Aus den Feuilletons

Was treibt die islamischen Kulturminister um?

Sonnenaufgang über den Felsen und dem Altstadtviertel Mutrah von Muscat im Golf von Oman
Das Altstadtviertel Mutrah von Maskat, der Hauptstadt des Oman: Hier haben sich die islamischen Kulturminister getroffen. © picture-alliance/ ZB
Von Adelheid Wedel · 06.11.2015
Bei ihrem Treffen in Oman warnten die islamischen Kulturminister sowohl vor Terrorismus als auch vor Islamophobie. Durch Bildungsarbeit wollen sie daher die friedlichen Aspekte der Religion stärker betonen, wie die "FAZ" berichtet.
"Die islamischen Kulturminister einigen sich auf Flüchtlingshilfe – zunächst in Form von Bildungsprogrammen",
lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. In seinem Bericht über die Konferenz der Kulturminister der islamischen Länder, diesmal im omanischen Maskat, hebt Joseph Croitoru hervor, dass sie sich auf einen Minimalkonsens einigten. Nicht verwunderlich in einer Zeit, da
"die islamische Welt gerade eine ihrer schwierigsten Epochen durchmacht: Islamistische Terroristen erheben heute vielerorts Anspruch auf die Führung der Muslime, die in der Mehrheit jedoch die radikale Auslegung des Islams und die Gewalt der selbsternannten Gotteskrieger ablehnen. Das Forum befasste sich kaum mit diesem Thema. Es konzentrierte sich vielmehr auf das Ziel, den innerislamistischen Dialog durch Bildungs- und Entwicklungsarbeit zu fördern."
Allerdings wurden solche Bemühungen, so der Berichterstatter, immer wieder von konfessionellen und politischen Differenzen überschattet. Grundtenor dieser neunten von der Islamischen Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (kurz: Iseco) einberufenen Versammlung war:
"das angeblich im Westen allseits herrschende 'negative' Bild vom Islam. Geprägt wurde diese Haltung durch den Generaldirektor der Isesco, den 65-jährigen Saudi-Araber Abdulaziz Othman al Twaidschri."
In seiner Eröffnungsrede nannte er den Islam von außen bedroht und "die Umbrüche im Nahen Osten Teil eines neokolonialen Plans, der darauf abziele, die angebliche hegemoniale Stellung Israels in der Region weiter zu zementieren."
Gleichzeitig warnte er vor dem "Terrorismus, der auch für den Islam eine Bedrohung darstelle" und erklärte auch "die Islamophobie für nicht weniger gefährlich".
Die Konferenz trat in der Abschlusserklärung für die Propagierung eines gemäßigten Islams als einzig wirksames Heilmittel gegen den islamistischen Terrorismus ein.
"So sollen bei der Bildungsarbeit die friedlichen Aspekte der Religion betont werden."
Die Minister betonten "stärker denn je die Notwendigkeit, in ihren Ländern die kulturelle und religiöse Vielfalt zu bewahren und unter dieser Prämisse auch die Jugend zu erziehen."
Intellektuelle in Indien protestieren gegen Hass, Intoleranz und Morde
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG lenkt unseren Blick nach Indien.
"Dort rebellieren die Schriftsteller gegen Intoleranz. Jede Woche kommen weitere Autoren hinzu",
berichtet Arne Perras, zuletzt Arundhati Roy, die den Begriff "ideologische Bösartigkeit" prägte. Auch Salman Rushdi und der Filmstar Shah Rukh Kahn schlossen sich der Protestbewegung an. Sie "lehnen sich auf gegen wachsende Intoleranz und eine Reihe brutaler Morde, in denen sich der Hass auf Andersdenkende entladen hat."
40 indische Schriftsteller haben ihre von der nationalen Sahitya-Akademie verliehenen Literaturpreise zurückgegeben. Ihnen hat sich eine Gruppe von 53 Historikern angeschlossen. Sie alle beklagen,
"dass Angst in Indien um sich greife, seitdem die hindu-nationalistische Partei BJP regiert."
Der Protest begann, als Ende August der religionskritische Publizist Malleshapa Kalburgi von religiösen Eiferern ermordet wurde. Auf diesen Mord und einen zweiten im September reagierte Indiens Premierminister Narendra Modi zögerlich. Analysten beobachten, wie die Eiferer unter den Hindu-Nationalisten nun offenbar austesten, wie weit sie mit ihren Attacken gegen Andersdenkende gehen können.
Ein Großteil der uns vorliegenden Zeitungen druckt Nachrufe auf den an diesem Donnerstag, an seinem 85. Geburtstag verstorbenen Historiker Hans Mommsen. In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG nehmen Kollegen und Weggefährten Abschied und bestätigen dem weltweit anerkannten Zeithistoriker noch einmal: Schärfe, Streitlust und Loyalität. Heinrich August Winkler, der Mommsen vor sechzig Jahren in Tübingen kennenlernte und seitdem mit ihm befreundet war, bewunderte an ihm,
"den Versuch, die Geschichte mithilfe analytisch klarer Begriffe zu durchdringen und so zu einer theoretischen Fundierung des Urteils zu kommen."
Winkler schreibt: "Mommsen war immer bereit für Kontroversen, weil er im Meinungsstreit eine Art Produktivkraft sah."
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