Aus den Feuilletons

Ist das teuerste Gemälde der Welt ein Fake?

05:58 Minuten
Leonardo da Vincis "Salvator Mundi".
Wo sich das Gemälde aktuell befindet, ist unklar. © picture alliance / newscom | DENNIV VAN TINE
Von Ulrike Timm · 10.04.2021
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Für 450 Millionen US-Dollar ersteigerte der saudische Kronprinz 2017 ein Bild, das angeblich von Leonardo da Vinci stammt: Salvator Mundi. Doch immer mehr Experten bezweifeln die Urheberschaft.
"Ein Prinz wie ein König", so nennt die WELT Prinz Philip, "er war ein erfrischender Kontrast zu dem, was eine königliche Hoheit eigentlich darzustellen hat". Jetzt ist Philip kurz vor seinem 100. Geburtstag gestorben. Erst im zarten Alter von 96 Jahren hatte er sich in den Ruhestand verabschiedet, nach seinem "22.219. Solotermin und der 5496. Rede". Die FRANKFURTER RUNDSCHAU hat nachgezählt.
Disziplin, Diskretion und Loyalität des dienstältesten Prinzgemahls ever heben alle Nachrufe hervor. Gina Thomas betont in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN: "Lange bevor es Mode wurde, beschäftigte er sich mit Umweltfragen und führte in der königlichen Landwirtschaft die neuesten Methoden ein."

Prinz Philip brachte Farbe und Witz in die Welt der Royals

Die Lust am starken Spruch gehörte zum Markenkern des Duke of Edinburgh. Ganze Listen werden jetzt präsentiert: "Schießt ihr noch mit Speeren aufeinander?" erkundigte sich Philip etwa bei australischen Ureinwohnern.
Über Identitätspolitik wurde im Buckingham Palace damals eben noch nicht diskutiert. Sich selbst aber nahm er nicht aus und charakterisierte sich als "knurrigen alten Fiesling", vermerkt der SPIEGEL. Und: "Aus Sicht des britischen Volkes brachte der eigenwillige Prinz Philip Farbe und Witz in die Welt der Royals", so die FRANKFURTER RUNDSCHAU.

Senta Berger berichtet von sexuellen Übergriffen

Die ZEIT führte ein langes Gespräch mit der Schauspielerin Senta Berger über ihre Laufbahn, die Bandbreite ihres Spiels und sexuelle Übergriffe von Kollegen. Die waren teilweise heftig. Jedoch:
"Die Machtverhältnisse ändern sich, das Geschlechterverhältnis ändert sich. Aber meiner Ansicht nach wird zu viel über die Sprache und Gendersternchen diskutiert und zu wenig über die realen Verhältnisse. Und zu viel über Schauspielerinnen und zu wenig über Putzfrauen oder Busfahrerinnen", so Senta Berger.

Hat Foucault kleine Jungs für Sex bezahlt?

"FoucaultToo?", fragten in dieser Woche mehrere Zeitungen und setzten sich mit Vorwürfen auseinander, der Urvater der Postmoderne habe in Tunesien kleine Jungs für Sex bezahlt. Nun schießt eine Debatte um den bereits 1984 verstorbenen Philosophen mächtig ins Kraut. Beweise gibt es nicht, man wird wohl schlicht damit klarkommen müssen, die Wahrheit nicht zu kennen, begründeter Verdacht und Verdächtigungen lassen sich kaum noch entwirren.
Der Schriftsteller Guy Sorman hat den Vorwurf erhoben. "Michel Foucault sei nie etwas geschehen", zitiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Sorman, "weil er der 'König der Philosophen' gewesen sei, 'in Frankreich ist er wie unser Gott'". Damit verrate sich aber womöglich auch die Zielrichtung der Anwürfe, so die SZ. Das Buch, in dem sie formuliert sind, nennt sich übrigens "Dictionnaire du Bullshit". Martina Meister charakterisierte es in der WELT als ein "an Gustav Flauberts 'Wörterbuch der Gemeinplätze'" angelehntes "Lexikon des Unsinns".

Neue politisch korrekte Disney-Comicübersetzungen

Unsinn hat laut FAZ belegbar der Egmont Verlag vollbracht, indem er die Disney-Comicübersetzungen der legendären Erika Fuchs stillschweigend änderte. Aus dem dicken "Fridolin Freudenfett" etwa wurde "Fridolin Freundlich", alles natürlich, um sich potenziell meldende Opfer vor Diskriminierung, Traumata und Verletzung zu schützen. Der Literaturwissenschaftler Achim Hölter zählte weiter auf:
Aus "'mulmiger Muselmann' wird 'mickriger Möchtegern' und aus dem 'Maharadscha von Stinkadore' der 'Maharadscha von Stirkadore'", was wohl nicht nur Hölter für "sinnfrei" hält: "Vielleicht weiß man nicht mehr, dass Zigarren im Volksmund (damals) Stinkadores hießen", grübelte die FAZ und fragte: "Will hier jemand die erkennbar frei erfundene Residenz eines erkennbar frei erfundenen Maharadschas vor Beleidigungen schützen?"

Der Brückenlockdown: ein atmosphärisches Oxymoron

Das schillerndste Wort der Woche aber kam von Armin Laschet. Die SÜDDEUTSCHE schickte den "Brückenlockdown" prompt durch den Phrasendrescher. Tiefe rhetorische Trickkiste, "Sprachwissenschaftler können von einem atmosphärischen Oxymoron sprechen – einem Wortpaar, in dem zwei Begriffe zusammengepresst werden, die nicht zusammen gehören. Denn was würde sich weniger eignen, als den hässlichen, freiheitseinschnürenden Lockdown mit den positiven Werten der Brücken-Metapher zu verbinden?"
Fazit von Marc Hoch: "Die Brücke wird sprachlich missbraucht. Denn die Kluft zwischen ihr und dem Lockdown ist unüberbrückbar." Warten wir auf den nächsten echten Laschet. Der kommt. Bestimmt.

Alles geschlossen – bis auf das Staatstheater Saarbrücken

"Warten, hoffen, Konzepte schreiben", lasen wir im TAGESSPIEGEL. Das Staatstheater Saarbrücken darf öffnen, Intendant Busse spricht auch von einer Brücke, einer "Brücke zurück ins kulturelle Leben". Aufführungen nach dem Berliner Modell von Ende März, doppelt und dreifach abgesichert mit Test, Maske und Abstand.
Berlin allerdings hat sein Modell erst mal wieder in den Lockdown geschickt. Auch die Großfestivals setzen auf Hygienekonzepte mit doppelten Tests, Gurgel- und Spuckproben an allen Eingängen und Geländeräumung sonntagmorgens um acht Uhr. Aber sind das dann noch Rockfestivals?

Fake-da-Vinci soll nicht neben der Mona Lisa hängen

Ganz kurz am Schluss noch zu Jesus. Der wurde nämlich abgehängt. Genauer: Er durfte im Louvre nicht neben da Vincis Mona Lisa hängen, wie es der Besitzer und Leihgeber des Salvator Mundi, der saudische Kronprinz, sehr heftig gefordert hatte. Allein, die Museumsleute im Louvre gaben nicht nach.
Zu viel Zweifel gibt es an der Echtheit des 450 Millionen US-Dollar teuren Bildes, an das Leonardo da Vinci wahrscheinlich nur ein bisschen Hand angelegt hat, wenn überhaupt. Wo sich das Christusbild derzeit befindet, weiß niemand. "Auch im Louvre-Ableger in Abu Dhabi ist es nie gezeigt worden", teilte uns die BERLINER ZEITUNG mit. Und weiter: "Vielleicht hat Mohammed bin Salman es vor Wut auch längst ins Meer geworfen. Oder ins Kaminfeuer."
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