Aus den Feuilletons

Wie das Karussell aus dem Orient einwanderte

04:20 Minuten
Kettenkarussell im nostalgischen Stil erleuchtet bei Nacht
Ein Engländer brachte das Karussell nach Europa – indem er detaillierte Zeichnungen davon anfertigte. © imago / Westend61
Von Klaus Pokatzky |
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In der „NZZ“ erfahren wir mehr über die Geschichte des Karussells: „Im Mai 1620 hat der Weltreisende Peter Mundy das Osmanische Reich besucht und in seinen Tagebüchern den ersten Bericht über die Karusselle ("Swinginge") hinterlassen.“
„Wir wollen, dass alle mitreden können“, steht in der Tageszeitung TAZ – und da sind wir sofort dabei. „Wir beobachten, dass in wichtigen politischen Debatten häufig Begriffe vorausgesetzt werden, die nicht alle kennen, die aber nötig sind für die politische Teilhabe“, sagt im Interview Maja Bogojević, die im Onlinedienst Instagram unter „Erklär mir mal“ Kompliziertes verständlich machen will.
„Wir wollen, dass alle mitreden können, auch außerhalb akademischer Räume.“
Maja Bogojević, erklärt uns die TAZ, ist „Sozialwissenschaftler*in und politische Trainer*in“. Also: Sozialwissenschaftler-Sternchen-in und politische Trainer-Sternchen-in. Perfekt erklärt!

Wie das Karussell in unsere Kultur kam

„Dinge, die sich im Kreis drehen, sind in der Regel kein Vergnügen“, teilt uns die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG mit. „Diskussionen, die sich im Kreis drehen, sind kein Vergnügen, und auch das Leben ist nicht sonderlich lustig, wenn es sich in einer Endlosschlaufe befindet“, schreibt Claudia Mäder. Doch wo sich viel dreht, da naht das Rettende auch.
„Das Karussell zum Beispiel ist doch der Inbegriff des Vergnügens!“, werden wir in unsere Kindheit auf runden Jahrmärkten und in die Geschichte zurückgeführt.
„Die ablenkende Kraft des Karussells hat ein Engländer bereits vor 400 Jahren beschrieben. Im Mai 1620 hat der Weltreisende Peter Mundy das Osmanische Reich besucht und in seinen Tagebüchern den ersten Bericht über die Karusselle ('Swinginge') hinterlassen.“
Hoffentlich liest kein AfD-Politiker diesen Artikel – sonst verlangen die nachher noch ein Verbot der Karussells. „Da solche Geräte im Westen offenbar unbekannt waren, fertigte Mundy detaillierte Zeichnungen an von ihnen“, erinnert uns Claudia Mäder daran, wie das Karussell in unsere Kultur kam. Glückwunsch zum Geburtstag, liebes Karussell!

„Tanz ist sehr harte Arbeit“

„Beim Tanztheater arbeitest du viel mit Improvisation, gibst sehr viel von dir preis“, erfahren wir aus der TAZ über eine andere Form des Drehens. „Tanz ist sehr harte Arbeit“, sagt im Interview Angelo La Rosa, geboren 1968 im italienischen Turin, der heute Maskenbildner am Theater Osnabrück ist und vorher viele Jahre Balletttänzer war.
„Es war meine Mama, die mich bei uns im Dorf zur Ballettstunde angemeldet hat, für einmal die Woche. Sie dachte sicher: Ein bisschen Bewegung tut dem Jungen gut. Mir hat das Spaß gemacht. Und als dann die Lehrer sagten, der Junge ist begabt, war es meine Mutter, die auf die Idee kam, dass Ballett sich für mich vielleicht als Beruf eignet.“
Eine kluge Frau war die Mama von Angelo La Rosa, der Papa hat bei Fiat gearbeitet. Kultur ist eben in allen Schichten zuhause.

Norbert Lammerts Beethoven-Erlebnis

„Das Beethovenjahr bietet Anlass, den einen wie den anderen Beethoven wiederzuentdecken“, lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zum 250. Geburtstag des großen Ludwig.
„In Beethovens ‚Chorfantasie‘ beginnt das Chorfinale mit den Worten ‚Schmeichelnd hold und lieblich klingen unsers Lebens Harmonien‘“, stellt der Sohn eines Bochumer Bäckermeisters besonders ergreifende Töne vor.
„Als ich sie als junger Mann erstmals hörte, fühlte ich mich förmlich überrumpelt und mitgerissen: ein Klavierkonzert, dessen erster stürmischer Satz wider Erwarten nicht in einen langsameren, ruhigeren Satz mündet, sondern in einem überraschenden, oratorienhaften Chorsatz gipfelt.“
Das schreibt als Hörempfehlung: Norbert Lammert, einst Präsident des Deutschen Bundestages und nun Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Und dem ist nichts hinzuzufügen.
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