Aus den Feuilletons

Pille danach nicht für die CDU

Von Gregor Sander · 22.01.2014
Die Pille danach soll es in Deutschland rezeptfrei geben - was in der CDU für Kritik sorgt. Weitere Themen in den Feuilletons: Das neue Album von Boy George und das Aus für das Leipziger Tatort-Team.
"Werde ich wieder König sein?", diese Frage stellt sich Boy George auf seiner neuen Single. Wer nun nicht mehr genau weiß, wer Boy George eigentlich ist, dem erklärt Elke Buhr in der Wochenzeitung DIE ZEIT:
"Als George Alan O'Dowd, dritter Sohn einer irisch-katholischen Familie aus einem Londoner Vorort, unter dem Namen Boy George als Sänger der Band Culture Club berühmt wurde, 50 Millionen Platten verkaufte und mit seinen extravaganten Transgender-Outfits den britischen Mainstream durcheinanderwirbelte, war er gerade einmal 22 Jahre alt."
Das war allerdings mitten in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Es folgte, für Boy George, was so oft folgt: Drogen, Gefängnis und einmal sogar Straßenkehren in New York. Aber nun ist er wieder clean und Elke Buhr ist begeistert:
"Keine Ahnung, ob Boy George, reizendster unter den androgynen Prinzen der 80er, noch mal ein König des Pop wird, mit seinen 52 Jahren. Muss er aber auch nicht. Sein Album 'This Is What I Do' ist in jedem Fall eine Sensation."
100 Jahre Erster Weltkrieg auf Dresdener Bühne
Neben Boy George feiert auch ein Theaterstück in Deutschland sein Comeback:
"Unsere Kultur der Jubiläen wird sich in diesem Jahr selbst übertreffen. Denn das musste man schließlich auch in den hintersten Dramaturgenstuben bemerken, dass 1914 der Erste Weltkrieg begann, woraus folgt: 2014 - '100 Jahre Erster Weltkrieg'. Und was spielt man aus gegebenem Anlass? Karl Kraus' monumentales Lesedrama 'Die letzten Tage der Menschheit'..."
... erklärt Helmut Schödel in der SÜDDUTSCHEN ZEITUNG und setzt drohend hinzu:
"'Die letzten Tage der Menschheit', die wohl beste Schrift über den Ersten Weltkrieg überhaupt, die sich nicht selten als Selbstmordkommando für Regisseure erwies."
Denn selbst Karl Kraus lehnte zu Lebzeiten Inszenierungsangebote von Max Reinhardt und Erwin Piscator ab. Uraufgeführt wurde es erst 1964.
"Im Dresdner Staatsschauspiel hat sich nun allen voran Wolfgang Engel in die Schlacht um Karl Kraus geworfen, früher Intendant in Leipzig und ein Regisseur von Rang", so Schödel in der SZ. "Aber über gut dreieinhalb Stunden befand man sich im Parkett nicht in der gewohnten Sicherheit. Ständig Rohrkrepierer im Guckkasten, Schüsse, die nach hinten losgingen, verhaute Gesänge wie von einer Weihnachtsfeier in der Psychiatrie. Das konnte Engel doch unmöglich gewollt haben!"
Diskussionen über die Pille danach
Unmöglich gewollt ist auch so manche Schwangerschaft und deshalb soll in Deutschland nun die Rechtslage geändert werden, wie Magarete Stokowski in der TAZ erklärt:
"Der Expertenausschuss für Verschreibungspflicht empfiehlt, die Rezeptpflicht für die Pille danach aufzuheben. Die WHO empfiehlt dasselbe. Das heißt, eine Frau, die im Notfall die Pille danach nehmen will, sollte diese, inklusive Beratung, in der Apotheke bekommen. Ohne dass sie vorher zum Arzt muss. Das ist in allen anderen EU-Ländern bereits so, außer in Italien und Polen."
Aber auch in Deutschland gibt es heftige Gegenwehr. Zum Beispiel vom gesundheitspolitischen Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion Jens Spahn. Das bringt wiederum Magarete Stokowski von der TAZ in Rage:
"Herr Spahn betont die Thrombosegefahr bei der Pille danach. Klar. Nur: Thrombosen kann man leider auch durch Schwangerschaften kriegen. Ja, Medikamente können gefährlich sein. Das ganze Scheißleben kann gefährlich sein. Umbringen kann man sich mit Autos, Zügen, Brücken, Wäscheleinen, Bohrmaschinen, Schnaps, Kloreiniger, Zoobesuchen, Flugzeugflügen, Grillanzünder, Fischgräten und Zigaretten. Man kann wohl, je nachdem wie man sich anstellt, sogar an einem CDU-Parteibuch ersticken."
Schluss für Leipziger Tatort-Team
Angeblich kann man ja auch an Langerweile ersticken, und deshalb hat der MDR reagiert und seinen Tatort-Darstellern Simone Thomalla und Martin Wuttke den Laufpass gegeben. 2015 ist Schluss für das Leipziger Team, was Joachim Huber im Berliner TAGESSPIEGEL durchaus begrüßt:
"Wer die Uralt-Duos in München und in Ludwigshafen erlebt, der weiß, dass es auch im schier unkaputtbaren 'Tatort' Grenzen gibt. Der MDR sieht sie - und reagiert."