Aus den Feuilletons

Weltmeister des Spam

Die Illustration spielt mit Verschlüsselung, Adressen des Tor-Netzwerks ("Darknet") und Spam-Mails. Der Hintergrund ist der Quellcode einer Email.
Die Illustration spielt mit Verschlüsselung, Adressen des Tor-Netzwerks ("Darknet") und Spam-Mails. Der Hintergrund ist der Quellcode einer Email. © picture-alliance / dpa / Maximilian Schönherr
Von Tobias Wenzel |
Donald Trumps Slogan "America First" mobilisiert die Feuilletons: Die WELT sorgt sich um die Folgen für das Geistesleben. Indessen bildet die TAZ eine Weltkarte der Spitzenleistungen ab. So sei Nigeria führend beim Scrabble, Ungarn bei den Pornostars - und die USA beim Versenden von Spam-Mails.
"Richtig gelacht wird nur noch selten", schreibt Simon Strauß in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Und meint: in Deutschland. Genauer: in deutschen Theatern.
"Wer einmal miterlebt hat, wie auf Pollesch-Pointen oder Fritsch-Faxen reagiert wird, weiß, wovon die Rede ist: Das sind kurze, spitze Lacher, die sich jeden Überschwang verbieten und abbrechen, bevor sie überhaupt richtig zur Welt gekommen sind. Sie sind nicht von einem ehrlichen Witz, sondern von falscher Ironie losgeschickt. Wer sich mit seinem Selbst sicher fühlt, wer auf seine Umwelt mit Hochmut schaut, der braucht kein Lachen, dem reicht ein Kichern."
Anders sei das bei den Franzosen, jedenfalls in Paris. Da würden die Theaterbesucher noch laut und herzlich lachen. Der FAZ-Redakteur hat das beobachtet, als er im Odéon eine Collage aus Szenen des Komödiendichters Georges Feydeau sah.

Will Trump den öffentlichen Rundfunk privatisieren?

Vielleicht hat es sich unter französischen Theaterbesuchern einfach noch nicht herumgesprochen, dass Donald Trump der neue US-Präsident ist. Hannes Stein erläutert in der WELT, welche Folgen das möglicherweise für Kunst und Geisteswissenschaften in den USA hat.
"Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, es sei nicht so wichtig, was mit dem National Endowment of the Humanities – der amerikanischen Bundesstiftung für die Geisteswissenschaften – passiert, wenn Donald Trump am selben Tag verkündet, dass er die Folter wiedereinführen will, und dreist lügt, fünf Millionen Leute, die gar nicht wahlberechtigt seien, hätten an der Präsidentschaftswahl im November 2016 teilgenommen", schreibt Stein, um dann jene Gerüchte anzuführen, denen zufolge Trump nicht nur die genannte Bundesstiftung für die Geisteswissenschaften, sondern auch die entsprechende Stiftung für Kunst abschaffen wolle.
Außerdem wolle der neue Präsident, glaube man den Gerüchten, den öffentlichen Rundfunk der USA, den Public Broadcasting Service, privatisieren. "Und da Trump Journalisten ohnehin für Abschaum hält und bekanntlich in einer Welt der 'alternativen Fakten' lebt", schreibt Stein weiter in der WELT, "würde es ihm wohl gut gefallen, wenn die öffentliche Hand keine Nachrichtensendung um sieben Uhr Ostküstenzeit mehr mitfördern würde, in der ihm frech widersprochen wird."

Feuilleton-Dauerbrenner Trump

Im pfälzischen Kallstadt widersprechen sie ihm noch. Von dort sind Trumps Großvater Friedrich Trump und seine Großmutter Elisabeth in die USA ausgewandert. Deutschland trägt also eine Mitschuld an Donald Trump. Diesen letzten Satz hat Viktoria Morasch von der TAZ nicht geschrieben. Stattdessen hat sie in Kallstadt erfahren, dass nicht alle Einwohner des 1200-Seelen-Dorfes den neuen US-Präsidenten zum Ehrenbürger machen wollen. Morasch zitiert eine Wirtin mit den Worten: "Der Trump ist ein Dummbabbler. Ein echter Pälzer! Wir sagen hier immer alles grad heraus. Vor dem braucht man keine Angst haben, der babbelt nur". Und ein Wirt: "Ja, wenn der Heinz Präsident werden würde, da wären wir stolz!" Gemeint ist der Ketchup-Fabrikant Henry John Heinz, dessen Vater auch aus Kallstadt stammt.
Die TAZ hat damit aber noch nicht genug von Trump. In Anspielung auf Trumps Slogan "America First" druckt sie eine Weltkarte ab. Die illustriert, welche Länder worin schon die Nummer eins sind. Zum Beispiel Nigeria im Scrabble-Spielen. Ungarn hat die herausragendsten Pornostars, Deutschland die besten Reisepässe und Kolumbien die glücklichsten Menschen. Und die USA? "Immerhin bei einem sind die USA schon Spitze", deutet die TAZ die eigene Weltkarte. "Von dort kommen die meisten Spam-Mails."
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