Mette-Marits Sonderzug nach Frankfurt
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Norwegen ist Gastland der Frankfurter Buchmesse. Ein Grund für Kronprinzessin Mette-Marit mit einem Sonderzug voller Dichter dorthin zu reisen, weiß der „Spiegel“. Die „Welt“ hat Mette-Marit zur Chefredakteurin ihrer Literaturbeilage gemacht.
Literatur, Licht und Natur, Tiere mal pur – das bieten die Feuilletons vom Samstag. Aber der Reihe nach:
I.K.H. – was ist das denn für eine Abkürzung? Fragt man sich beim Blick in die Literaturbeilage der Tageszeitung DIE WELT. Die neue Ausgabe der „Literarischen Welt“ wurde, steht da, „gestaltet von I.K.H. Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen“. Von Ihrer Königlichen Hoheit also. Die wurde von der Zeitung als Gast-Chefredakteurin gewonnen, weil Norwegen in diesem Oktober Gastland der Frankfurter Buchmesse ist und weil Mette-Marit Literatur liebt und sie fördert.
Mette-Marits Liebe zur Literatur
Im Gespräch, das Mara Delius mit I.K.H. geführt hat, geht es unter anderem um den Einfluss der norwegischen Natur auf die Literatur des Landes. Es wird Lichtmetaphorik bemüht. Über den Autor Karl Ove Knausgård sagt Mette-Marit: „Knausgård hat die Fähigkeit, über etwas Dunkles zu schreiben, das er dann zu etwas ganz Hellem destilliert.“ Knausgård selbst hat für die Ausgabe einen Text geschrieben, außerdem Siri Hustvedt einen über ihre amerikanisch-norwegische Familie. Die Redakteurinnen der „Literarischen Welt“ deuten an, dass sie überrascht von der Zusage I.K.H. gewesen seien.
Wie Mette-Marit selbst eine Absage bekommen hat, erfährt man aus Volker Weidermanns SPIEGEL-Artikel über den anstehenden Gastlandauftritt Norwegens bei der Frankfurter Buchmesse. Die Kronprinzessin und besagter Knausgård haben nämlich einen Sonderzug organisiert, mit dem die norwegischen Autoren nach Frankfurt reisen. Zwar nicht aus Norwegen, sondern aus Köln. „Aber immerhin. Die Geste zählt“, kommentiert Weidermann.
Alle geladenen Norweger steigen in den Sonderzug. Nur einer sträubte sich: Tomas Espedal. Und da I.K.H. ihn nicht am Telefon überreden konnte, bat die Kronprinzessin ihn, den Schriftsteller, um eine Frühstücksaudienz. Die gewährte er, wie Weidermann berichtet: „Mette-Marit kam, große Sonnenbrille, tuchverhüllt, von drei Sicherheitsmännern begleitet, frühstückte, bat Espedal erneut und nachdrücklich in ihren Dichterzug. Aber vergebens. Espedal kommt allein. Die Prinzessin mit den anderen Dichtern.“
Vielleicht war Albrecht Dürer so naturverbunden, wie man es den Norwegern nachsagt. „Dann wahrhaftig steckt die Kunst inn der Natur. Wer sie herauss kann reissen, der hat sie“, schrieb Dürer, was wiederum Philipp Meier mit Blick auf die Dürer-Ausstellung in der Albertina in Wien in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG zitiert. Dürer habe in seinen brillanten Zeichnungen wie „Das große Rasenstück“ und „Feldhase“ tatsächlich die Natur in diesem Sinne herausgerissen. „Ein Pelzknäuel in Habachtstellung“, so nennt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG den berühmten Dürerhasen. Wer ihn betrachtet, will mit ihm kuscheln.
Spinnen-Exzentrik im Gericht
Weniger mit den Tieren, die die TAZ vorstellt. Genauer gesagt handelt es sich um Broschen im Tierdesign, die sich Brenda Hale, Präsidentin des Obersten Gerichtshofs in Großbritannien, ansteckt. „Tierisch ansteckend“, hat die Zeitung Fotostrecke und Artikel genannt. „Ob Spinne oder Frosch, ihre Sammlung an viel zu großen Tierbroschen ist beachtlich“, schreibt Tania Martini.
Als die Richterin jüngst das Urteil verlas und erklärte, Boris Johnson habe das Parlament unrechtmäßig pausieren lassen, trug sie eine Spinnenbrosche. Bemerkenswert sei diese Exzentrik an einem gänzlich unexzentrischen Ort wie einem Gericht, urteilt die Journalistin. Das erinnert sie an die britische Politik: „Die Guten bringen ihre Exzentrik über die Kleidung zum Ausdruck und die Bösen über eine Art Körperexpressionismus aus schlagenden Armbewegungen, mangelnder Impulskontrolle und wirrem Haar.“