zu locken. Nur noch gut 7 Prozent der unter 49-Jährigen wollten den "Marienhof" schauen – aus Sicht der ARD eine Katastrophe, verkauft sie in der Zeit zwischen 17.00 und 20.00 Uhr doch die meiste Werbezeit. Man zog die Reißleine, bevor die Quoten noch weiter nach unten gehen.

Überhaupt: Das Publikum im Vorabend ist nicht so jung, wie sich die ARD das wünschen würde, es ist nur etwas jünger als der ARD-Schnitt von 60 Jahren. Das Erste versucht schon seit Jahren, den Vorabend aufzuwerten, mit unterschiedlichem Erfolg, einmal etwa mit der hervorragenden Serie "Türkisch für Anfänger":

"Was gibt’s Arschloch? - Flirten für Anfänger - Heiraten für Anfänger. Nicht nur Türken auch noch Homo."

Aber es gab im Laufe der Jahre auch peinliche Anbiederungsversuche an das Privatfernsehen, wie etwa vor drei Jahren mit einer Styling-Show mit Bruce Darnell:

"Mein Name ist Bruce Darnell und das ist Eure Show. Bewerben kann sich jeder, der Probleme mit Stil, Mode oder Haltung hat. Gemeinsam mit seinem Stylingteam möchte Bruce Menschen helfen, wieder zu ihrem Styling zu finden. Heute erreicht die drei der Hilferuf von Christina."

Nun soll ins Vorabendprogramm wieder mehr Ruhe hereinkommen: Bis 18.50 Uhr wird die Soap-Opera "Verbotene Liebe" in verlängerter Form gesendet, danach gibt es regionale Krimiserien wie das "Großstadtrevier" oder eine Quiz-Sendung. Beim ZDF hat man es übrigens schon lange aufgegeben, im Vorabend besonders jugendlich zu wirken, vor 20.00 Uhr sendet man Krimiserien oder biedere Serien wie "Unser Charly" und erreicht damit, ebenso wie die ARD, eher die älteren Zuschauer ab 60.
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