Aus den Feuilletons

Rente für Robert Redford

04:12 Minuten
Redford sitzt in einem Stuhl in einer schwarzen Lederjacke vor einer holzgetäfelten Wand und spricht in ein Mikrofon.
Schauspieler Robert Redford. © Chris Pizzello / Invision /AP /dpa
Von Gregor Sander · 26.03.2019
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Der Schauspieler Robert Redford hat angekündigt, dass jetzt sein letzter Film in die Kinos kommt. "Ausgerechnet dafür hat sich der 82-jährige Hollywoodstar eine Geschichte ausgesucht, in der einer nicht aufhören kann", schreibt der "Tagesspiegel".
Dumbo reloaded! Das fliegende Elefantenbaby mit den Riesenohren kommt diese Woche neu in die Kinos. In einer Real-Version von Tim Burton. Elmar Krekeler von der Tageszeitung DIE WELT bleibt allerdings auf dem Teppich:
"Was da geschieht (Ja, es gibt eine Liebesgeschichte, ja, es fliegt alles in die Luft, ja, es geht alles gut aus), ist so wenig überraschend, dass sich jeder entspannungssüchtige Vater von Sechs- bis Zehnjährigen so beruhigt in Morpheus‘ Arme zurücklehnen kann wie alle Tierschützer dieser Welt."
Denn der Elefant mit den überdimensionierten Löffeln wurde natürlich von Computern zusammengerechnet. Aber das könnte doch trotzdem ganz schön sein, wenn sich Hollywoods Oberfreak diesen Disneyklassiker von 1941 vornimmt. Krekeler winkt nur müde ab:
"Niedlich, geheimnislos, gespensterfrei. Das ist tatsächlich das Gruseligste an diesem zum Unterhaltungsplacebo rundgeschmirgelten burton-freiesten aller Burton-Filme."

Ein letzter Film

Ein anderer Hollywoodstar will sich nun zur Ruhe setzen:
"Ein Hauch von Abschied liegt über diesem Film. Robert Redford hat angekündigt, dass es sein letzter gewesen sein soll. Ausgerechnet dafür hat sich der 82-jährige Hollywoodstar mit ‚Ein Gauner & Gentleman‘ eine Geschichte ausgesucht, in der einer nicht aufhören kann. Aufhören, Banken auszurauben", schreibt Kai Müller im Berliner TAGESSPIEGEL und ist hingerissen vom ewigen Sunnyboy Redford, alias Forrest Tucker.
Auch Susan Vahabzadeh von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG erliegt letztmalig dem Charme des Gentleman-Gangsters mit den blauen Augen, auch wenn sie betont:
"Eine solche Geschichte kann nur in der Vergangenheit spielen, in der Zeit, als es noch keine Bankautomaten gab – die Welt von heute ist viel zu aufgeräumt für einen Mann wie Forrest Tucker."

Schluderdeutsch mit "!!!"

Früher war also alles langsamer und auch die Sprache eindeutig eindeutiger, oder wie Dankwart Guratzsch in der WELT fragt:
"Reden wir bald alle so, wie wir auf Facebook schreiben? In diesem Schluderdeutsch, mit zahllosen Häkchen, drei Ausrufezeichen oder sieben Fragezeichen hintereinander oder mit vielsagendem Punkt, Punkt, Punkt und der stillschweigenden Aufforderung an den Empfänger, sich den Rest selbst zu denken?"
Das Institut für deutsche Sprache in Mannheim hat seine 55. Jahrestagung dem Twitter-Deutsch gewidmet. Die Erkenntnisse sind für den WELT-Autor allerdings verschwommen:
"Es wurde viel orakelt, wie ‚vertrauenswürdig‘ die neuen Medien seien, ob sie das ‚Ausleben von Diskriminierung und Gewalt‘ förderten und welche Folgen sie auf gesellschaftliche und politische Prozesse haben könnten."
Offensichtlich gab es also mehr Fragen als Antworten.

Die Macht der Sprache

Umgekehrt versuchen es vier Schriftsteller in der TAZ, die sich dem folgenden Thema stellen:
"Welche Ansprüche stellen Rechtspopulismus, rechtes Denken und rechte Gewalt an Romane, Gedichte und Sachbücher?"
Sandra Gugić etwa stellt fest: "Im Schreiben können wir uns gegen dogmatische Ideologien stellen, Grenzen überschreiten, thematisch und ethisch, ebenso Grenzen setzen im Namen der Menschenwürde, des Mitgefühls, der Vielfalt", so Gugić.
Leider muss man feststellen, dass dies alles auch andersherum gilt, was die Sache ja eben so kompliziert macht! Manchmal kommt es sogar einfach nur auf die Sprache an, in der man sich bewegt, wie Nino Haratischwili in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG schreibt:
"Zum Beispiel könnte ich meiner Muttersprache – dem Georgischen - die schon per se lyrischer und viel umschreibender ist als das Deutsche, niemals das gleiche Pathos zumuten, denn es würde sofort ins Schwülstige abdriften."

Fehlender Raumanzug für Astronautin

Unfassbar in vermutlich jeder Sprache ist die folgende Meldung aus der TAZ. Für den 29. März war der erste nur von Astronautinnen bestrittene Außeneinsatz an der Internationalen Raumstation (ISS) geplant.
Dieser historisch große Schritt für die Menschheit musste nun aber verschoben werden, denn: Es gibt nicht genug passende Raumanzüge, schreibt Lin Hierse. Beide Astronautinnen haben die gleiche Kleidergröße. Die NASA kann aber nur einen Anzug in Größe M bereitstellen. Tja, aber zum Mond fliegen können sie!
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