Aus den Feuilletons

Gedanken zu Europa und zur Einwanderung

Ein Blick fällt durch die Besucher der Berliner Reichstagskuppel und durch die Scheiben des Gebäudes auf eine Europafahne, die auf dem Dach des Gebäudes befestigt ist und im Wind flattert.
Europafahne auf dem Bundestag © dpa/Rainer Jensen
Von Adelheid Wedel · 13.10.2017
Grundsatzpapiere scheinen en vogue zu sein. Ein Manifest, in dem eine geistige Renovation Europas gefordert wird, stellt die FAZ vor. Die "Welt" wartet mit zehn Thesen zum künftigen Umgang mit Asyl, Flüchtlingen und Einwanderern auf.
"In sechsunddreißig Proklamationspunkten wird die gegenwärtig dominierende "falsche" Idee von Europa attackiert und mit dem Gegenentwurf eines "wahren Europa" konfrontiert", heißt es in dem von der FAZ veröffentlichten Manifest.
Als Autoren dieser geistigen Attacke firmieren – wie Simon Strauss schreibt - eine Gruppe konservativ gesinnter Intellektueller um Robert Spaemann, Roger Scruton, Chantal Delsol, Ryszard Legutko und Rémi Brague. "Das falsche Europa" – so ist in dem Papier zu lesen – "zeichnet sich durch eine geschichtsvergessene und fortschrittsbesessene, universalistische Überheblichkeit aus…"

Rückbesinnung auf Gerechtigkeit, Mitgefühl und Gnade

Angeführt werde dieses falsche Europa "von einer politischen Klasse, die – trunken von den Versprechungen der Globalisierung – supranationale Organisationen schaffe, um ungestört von nationaler Souveränität agieren zu können". Das erschreckende Resultat sei in diesem Zeitbild "eine diskursmüde, konsum- und mediengesteuerte Gesellschaft ohne ideellen Zusammenhalt, die ihren unerfüllten Willen zu Solidarität und Bekenntnis durch eine fanatische Fußballleidenschaft kompensiert."
Was also tun, fragen die Veränderungswilligen. Es gelte das öffentliche Leben in Europa zu re-säkularisieren. Das wahre Europa müsse sich "wieder auf seine Haupttugenden besinnen, die christlichen Ursprungs sind: Gerechtigkeit, Mitgefühl und Gnade". Widersprüchlich nennt der FAZ-Autor das Thesenpapier in seinem Verhältnis zum Islam; und so kommt er zu dem Urteil: "Wie so oft geht auch hier die Gefahrenmeldung leichter von der Hand als die Rettungsplanung. Aber" – so meint Strauss – "als Zeitdokument nicht uninteressant."

Das gesamte Manuskript der Kulturpresseschau vom 13. Oktober 2017 als PDF-Datei.

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