Aus den Feuilletons

Kein Schönwetter-Amt für Grütters

Kulturstaatsministerin Monika Grütters, CDU.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters, CDU. © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Von Adelheid Wedel · 22.12.2015
Dass sich Kulturpolitik im Geldausgeben erschöpfe, habe sie nie gedacht, sagt die zuständige Staatsministerin Monika Grütters anlässlich der Halbzeit in ihrem Amt im "Tagesspiegel". Sie betont: Kultur sei der stärkste Integrationsmotor.
"Ich habe mir nie vorgestellt, dass Kulturpolitik sich im Geldausgeben erschöpft, dass ich nur ein Schönwetter-Amt innehätte", erklärt Kulturstaatsministerin Monika Grütters im TAGESSPIEGEL. Es ist Halbzeit für sie. Nach zwei Jahren im Amt gibt sie Auskunft zu ihrer Arbeit, dabei spielen das Kulturschutzgesetz, der Fall Gurlitt und das Humboldt-Forum eine Rolle.
"Was gehört zum nationalen Kulturgut?" Die Frage sei zu klären, meint Grütters. Und das vor allem im Zusammenhang mit der Entstehung des Humboldt-Forums im Berliner Schloss. Was in Deutschland wichtig sei und was für alle ein Teil des Menschheitserbes darstellt, vermischt sich nach ihrer Ansicht. Und, so fragt sie, "wo verschwimmen also nationale, religiöse, ethnische Grenzen?'"
Sie erklärt:
"Kultur ist maßgeblicher Teil unserer Selbstvergewisserung. Und sie ist der stärkste Integrationsmotor, denn die Kultur zeigt uns, dass die Menschen überall auf der Welt nach dem Sinn des Lebens fragen, nach Geburt und Tod, nach Gott usw. In der Kultur wird deutlich: Uns Menschen verbindet viel mehr, als uns trennt. Im Humboldt-Forum mit seinen außereuropäischen Sammlungen lässt sich genau das wunderbar zeigen."
Außerdem, und das ist wichtig in der aktuellen Situation, "gerade die Kultur baut Brücken". Es sei wunderbar, erzählt sie im TAGESSPIEGEL, "dass so gut wie jede Kultureinrichtung in der Bundesrepublik sich jetzt fragt, was sie dazu beitragen kann, Flüchtlingen zu helfen, ihre kulturelle Kompetenz direkt anzusprechen und sie zur Teilhabe zu ermutigen".
Wanka: Bildung als zentrale Aufgabe der kommenden Jahre
In der Tageszeitung DIE WELT zählt die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, vor uns stehende Aufgaben auf:
"Bildung muss umfassender gedacht werden, als wir das in den vergangenen Jahren zum Teil getan haben. Stärker als in der Vergangenheit müssen wir uns fragen: Was heißen Persönlichkeitsbildung und politische Bildung heute? Wie fördern wir kritisches Denken und gemeinsames Werteverständnis gleichermaßen, um den Feinden der Demokratie und den ideologischen Rattenfängern das Wasser abzugraben? Wir alle sind gefordert."
So Johanna Wanka. Sie wendet sich damit an die Eltern, die Schulen, die Geschichtswissenschaft, die Landespolitiker ebenso wie an die Bundespolitik.
"Mit Offenheit gegenüber neu Zugewanderten und dem Vertrauen auf die Stärke unserer demokratischen Zivilgesellschaft, unserer rechtsstaatlichen Institutionen, unserer Schulen und Hochschulen werden wir die bestehenden Herausforderungen meistern, wenn wir sie als zentrale gemeinsame Aufgabe der kommenden Jahre verstehen".
Ungarischer Künstler Leslie Mandoki rehabilitiert Orbán
Auf eine Dokumentation, die an diesem Mittwoch im Abendprogramm bei n-tv läuft, stimmt Jürn Kruse in der Tageszeitung TAZ ein. Der Film handelt von Leslie Mandoki, jenem ungarischen Musiker, einst Sänger und Tänzer bei Dschingis Khan, der nach seiner Flucht aus Ungarn 1975 heute als Musikproduzent in Berlin lebt. Kruse kritisiert, dass "bei einem derart politisierten Menschen wie Mandoki eine so unpolitische Doku entstehen konnte". Im Gespräch mit dem Künstler holt er das im Film Versäumte nach.
Mandoki "sieht im ungarischen Regierungschef Orbán nicht die Gefahr, die viele andere in Europa in ihm sehen". Er erinnert daran, dass es Orbán war, "der als junger Student auf dem Heldenplatz die Sowjets aus dem Land brüllte und Ungarn noch im selben Jahr den eisernen Vorhang hob". Auf die Flüchtlingsfrage angesprochen, antwortet Mandoki:
"Ich denke, wir schaffen das. Er ist ein Fan der Kanzlerin und hat schon zwei Wahlkampfsongs für Frau Dr. Merkel geschrieben."
Er, der einst selbst als Flüchtling das Auffanglager im bayerischen Zirndorf durchlief, klingt wie sie oder wie die Ministerin Wanka, wenn er sagt:
"Wir müssen Verständnis für andere Kulturen aufbringen. Wir müssen einen Weg der Wertevermittlung finden. Nicht konfrontativ, sondern konstruktiv positiv, aber kompromisslos."
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