Aus den Feuilletons

Grütters' Schiller-Rede und die Burger

Ein Cheeseburger
Auch "Schiller-Burger" gibt es mittlerweile. © dpa / picture alliance / Armin Weigel
Von Tobias Wenzel · 04.11.2014
In der "FAZ" ist zu lesen, dass Friedrich Schillers Werke und Figuren mittlerweile Namensgeber von Fastfood-Gerichten sind. Die Zeitung geht dabei auf die Marbacher Schillerrede von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ein.
"Warum hat Turner immer einen Regenschirm dabei, obwohl es nie regnet?",
fragt Jan Schulz-Ojala im TAGESSPIEGEL Mike Leigh, den Regisseur von "Mr. Turner", dem Kinofilm über das Leben des britischen Malers. Leighs Antwort:
"Weil er tatsächlich immer einen dabei hatte! […] Im Schirmstock steckte ein Stichmesser, das brauchten Reisende im 19. Jahrhundert zur Selbstverteidigung."
Maria Stuart – ein Mozarella-Burger!
Ob Friedrich Schiller, der immerhin noch fünf Jahre des 19. Jahrhunderts erlebte, wohl auch schon solch einen Selbstverteidigungsschirm besaß? Sicher ist, dass Schiller sogar noch im 20. Jahrhundert lebt. Allerdings nicht immer so, wie sich das Kulturstaatsministerin Monika Grütters wünscht. Hubert Spiegel zitiert sie in der FAZ mit den Worten:
„Es dürfte mittlerweile Menschen geben, die bei 'Maria Stuart' an einen Mozzarella-Burger für 4,50 Euro denken und bei 'Kabale und Liebe' an eine Portion Pommes“.
Das sagte Monika Grütters im Rahmen ihrer Schiller-Rede in Marbach in Anspielung auf das Schnellrestaurant "Schiller-Burger" in Berlin-Neukölln. Das bietet auf der Speisekarte auch einen Cheeseburger unter dem Namen "Die Glocke" an und das Kindergericht "Kleine Räuber“.
Freidenkerei bringt Russland in Gefahr
Die Aussage "der Konsum von Klassikern ist gefährlich" mag als Kritik an Fastfood einleuchten. Aber wenn nun zwei Russen, der föderale Kulturminister und der Vorsitzende der russischen Chorgesellschaft, behaupten, der Konsum von Klassikern wie Tolstoi und Dostojewski sei eine Gefahr für Heranwachsende, dann meinen sie leider keinen nach den Schriftstellern benannten Burger, sondern die literarischen Werke selbst. Darüber berichtet Kerstin Holm, ebenfalls in der FAZ.
Außerdem sähen "staatstreue Abgeordnete" Russland als von der "Freidenkerei" infiziert und wollten "jede Kritik an Stalin" verbieten und die "Demokratie auch formell" abschaffen. Bombenstimmung in Russland …
So war der Kalte Krieg
Die WELT druckt zum Feuilleton-Aufmacher das Foto einer explodierenden Atombombe und schreibt:
"Ein Gespenst geht um in Europa: Seit Putin Kampfjets aufsteigen ließ, reden alle von einer Rückkehr des Kalten Krieges. Aber wie war es damals eigentlich?"
Vierzehn Journalisten erinnern sich. Einer von ihnen ist Andreas Rosenfelder:
"Es war ein älterer Nachbarsjunge, der die Bombe zündete, während wir als Cowboys mit imaginären Pistolen, Granaten und Maschinengewehren hantierten. Was macht denn eine Atombombe, fragte ich. Ihr zerfallt alle zu Staub, befahl er. […] Heulend lief ich zu meinen Eltern, die am Ende der Häuserreihe wohnten."
Erdogan als Liebling der Karikaturisten
Ob Recep Tayyip Erdogan die Tränen kamen, als er jene Karikatur entdeckte, die 2011 in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG und danach in einem baden-württembergischen Schulbuch für Gemeinschaftskunde abgedruckt worden war? Die Karikatur zeigt unter anderem einen zähnefletschenden Hund, auf dessen Hütte der Name "Erdogan" steht.
Dies sei ein Beleg für Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in Deutschland, behauptet das türkische Außenministerium, das in dieser Angelegenheit den deutschen Botschafter in Ankara einbestellt hat. Darüber berichtet Daniel Bax in der TAZ. Bax wundert sich allerdings über die Aufregung. Denn die türkischen Karikaturisten würden Erdogan noch viel respektloser darstellen:
"wahlweise als Sultan, Schlägertyp, Cäsar, Hulk, Krake, Bauchtänzer, böser Wolf oder arabischer Scheich und meistens mit Glubschaugen, Affenschnute und hervorstehender Stirn“.
Erdogan habe sich vor ein paar Jahren verbeten, als Tier gezeichnet zu werden. Daraufhin hätten die türkischen Zeichner der Zeitschrift "LeMan" sofort reagiert. Allerdings nicht ganz so, wie es der Premier erwartete: Sie karikierten ihn als "Aubergine, Kürbis, Gurke oder beleidigte Peperoni".