Liebe ich Deutschland?
Viele Migranten fühlen sich mit Deutschland enger verbunden als Deutsche, die hier geboren sind. Mit dieser Erkenntnis und dem Satz „Ich liebe Deutschland“ befasst sich die Süddeutsche Zeitung. In der „Zeit“ geht es um einsame Karrierefrauen.
Macht ihr Erfolg die Frauen unglücklich? fragt sich die Wochenzeitung DIE ZEIT und widmet dieser Frage gleich drei Seiten des Feuilletons. Unglück heißt hier Einsamkeit und wird von Nina Pauer im Aufmacher so benannt: Die neue einsame Frau lebt mittendrin, zwischen all den anderen erfolgreichen, attraktiven, sozial erfüllten jungen Menschen. Glaubt man Peter Kümmel hat diese Einsamkeit vor allem mit Bildung zu tun: 27 Prozent der alleinstehenden Frauen haben einen Hochschulabschluss. Alleine lebende Frauen sind eher Führungskräfte. Frauen mit Familie arbeiten häufiger Teilzeit. Männer sind mit Familie erfolgreicher. Wenn sie alleine leben, sind sie eher arbeitslos und schlecht gebildet.
„Liebe ist kein Zufall“
Um das alles zu erklären, interviewt Marie Schmidt zum Abschluss in der ZEIT noch die feministische Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken. Auf die Frage, welchen Mann denn Frau eigentlich sucht, antwortet sie: Da gibt es interessante Statistiken, die zeigen, dass in Italien, Frankreich und Spanien das Auswahlkriterium der Partnerwahl tatsächlich nicht die soziale Hierarchie ist. Sondern dass da für die weibliche Wahl des erotischen Objekts erotische Anziehung ausschlaggebend ist. Während Frauen in Amerika und Deutschland sehr viel mehr nach Status und Klasse, also nach Einkommens- und Ausbildungskategorien gehen. Onlinedating-Portale favorisieren ja aber genau diese Statusgleichheit, hält Marie Schmidt entgegen, und da weiß dann auch Barbara Vinken nicht weiter: Ja, sehr traurig, nicht? „Liebe ist kein Zufall“, heißt es da – ganz und gar trostlos! Wie man weiß, ist Eros blind. Da kann es doch nicht um gleiche Einkommenschancen gehen oder um Möglichkeiten zu erben.
Und was macht die einsame ZEIT-Leserin jetzt mit diesem Informationswust ohne einen tröstenden Ratschlag. Vielleicht die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG lesen. Die hat ihr Feuilleton unter das Motto gestellt: Einwanderungsland Deutschland: Neue Zahlen versprechen eine „postmigrantische Gesellschaft“. Andrian Kreye erklärt: „Deutschland ist also Einwanderungsland. Das überrascht eine Bevölkerung, die sich oft so schwer tut mit dem eigenen Land und der nationalen Identität, die sich in Reality-Serien vorspiegelt, alle wollten doch nur weg und niemand her, und die sich nun nach den jüngsten Einwanderungszahlen der OECD plötzlich in direkter Nachbarschaft zu Amerika findet.“
Volle Bäuche, pralle Brüste
16,5 Millionen Menschen im Land haben eine Zuwanderungsgeschichte, stellt Roland Preuss ebenfalls in der SZ fest und dann eine spannende Frage: Was vereint diese Neudeutschen mit den Alteingesessenen, was stiftet gemeinsame Identität im Zuwanderungsland Deutschland? Die Antwort hat Preuss in einer Studie der Humboldt-Universität gefunden: Beide Gruppen verbindet eine große Zuneigung zum Land. 85 Prozent der gut 8200 Befragten stimmten dem Satz „Ich liebe Deutschland“ zu, nur Wähler der Grünen und Linken waren deutlich skeptischer. Nicht so aber die Deutschen aus Zuwandererfamilien, die sich dem Land zu 81 Prozent verbunden fühlen und sich im übrigen auch zu 77 Prozent als Deutsche verstehen.
Die BERLINER ZEITUNG fragt Oliver Reese, den zukünftigen Intendanten des Berliner Ensembles, ob Berlin denn seine künstlerische Heimat sei: „Die Hälfte meines Theaterlebens hat in Berlin stattgefunden, 15 Jahre: sieben Jahre am Maxim- Gorki-Theater, acht am Deutschen Theater. Ich komme jetzt in ein verändertes Berlin zurück, antwortet der derzeitige Intendant des Schauspiels Frankfurt am Main, der 2017 Claus Peymann folgen wird. Und drückt sich damit eigentlich um die Antwort. Dafür wird er konkret, wenn es um seine Zukunftspläne fürs BE geht: „Ich glaube, dass wir Autoren für das Theater begeistern müssen, die in letzter Zeit lieber für den Film, für das Fernsehen oder Prosa geschrieben haben.“ Was schreiben denn die Autoren so fürs Fernsehen, fragt man sich an dieser Stelle, und findet die Antwort auf der selben Seite der BERLINER ZEITUNG: Volle Bäuche, pralle Brüste und jede Menge Blut: RTL hat mit „Götz von Berlichingen“ ein Stück deutsche Geschichte privatfernsehtauglich verfilmt.