Aus den Quellen der Volksmusik
In seinem "Dr.-Faustus"-Roman ließ Thomas Mann den Komponisten Adrian Leverkühn nach vielen verstiegenen Experimenten schließlich von einer Zeit träumen, in der die neue Musik wieder "auf Du und Du" mit dem Volke steht. Tatsächlich trat den avantgardistischen Strömungen des 20. Jahrhunderts immer wieder die Suche nach Volkstümlichkeit, nach einer allgemein verständlichen Musik entgegen.
In ihrem Bemühen um die Breitenwirkung von Kunst gab es sogar Gemeinsamkeiten zwischen den westlichen Demokratien und den Diktaturen unter Hitler und Stalin. So kam es in Ost und West zu einer "gemäßigten Moderne" mit klassischen Formen und einprägsamen Melodien. Da man die Volksmusik als Wurzel allen Musizierens verstand, wurde ihre Integration in die Kunstmusik gefördert. In dieser Annäherung von Klassik und Folklore berührten sich Komponisten wie Manuel de Falla, Aaron Copland, Béla Bartók, Leoš Janáček und Aram Chatschaturjan. Sie alle verwendeten Volksliedmelodien und Rhythmen von Volkstänzen als Inspirationsquelle.
Auch der polnische Komponist Witold Lutosławski, der inzwischen als ein Klassiker der Moderne gilt, hat sich in seinen frühen Werken um eine Brücke zwischen Volks- und Kunstmusik bemüht. Dies geschah nicht ganz freiwillig, sondern entsprach der damals in den Staaten des Warschauer Paktes geltenden Doktrin des Sozialistischen Realismus.
Nachdem seine erste Sinfonie 1947 als "formalistisch" abgelehnt worden war, kamen Werke des Komponisten kaum noch zur Aufführung. Lutosławski machte daraufhin 1950 in seiner "Mala suita" ("Kleine Suite"), die für ein Rundfunkprogramm mit "leichter Musik" entstand, Zugeständnisse an das offiziell Erwünschte. Der Komponist verwendete dazu südpolnische Folklore, die er auf einem Volksmusikfest gehört hatte. Den ersten Satz ("Fujarka") benannte er nach der polnischen Hirtenflöte, die er von der Piccoloflöte spielen und von der kleinen Trommel begleiten ließ. Der zweite Satz ist eine ausgelassene Polka, während der dritte Satz ("Piosenka", d.h. "Lied") eine ruhige Volksliedmelodie durch die Instrumente wandern lässt. Die Suite schließt mit einem Tanz, zu dem ein liedartiger Mittelteil gehört.
Der Komponist ließ die von ihm ausgewählten Volksliedmelodien fast unverändert und ergänzte sie durch Ostinati, Bordunklänge und parallel verschobene Intervalle und Akkorde. Angeregt durch Strawinsky und Bartók hatte er solche stilistischen Elemente schon 1946 in seiner Filmmusik "Suita Warszawska" verwendet. Polymetrische Effekte ergeben sich durch die Überlagerung verschiedener Rhythmen; so wird beispielsweise im zweiten Satz ein Zweiviertelthema im Dreivierteltakt notiert und von einer Figur in Dreivierteltakt begleitet.
Die ursprüngliche Kammerorchesterfassung seiner Suite hat Lutosławski für Sinfonieorchester umgearbeitet. Diese Fassung wurde im April 1951 unter der Leitung von Grzegorz Fitelberg in Warschau uraufgeführt und danach häufig gespielt. Der Komponist bewertete seine "Kleine Suite" dagegen im Rückblick lediglich als Gebrauchsmusik und als Vorstudie für sein 1954 vollendetes "Konzert für Orchester", das zu seinen Hauptwerken zählt.
Auch der polnische Komponist Witold Lutosławski, der inzwischen als ein Klassiker der Moderne gilt, hat sich in seinen frühen Werken um eine Brücke zwischen Volks- und Kunstmusik bemüht. Dies geschah nicht ganz freiwillig, sondern entsprach der damals in den Staaten des Warschauer Paktes geltenden Doktrin des Sozialistischen Realismus.
Nachdem seine erste Sinfonie 1947 als "formalistisch" abgelehnt worden war, kamen Werke des Komponisten kaum noch zur Aufführung. Lutosławski machte daraufhin 1950 in seiner "Mala suita" ("Kleine Suite"), die für ein Rundfunkprogramm mit "leichter Musik" entstand, Zugeständnisse an das offiziell Erwünschte. Der Komponist verwendete dazu südpolnische Folklore, die er auf einem Volksmusikfest gehört hatte. Den ersten Satz ("Fujarka") benannte er nach der polnischen Hirtenflöte, die er von der Piccoloflöte spielen und von der kleinen Trommel begleiten ließ. Der zweite Satz ist eine ausgelassene Polka, während der dritte Satz ("Piosenka", d.h. "Lied") eine ruhige Volksliedmelodie durch die Instrumente wandern lässt. Die Suite schließt mit einem Tanz, zu dem ein liedartiger Mittelteil gehört.
Der Komponist ließ die von ihm ausgewählten Volksliedmelodien fast unverändert und ergänzte sie durch Ostinati, Bordunklänge und parallel verschobene Intervalle und Akkorde. Angeregt durch Strawinsky und Bartók hatte er solche stilistischen Elemente schon 1946 in seiner Filmmusik "Suita Warszawska" verwendet. Polymetrische Effekte ergeben sich durch die Überlagerung verschiedener Rhythmen; so wird beispielsweise im zweiten Satz ein Zweiviertelthema im Dreivierteltakt notiert und von einer Figur in Dreivierteltakt begleitet.
Die ursprüngliche Kammerorchesterfassung seiner Suite hat Lutosławski für Sinfonieorchester umgearbeitet. Diese Fassung wurde im April 1951 unter der Leitung von Grzegorz Fitelberg in Warschau uraufgeführt und danach häufig gespielt. Der Komponist bewertete seine "Kleine Suite" dagegen im Rückblick lediglich als Gebrauchsmusik und als Vorstudie für sein 1954 vollendetes "Konzert für Orchester", das zu seinen Hauptwerken zählt.