Aus den Feuilletons

Streitauslöser Elektroroller

04:10 Minuten
Ein Mann auf einem E-Scooter fährt über die Straße.
Mit den E-Rollern kommt man schnell von A nach B. © imago images / Future Image / C. Hardt
Von Gregor Sander |
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Erst seit wenigen Wochen sind die E-Roller in deutschen Städten zugelassen und schon gibt es viele Debatten um dieses Fortbewegungsmittel. "Die Geschichte der Mobilität ist eben auch eine Geschichte der Irrungen", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" dazu.
So richtig Freude kommt bei der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG über den neuen Schweizer Büchner-Preis-Träger offenbar nicht auf:
"Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die den Georg-Büchner-Preis an Lukas Bärfuss vergibt, scheint sich auf Autorinnen und Autoren in der Lebensmitte eingependelt zu haben. Er ist also auch ein Vorschuss auf Werke, die erst zu schreiben sind", mosert Paul Jandl auf der vierten Seite des Feuilletons ganz unten.
Zum bereits Geschriebenen des künftigen Preisträgers heißt es: "Lukas Bärfuss ist ein Erfolgsschriftsteller mit politischem Engagement und einem vergleichsweise noch schmalen Werk, das unter der Ehre des Büchner-Preises jetzt wie ein Ganzes wirken könnte."

Das Verhältnis von Bärfuss zur Schweiz

Die spitzen Finger mit denen dieser Text geschrieben zu seien scheint, könnten sich durch das gespaltene Verhältnis erklären, dass der Schweizer Autor zu seinem Heimatland pflegt oder wie die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG erinnert:
"Mit einem in dieser Zeitung veröffentlichten Essay 'Die Schweiz ist des Wahnsinns' (vom 15. Oktober 2015) löste er drei Tage vor der dortigen Parlamentswahl mit seiner Fundamentalkritik am politischen, sozioökonomischen und kulturellen Zustand des Landes eine gesellschaftliche Kontroverse aus. Es wird nicht die letzte sein, die Lukas Bärfuss angezettelt haben wird", droht Sandra Kegel.
Richard Kämmerlings von der Tageszeitung DIE WELT drückt, wie fast alle deutschen Feuilletons, seine Freude über die Wahl des ersten Schweizers seit 25 Jahren aus:
"Mit zwar wenigen schmalen, aber sprachlich und gedanklich hoch konzentrierten Werken ist Bärfuss eine unverwechselbare erzählerische Stimme und zugleich einer der profiliertesten und streitbarsten Intellektuellen."

Neue Mobilität in Städten

Ein neuer Streitpunkt in deutschen Städten sind die Elektroroller, die seit Mitte Juni auf den Bürgersteigen stehen oder, vorwiegend von mittelalten Männern gemietet, über dieselben rollen. Gerhard Matzig schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG dazu:
"Die Geschichte der Mobilität ist eben auch eine Geschichte der Irrungen, Sackgassen, Lacher und Wutattacken."
Das klingt schon fast wie ein Abgesang auf den E-Roller nach nur sechs Wochen, auch oder gerade weil Matzig das mit einem nicht verbürgten Zitat von Kaiser Wilhelm II garniert:
"Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung."

Freibäder wichtig für Demokratie

Unverzichtbar für die Demokratie sind für Doris Akrap von der TAZ überraschenderweise die Freibäder:
"Freiheit bedeutet, dass immer irgendwo ein Bademeister auftaucht, der in seine Trillerpfeife bläst. Wenn der Lautsprecher im Freibad knarzt und kratzt, wenn die Bademeister durchs Megafon pusten, als Vorwarnung vor dem, was jetzt kommt, steigt die Spannung. Wer ist diesmal dran?"
Und wer an dieser Stelle laut "häääää" rufen möchte, dem erklärt Akrap ihren Freibaddemokratiegrundkurs:
"Das kratzende Megafon läutet den demokratischen Akt ein: Jetzt beginnt die Diskussion darüber, wer wirklich Schuld hat und was wirklich vorgefallen ist, und schließlich ist das Schiedsrichterurteil sowieso zu akzeptieren, weil sonst der Rausschmiss droht."

Film zu Beatles-Songs

Da die große Hitzewelle ja aber gerade vorbei ist, könnte sich auch ein Besuch im Kino lohnen. Richard Curtis der Drehbuch-Autor von Erfolgen wie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" hat sich den erfolglosen Musiker Jack ausgedacht, dem folgendes passiert:
"Er ist der einzige, der sich nach einem globalen Stromausfall an die Beatles erinnert. Für alle anderen scheint die wichtigste Band der Welt nie existiert zu haben. Ihre grandiosen Songs, Harmonien und Texte leben somit einzig und allein in Jacks Kopf", erklärt Jenny Zylka im Berliner TAGESSPIEGEL zum Film "Yesterday". Wo die Biopics über Queen und Elton John viel Schminke und Kostüm brauchten, verzichten Curtis und Regisseur Danny Boyle in ihrem Beatles-Film einfach auf die Beatles und das mit Erfolg, wie Tobias Kniebe in der SZ meint:
"Wenn man auch dies als Sängerwettstreit begreift, haben die Beatles mit 'Yesterday' – gerade durch ihre vollständige Abwesenheit – ihre Vormachtstellung eindrucksvoll behauptet."
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