Aus den Feuilletons

Hadern in Endlosschleife

Die Kunstinstallation "Dunlop Geomax 100/90-19 57 M 360° 3X, 2013" des belgischen Künstlers Wim Delvoye steht in der Ausstellung "Never Ending Stories. Der Loop in Kunst, Film, Architektur, Musik, Literatur und Kulturgeschichte" im Kunstmuseum in Wolfsburg.
Exponate, die das Denken nicht in Gang setzen: Installation im Kunstmuseum Wolfsburg © picture alliance / Silas Stein/ dpa
Von Ulrike Timm · 19.02.2018
In Endlosschleife: Das Kunstmuseum Wolfsburg tut sich und seinen Besuchern mit der Ausstellung "Never Ending Stories" keinen Gefallen, findet die "Süddeutsche Zeitung". Derweil beschäftigt sich die Gloria Kirchenfachmesse mit dem Dauerproblem leerer Kirchen. Und die "Welt" reckt den Stinkefinger in den Himmel.
"Das Universum ist voll davon, und die Sushi-Bar hat einen, Buddhismus und Hinduismus kreisen darum und viele Straßenmusiker benutzen ihn, Sisyphos litt schwer daran, und täglich grüßt das Murmeltier: der Loop ist überall. Auf der Achterbahn und in der Abfallwirtschaft, im Zyklon und beim Zahnarztbohrer."

Bunte Kreislaufkunde im Kunstmuseum Wolfsburg

Till Brieglieb hat sich in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG mit dem Rätsel um die Endlosschleife so viel Mühe gegeben, weil sich eine Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg mit dem Loop, der ewigen Wiederkehr des Immergleichen, auch ganz viel Mühe gegeben hat. Allerdings war der Autor mit dem Ergebnis gar nicht zufrieden, auch wenn er ein sehr buntes Potpourri zu sehen bekam - von der Schlange, die sich in den Schwanz beißt, über die knisternde Leerrille eines Plattenspielers bishin zu einer lustigen Plakatwand zur jährlich wiederkehrenden Brigitte-Diät.
Allein, das fleißige Zusammentragen von Exponaten lässt uns nicht automatisch "das Rad neu ergründen", "ein bisschen Wissenschaft, ein bisschen Geraune, ein wenig popkulturelle Nachhilfe" setzen die Denkschleifen im Besucherhirn nicht zwingend in Gang, meint Till Brieglieb. Wenn Sie selbst schauen und hören wollen - die Ausstellung Never Ending Stories im Kunstmuseum Wolfsburg lädt Sie zur bunten Kreislaufkunde ein.

Mit Heizkissen gegen leere, kalte Kirchen

Eine Endlosschleife auch das Hadern der Kirchen mit der Leere im Gottesdienst und dem Nachwuchsmangel, Rudolf Neumaier hat diese Dauersorgen als das Leitmotiv auf der Gloria, der Messe für Kirchenbedarf in Augsburg, ausgemacht. "Pragmatische Frage auf der Gloria-Messe: wie heizt man Kirchen, die permanent fast leer sind?" Ein findiger Hersteller bietet Heizsysteme für Sitzkissen, die trügen zum Wohlbefinden der Besucher wie zum Erhalt der Bausubstanz bei und kosteten – bei 200 Sitzkissen – schlappe 72 Cents pro Heizstunde. Gute Idee, aber ob das rettet? Uhudler Traubensaft statt Messwein ist bestimmt eine gute Lösung –
"Wenn Priester in drei Gemeinden Eucharistie feiern müssen, bietet sich alkoholfreier Rebensaft an" meint der Autor und stellt fest: "Auch auf der Gloria wird der Optimismus beschworen – nur speist er sich hier vor allem aus Gottvertrauen."

Weihrauch gibt´s im Internet

Falls Sie bislang auch nicht wussten, dass es solch eine Fachmesse für Kirchenbedarf überhaupt gibt – Glocken und Orgeln sind schon da, und Weihrauch gibt’s im Internet, fachsimpelt ein erfahrener Mesner – so können Sie sich in der SÜDDEUTSCHEN schlau machen, vom Tabernakel-Automaten über Re-Evangelisierung bis zu vieltönendem heiligen Bimbam.
Wie ein energischer Einspruch wirkt da eine Überschrift in der WELT, "Glauben Sie gefälligst!", mit Ausrufezeichen und tollem Foto dazu, eine geballte Faust aus lauter Wolken vor blauem Himmel – und die Computerbearbeitung lässt die Wolkenfaust glatt noch den Stinkefinger recken! Ob da was schief gegangen ist, sollte es – "Glauben Sie gefälligst" – eigentlich der Zeigefinger sein? Der Artikel dazu erhofft, erwartet sich Großes, nämlich mindestens Wunder – von der Politik, die wieder sinnstiftend werden müsse. Meint Fréderic Schwilden. Also vielleicht doch lieber Stinkefinger….

Street Art-Künstler sollen Fassadenkunst retten dürfen

Um teure Kunst geht’s in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, um Graffiti. "Fünf Jahre nachdem ein Immobilienentwickler in New York Street Art an seinem Gebäude übertünchen ließ, hat ein amerikanischer Bundesrichter entschieden, dass der Hausbesitzer an die einundzwanzig ermittelten und seiner Auffassung nach geschädigten Künstler die nicht geringe Strafe von 6,7 Mio. Dollar zahlen muss." Dabei ging es nicht um die die berühmte Ist-das-Kunst-oder-kann-das-weg-Frage – der Hausbesitzer hätte vorm Übertünchen den Graffiti-Malern Gelegenheit geben müssen, "ihre Werke zu retten", so die Begründung. Wie sie aber die das ganze Haus überziehenden Spray-Bilder von den Wänden hätten nehmen sollen, dazu sagte der amerikanische Bundesrichter nix.