Aus den Feuilletons

Filmfestival in Cannes - Clooney spielt einen "Smart-Arsch"

Die US-Schauspieler Julia Roberts und George Clooney scherzen am 12.5.2016 bei der Premiere von "Money Monster" von Jodie Foster auf dem Roten Teppich beim Cannes Film Festival.
Spaß auf dem roten Teppich in Cannes: Julia Roberts und George Clooney bei der Premiere von "Money Monster". © picture alliance / dpa / Hubert Boesl
Von Gregor Sander |
Jodie Fosters Thriller "Money Monster" lief beim Filmfestival in Cannes außer Konkurrenz: George Clooney spiele darin einen windigen "Smartarsch", freut sich Tobias Kniebe in der "SZ" - und Julia Roberts das Mädel, das am Ende mal wieder die Verantwortung tragen müsse.
Böhmermann, ich kann nicht mehr! Seit Wochen wird in allen Feuilletons berichtet, bewertet und überbewertet und da an diesem Donnerstag das Neo Magazin Royal wieder ausgestrahlt wurde, sind die Zeitungen vom Freitag natürlich voll mit: Böhmermann.
"Schocktherapie"
Titelt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
"Nicht witzig"
lautet die Überschrift im Berliner TAGESSPIEGEL. Und auch wenn das natürlich so alles komplett aus dem Zusammenhang gerissen ist: Mir ist nach Böhmermannverweigerung und deshalb schließe ich mich ungelesen der Schlagzeile zum Thema in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG an:
"Freie Sicht auf Kokolores"
In der SZ gibt es einen Artikel über Facebook und das ist auch so ein Feuilletondauerbrenner. Google, Amazon und Facebook. Und in der SZ heißt es dieses Mal:
"Täglich entscheidet Facebook millionenfach, ob etwas veröffentlicht werden darf oder nicht. Die Regeln dafür sind völlig unklar."
Durch die Lektüre des Artikels von Johannes Boie werden Sie leider auch nicht klarer.

Jodie Fosters "Money Monster" in Cannes außer Konkurrenz

Also ab nach Cannes. Über den roten Teppich hinein ins Festivalkino. Da lief "Money Monster" von Jodie Foster. Zwar außer Konkurrenz, aber dafür mit Julia Roberts und George Clooney. Tobias Kniebe hat's in der SZ so gesehen:
"Clooney ist darin wieder Clooney, also ein windiger, aber nicht unrettbar verlorener Smartarsch; und Roberts ist darin wieder Roberts, das Mädel, das am Ende die Verantwortung trägt. Denn wer bitte soll es sonst machen."
Etwas deutlicher wird Verna Lueken in der FAZ.
"Clooney spielt den schmierig attraktiven Moderator Lee Gates, der mit goldenem Zylinder und obszönen Tanzgesten durchs Studio hampelt, Glücksspielautomaten bedient und Börsentipps gibt, mit denen seine Zuschauer garantiert in kurzer Zeit eine Menge Geld verdienen können."
Der gute George wird dann vor laufender Kamera als Geisel genommen und Julia versucht ihn zu retten. Ihr Urteil Herr Kniebe?
"So nimmt ein solide pulsierender Scharfschützen-warten-schon-Thriller seinen Lauf, in dem alle hektisch von 'High Speed Trading' und 'Algorithmen' reden, ohne eine erkennbare Vorstellung davon, was das sein könnte. Und wenn schon – der Rest funktioniert."

Mit friedliebender Niedlichkeit beim ESC

Seit viel zu vielen Jahren funktioniert nun schon der Eurovision Song Contest. Aber genauso viele Menschen wie jedes Jahr im Mai fassungslos die Augen und Ohren verdrehen vor so viel schlechtem Geschmack und schlechter Musik, genauso viele Menschen versammeln sich jedes Jahr im Mai begeistert vor den Fernsehgeräten. Um in diesem Jahr der 18-jährigen deutschen Kandidatin Jamie-Lee Kriewetz in Stockholm die Daumen zu drücken. Die tritt in bunten Mangakostümen auf, in denen sie wie eine bulgarische Version von Pippi Langstrumpf aussieht.
"Niedlich also möchte sie wahrgenommen werden",
urteilt Jan Feddersen in der TAZ:
"Das heißt für sie 'friedlich', weil die 'Welt friedlich sein sollte'. Um gleich anzufügen, sie sei nicht politisch, aber wer als niedlich empfunden wird, erntet keine Aggressionen."
Wer dem nicht ganz zustimmen möchte, schließt sich vielleicht dem Wunschtraum von Thomas Hahn in der SZ an:
"Das wäre mal eine Überraschung, wenn nicht ein textsicheres Strahlegesicht beim ESC starten würde. Sondern ein mürrischer Mensch, der bei der 80. blöden Frage im achten Tagesinterview aus der Haut fährt und auch mal quer zum Geschäft mit der verwechselbaren Popmusik denkt."

Abschied vom stoischen Trio-Trommler

Ja, das wäre tatsächlich mal was. Das wäre dann vielleicht einer, wie Peter Behrens, der Schlagzeuger von Trio. Der ist nun 68-jährig gestorben und die Feuilletons sind sich in ihrer Wertschätzung einig.
"''Da, da, da' von Trio ging um die Welt, weil es banal und vertrackt war, einfältig und schlau, minimalistisch und mehrdeutig."
"An der Trommel stand Peter Behrens und verzog keine Miene, ein Clown und Werktätiger auf Musik- Schicht, damals schon Ritter von der traurigen Gestalt."
Und Jan Kedves von der SZ ist sicher:
"Niemand spielte anmutiger mit der Axt die Triangel. Niemand trommelte stoischer den Marsch ins Standschlagzeug."
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