Aus den Feuilletons

Kunst, die dem Virus trotzt

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Der Direktor der Maastrichter Kunstmesse, Nanne Dekking, steht vor einem Bild und einem baumartigen Kunstwerk.
Direktor Nanne Dekking auf der Kunstmesse in Maastricht - sie findet trotz Corona statt. © picture alliance/Oliver Berg/dpa
Von Klaus Pokatzky · 05.03.2020
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Covid-19 führt dazu, dass viele Veranstaltungen abgesagt werden. Aber es geht auch anders: Die Kunstmesse in Maastricht findet statt, berichtet die "NZZ". Und in Leipzig gibt es keine Buchmesse, aber ein Comic-Festival, weiß der "Tagesspiegel.
"Gegen das Coronavirus ist auch James Bond machtlos." Und das will was heißen. "Der Start des neuen Kinofilms über den britischen Superagenten wird wegen der weltweit grassierenden Epidemie um mehrere Monate verschoben", teilt uns die Tageszeitung DIE WELT mit. "Wie die Produzenten über Twitter mitteilten, soll 'Keine Zeit zu sterben' statt wie geplant im April erst im November in die Kinos kommen."
Wenn das so weitergeht, dann wird das Virus mit den sechs Buchstaben noch zum Thema des Jahres – auch der Feuilletons. "Wie das Virus Hollywood durcheinanderwirbelt", erklärt uns da die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. "Wird ein Film der Größenordnung 'Keine Zeit zu sterben' verschoben, bringt das den ganzen Kinokalender durcheinander, weil den Kinos, die noch geöffnet sind, im April ein prestigeträchtiges Projekt fehlt, um Zuschauer anzulocken", schreibt David Steinitz – der uns Einblick in filmische Geschäftsstrategien vermittelt. "Bei den meisten Blockbustern wird das Projekt vom Kinostart rückwärts geplant, sprich: Es wird ein Starttermin festgelegt, bevor überhaupt das Drehbuch geschrieben, geschweige denn der Film gedreht ist. Steht der Termin einmal fest, wird kaum noch daran gerüttelt." Es sei denn, Corona rüttelt.

Ist das Virus weg, wird wieder gereist

"Das Virus wird zwar zu erheblichen ökonomischen Einbußen führen – aber nur vorübergehend", macht die Tageszeitung TAZ ein wenig Mut. "Sobald die Epidemie unter Kontrolle ist, wird sich die Wirtschaft schon deswegen erholen, weil es zu Nachholeffekten kommt", sagt Ulrike Herrmann voraus. "Beispiel Tourismus: Panische Reisende stornieren zwar jetzt ihre Flüge, aber der Wunsch nach Erholung bleibt. Also werden sie neue Touren buchen, sobald sich das Virus verflüchtigt hat."
Aber allerorten werden nicht nur Filmstarts, sondern auch Ausstellungen und Kulturveranstaltungen abgesagt. Allerorten? Nein, kleine unbeugsame Kulturkämpfer halten durch und leisten dem Eindringling mit den sechs Buchstaben Widerstand. "Die Königin der Kunstmessen gibt sich souverän", ruft uns die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zu. "In Maastricht bewahrt man Ruhe und feiert die Kunst", berichtet Annegret Erhard über die niederländische Kunstmesse "European Fine Art Fair", die trotz Corona fortgeführt wird.

Von der Messe in den Comic-Laden

"Ein Comic-Festival in Leipzig trotzt dem Virus", heißt es im Berliner TAGESSPIEGEL. Nachdem die Buchmesse dort abgesagt wurde, nun die gute Nachricht für resistente Comic-Fans: "Das vom 13. bis 15. März geplante Independent-Festival 'The Millionaires Club' findet statt." Und nun zeigt sich auch, was Eigeninitiative in Seuchenzeiten bedeuten kann. "Auch der Leipziger Comicladen Comic Combo plant ein kleines Alternativprogramm", schreibt Lars von Törne. "Er bietet Zeichnerinnen und Zeichnern, die einen Tisch in den Messehallen hatten, stattdessen einen Auftritt bei sich an."
Vergessen wir das Wesentliche nicht. "Über die Hamsterkäufe von Toilettenpapier", berichtet Gerrit Bartels im TAGESSPIEGEL – und legt die Deutschen auf seine ganz persönliche Psycho-Couch: "Das Land möchte zurück auf das Entwicklungsniveau von Zweijährigen, zurück in die anale Phase." Da würden wir doch lieber zur australischen Tageszeitung NT News greifen. "Das Blatt erschien am Donnerstag mit Extraseiten angesichts der im Land herrschenden Angst vor einer Toilettenpapier-Knappheit", steht in der SÜDDEUTSCHEN. "Die acht eingelegten Sonderseiten sind mit dem australischen Kontinent bedruckt und lassen sich zu Toilettenpapier zurechtschneiden."
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