Aus den Feuilletons

Von Coq au vin bis zu einer miesen Chauvi-Komödie

Die Schauspieler Til Schweiger (l) und Matthias Schweighöfer bei der Premiere ihrer Komödie "Hot Dog"
Die Schauspieler Til Schweiger (l) und Matthias Schweighöfer bei der Premiere ihrer Komödie "Hot Dog" © dpa picture alliance/ Jörg Carstensen
Von Tobias Wenzel · 21.01.2018
Die Feuilletons beschäftigen sich überwiegend mit ekligen Themen. In der "Welt" gibt es eine detaillierte Schilderung von Daniel Brühls neuer Serie. Richtig schlecht wurde aber dem Kritiker der "Süddeutschen" während der Schweighöfer-Schweiger-Komödie "Hot Dog".
Einmal lecker, zweimal eklig findet sich in den Feuilletons vom Montag. Fangen wir lieber mit lecker an: "Coq au vin, Bœuf bourguignon, Poularde demi-deuil, das legendäre Huhn in Halbtrauer, dem man schwarze Trüffelscheiben unter die Haut schiebt, um es schwermütig zu machen", verführt Jakob Strobel y Serra in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG den Gourmet, indem er daran erinnert, was Paul Bocuse in seinen Restaurants auftischte. Nun trage "die ganze Welt der Haute Cuisine tiefste Trauer". Der am Samstag im Alter von 91 Jahren gestorbene französische Koch war für Strobel y Serra "der Weltgewandteste und gleichzeitig der Bodenständigste unter den Meisterköchen".
Außerdem habe er seinen Kollegen gönnerhaft seine Rezepte verraten, habe aber nahezu allein seinem Beruf zu "Starruhm" verholfen und zugleich mit seinen zwanzig Restaurants weltweit fünfzig Millionen Umsatz im Jahr gemacht: "Auf die Frage, wer denn in seinem Drei-Sterne-Restaurant 'L'Auberge du Pont de Collonges‘ koche, wenn er unterwegs sei, antwortete er ohne Wimpernzucken: derjenige, der auch koche, wenn er da sei, was er keineswegs für verwerflich halte. Denn von Herrn Ferrari habe ja auch niemand erwartet, dass er seine Autos höchstpersönlich zusammenschraube."

Daniel Brühl fahndet in neuer Serie nach Serienmörder

Bleiben wir beim Kochen: "Wenn herausgerissene Augäpfel in der Bratpfanne brutzeln, sind wir im finstersten New York des Jahres 1895", macht Iris Alanyali in der WELT schon mal Appetit auf die an diesem Montag beginnende neue TNT-Fernsehserie "The Alienist" mit Daniel Brühl in der Hauptrolle. Brühl spielt den Psychiater Laszlo Kreizler, der auf eigene Faust nach einem Serienmörder fahndet. "Ein Junge liegt da im Schnee, man hat ihm Eingeweide und die Augen herausgeschnitten", schreibt Alanyali. Und es schwant einem Ungutes, als sie kurz darauf wieder Augen erwähnt: "Hier werden Särge geöffnet und Knochen neu geordnet, Augäpfel und Leberstücke in Bratpfannen gebrutzelt, und wenn die Kamera nicht in die dunklen Hausflure fährt, wo kranke Babys zwischen Ratten rasseln, dann taucht sie gern tief in die leeren Augenhöhlen der Mordopfer." Richtig eklig also.
Aber ist denn wenigstens der Film schön, im Sinne von geglückt? Die Filmkritikerin klingt nicht gerade begeistert. Es würden richtige Menschen fehlen, schreibt sie: "Kreizler muss ein faszinierender Charakter sein, ein einsamer Wolf, der mit den Irren besser kann als mit den Autoritäten, und dem bestialische Triebe vertrauter sind als nette Nachbarn. Stattdessen wird alles, was in ihm stecken könnte, in steife Hemdskragen und dicke Fellmäntel gezwängt, aus denen Daniel Brühl nichts herauslassen darf als seinen Kopf, der sich nur mit dem Rest des Körpers drehen zu können scheint [ ... ]"

"Schweighöfer-Bulle spuckt Sperma durch das Polizeirevier"

"Miese Chauvi-Komödie", ruft Philipp Bovermann in seiner Filmkritik für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus und meint den Kinofilm "Hot Dog" mit Til Schweiger und Matthias Schweighöfer als ungleiche Partner einer Spezialeinheit der Polizei. "Zunächst einmal sind die Gags mies - also nicht nur nicht clever, sondern einfach mies", schreibt Bovermann.
Und dann wird es schlimmer und schlimmer und auch noch richtig unappetitlich: "Die Rede ist natürlich vom Schweiger-Bullen. Er demütigt unablässig den Schweighöfer-Bullen, den unverstandenen Klugscheißer mit der angeblichen Hochbegabung, indem er ihn 'Helga‘ nennt. Als dieser hyperventiliert, gibt er ihm ein Kondom, damit er hineinatmen und sich beruhigen kann. Aber das Kondom ist benutzt. Schweighöfer-Bulle spuckt Sperma durch das Polizeirevier", schreibt Bovermann, erwähnt, dass der Film ab zwölf Jahren freigegeben ist, und fragt abschließend: "Sollten sich Kinder so etwas anschauen? Nein. Sollten sich Erwachsene so etwas anschauen? Nein."
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