Aus den Feuilletons

Fernsehlügen und unverständliche Algorithmen

Moderator Johannes B. Kerner (r) sitzt in Köln (Nordrhein-Westfalen) in der ZDF-Show "Deutschlands Beste - Männer" neben seinen Gästen: Comedian Olaf Schubert (l-r), Comedian Michael «Bully» Herbig, Sportlerin Maria Höfl-Riesch, Journalist Claus Kleber, Sportler Franz Beckenbauer und Moderator Günther Jauch. Im Hintergrund ein Bild von Politiker Helmut Schmidt, der auf Platz Eins gewählt wurde.
Die Show erregt die Feuilleton-Gemüter: "Deutschlands Beste" im ZDF mit Johannes B. Kerner © picture alliance / dpa / Caroline Seidel
Von Klaus Pokatzky · 17.07.2014
Die Feuilletons lassen sich über die Schiebereien auf der Rangliste bei der ZDF-Sendung "Die Besten" aus. Die "Berliner Zeitung" etwa erinnert sich, dass dies nicht das erste Mal war. Die "Süddeutsche" beschäftigt sich demnächst mit Algorithmen - und erklärt hoffentlich, was das ist.
"Gegen die umstrittene RTL-Kochsendung 'Henssler hinter Gittern' gibt es aus Sicht der Niedersächsischen Landesmedienanstalt keine Bedenken."
Das teilt uns die BERLINER ZEITUNG mit zu einer neuen Sendung, in der der Fernsehkoch Steffen Henssler Strafgefangenen in der Justizvollzugsanstalt Bremen-Oslebshausen das Kochen beibringt.
"Das Landeskriminalamt (LKA) Hannover hatte die Ausstrahlung scharf kritisiert. Unter anderem nehme einer der Haupttäter eines Verbrechens in einem Restaurant im niedersächsischen Sittensen vom Februar 2007 teil. Damals waren sieben Menschen getötet worden."
Das nächste Mal kann der Mann da in der Küche arbeiten.
"Die Show "Die Besten" wird es nicht mehr geben."
Das lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über eine Sendung der besonderen Art im öffentlich-rechtlichen ZDF.
"Im Sender wurde offenbar gelogen, dass sich die Balken bogen und das Gebäude zusammenbrach,"schreibt Michael Hanfeld. Die von Johannes B. Kerner moderierten Shows "Deutschlands beste Männer" und "Deutschlands beste Frauen" hatten am 2. und 3. Juli jeweils mehr als vier Millionen Zuschauer verfolgt. In den Sendungen präsentierte der Sender die angeblich nach Umfragen beliebtesten 50 Frauen und Männer,heißt es in der BERLINER ZEITUNG. "Vor der Sendung," so die FRANKFURTER ALLGEMEINE, "legte die Redaktion noch einmal Hand an und bog die Reihenfolge der "Besten" nach eigenem Gusto um. Eine komplette Farce, von der die SPD-Politiker Hannelore Kraft (die im Studio saß) und Frank-Walter Steinmeier ebenso profitierten wie der "heute journal"-Moderator Claus Kleber."Und nun ist der Unterhaltungschef des ZDF Oliver Fuchs zurückgetreten. "Er sollte neue Ideen nach Mainz bringen", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN über den 46-Jährigen, der erst im Oktober 2012 zum Mainzer Sender gekommen ist.
"Außerdem musste die für die Sendungen zuständige Teamleiterin ihre Führungsposition niederlegen",schreibt Björn Wirth in der BERLINER ZEITUNG und erinnert an eine andere Mainzer Manipulation vor der Zeit von Oliver Fuchs:
"Bereits im November 2007 soll das ZDF am Ranking der Sendung "Unsere Besten - Musikstars aller Zeiten" geschraubt haben. Damals ging es darum, einen Song der Böhsen Onkelz nicht auf Platz eins zu lassen, wie hätte das auch ausgesehen? Statt der unter Rassismusverdacht stehenden Band wurde der gute alte Wolfgang Amadeus Mozart zum ersten Musikstar aller Zeiten gekürt."
Aber der hat das ja auch verdient - oder?
"Heute schon was im Internet gesucht?", fragt die SÜDDEUTSCHE. "Eine Nachricht verschickt?"Oder eine schöne Mozart-Sonate? "Womöglich auf einem handtellergroßen Gerät?"Das alles - ohne Mozart - will Andrian Kreye von uns wissen und er weiß, dass das alles in digitalen Zeiten nicht mehr ohne Algorithmen geht. "Nur - wer weiß schon, was ein Algorithmus ist?"
Das wissen wir nach Lektüre seines Artikels auch nicht; aber klug wundersam klingt solch ein Satz: "Es ist aber nicht nur so, dass Algorithmen nicht physisch oder logisch nachvollziehbar sind, sie sind auch ein großes Geheimnis." Das bleiben sie auch - umso mehr freuen wir uns auf die Ankündigung des Feuilletonchefs: "Das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung wird sich in den kommenden Wochen und Monaten verstärkt mit dieser neuen Weltsprache befassen."Und vielleicht erklärt es uns ja auch irgendwann, was Algorithmen sind.
Captain America ist künftig schwarz, erfahren wir aus der BERLINER ZEITUNG über den amerikanischen Comic-Helden, der bisher weiß war. Das teilte das Unternehmen Marvel Comicsmit:"Einen Tag nach der Ankündigung, dass Thor künftig als Frau erscheint." Für die, die nur Entenhausen und Asterix als Comics kennen, sei gesagt: Thor ist ein Superheld nach dem Donnergott Thor. Jetzt also Göttin. Nun fehlt nur noch, dass sich Gustav Gans endlich outen darf.