Aus den Feuilletons

Endlich vorbei

Moderator Markus Lanz und seine Gäste bei der letzten "Wetten, dass ..?"-Sendung in Nürnberg
Tschüß: Markus Lanz, Moderator der ZDF-Show "Wetten, dass...?", und seine Gäste bei der letzten Sendung © dpa / picture alliance / David Ebener
Von Tobias Wenzel · 14.12.2014
Auch die letzte Ausgabe von "Wetten, dass ..?" mit Moderator Markus Lanz glänzte durch Langeweile und Peinlichkeiten. "SZ", "FAZ" und "taz" finden auch zum Abschied kein gutes Wort über die einst legendäre ZDF-Show.
"Nun ist es endgültig vorbei. Am Samstag lief das letzte Mal 'Wetten, dass ..?' Was möchten Sie zum Abschied noch sagen?“,
fragt die TAZ Friedrich Küppersbusch. Und der antwortet:
"Bis bald. Bei manchen Formaten hülfe die Feuerbestattung."
Die Fernsehkritiker der Feuilletons vom Montag befürchten dagegen keine Rückkehr der in Deutschland weltberühmten Sendung. Dafür erweisen sie sich als ähnlich bissig wie Friedrich Küppersbusch. Die letzte Sendung sei wohl
"das Langweiligste" gewesen, was "das deutsche Fernsehen im gesamten Advent"
zu bieten habe, schreibt Oliver Jungen in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Die Fragen des Moderators kamen dem Kritiker "geist- und temperamentlos" vor:
"Komplett daneben langte Markus Lanz allerdings gegen Ende, als er den seit einem Unfall bei einer Wette vor vier Jahren querschnittsgelähmten und hier vorgeführt wirkenden Samuel Koch allen Ernstes fragte, ob er aus dem Unfall für sich 'etwas Sinnhaftes' habe herausziehen können."
Auch David Denk hat für diesen verbalen Fehltritt von Markus Lanz kein Verständnis. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG fragt er:
"Was ist das? Mangelnde Vorbereitung? Hybris?“
"Das war doch klar! Dieser Jungen von der FAZ und der Denk von der SZ, die haben sich mit all den anderen gekauften westlichen Schmierfinken zusammengetan, um das antiimperialistische 'Wetten, dass ..?' hinzurichten!“
Verschwörungstheorien auf Friedensdemo
Das oder ähnlich Abstruses denken vielleicht jene Anhänger von Verschwörungstheorien, die Richard Herzinger von der WELT am Samstag vor dem Schloss Bellevue in Berlin beobachtet hat. Dort wollten die selbsternannten Friedensaktivisten, darunter laut Herzinger DKP-Anhänger, Antiwestler und Verschwörungstheoretiker, gegen den in ihren Augen "kriegstreiberischen" Bundespräsidenten und die angeblich nimmersatte Nato und für Russland demonstrieren. Herzinger berichtet nun, wie ukrainische Teilnehmer eines Berliner Kongresses zu den intolerant bis aggressiv wirkenden Friedensdemonstranten dazustießen:
"Ein älterer Herr meinte eine junge Frau aus der Schar der Ukrainer darüber belehren zu müssen, dass die Kiever Regierung 'in zentralen Positionen' von 'Faschisten' besetzt sei. Auf die Frage, wie er es sich dann erkläre, dass die Rechtsextremisten und Neonazis Westeuropas geschlossen hinter Putin stehen und keineswegs hinter der 'faschistischen' Ukraine, wusste er keine Antwort.“
"Russland empfindet keine Angst", schreibt Romain Leick im neuen SPIEGEL.
"Sein Einschüchterungsgehabe ist ein Reflex seines Minderwertigkeitsgefühls, das Ressentiment einer ökonomisch, demokratisch und zivilgesellschaftlich zurückgebliebenen Nation, die den zivilisatorischen Abstand zu Europa mit einem Kult der Stärke kompensiert.“
Leick warnt davor, die Ukraine im Stich zu lassen:
"Es gilt, das geistige Erbe der Französischen Revolution gegen Russland zu verteidigen.“
Heinrich-Heine-Preis
Von der Französischen Revolution hat auch Alexander Kluge in seiner Dankesrede zum Heinrich-Heine-Preis 2014 gesprochen. Die SZ druckt diese Rede nun ab. Und somit auch das Nietzsche-Zitat, das Kluge bemüht hat:
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“
Und was wäre der Dirigent ohne Taktstock? Lucas Wiegelmann geht der Frage in seiner Glosse für die WELT nach. Inspiriert von einer Meldung, die die Salzburger Polizei am Samstag veröffentlicht hat:
"Unbekannte Täter beschädigten in der Nacht zum 13. Dezember 2014 die Bronzeskulptur des Herbert von Karajan am Elisabethkai in Salzburg. Die Täter hatten den Dirigentenstab der Statue abgebrochen."
Die österreichische Presse gehe von wahllosem Vandalismus aus, schreibt Wiegelmann, merklich enttäuscht von dieser humorfreien Deutung. Wiegelmann hat dagegen "das Richard-Wagner-Museum in Bayreuth" in Verdacht,
"das bald einen großen Neubau einweiht und traditionell unter einem Mangel an Originalexponaten leidet.“
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