Aus den Feuilletons

Die Stilikone für Silberfüchse

04:08 Minuten
Der US-Schauspieler George Clooney
Hollywood-Schauspieler und Frauenschwarm George Clooney feiert seinen 60. Geburtstag. © picture alliance/dpa/Lehtikuva | Heikki Saukkomaa
Von Gregor Sander · 04.05.2021
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Wenige würden "so unverschämt attraktiv" ergrauen wie der US-Schauspieler George Clooney, meint die "NZZ" und gratuliert ihm so zum 60. Geburtstag.
"Meine Aufgabe ist es erst einmal, die Dinge noch komplizierter zu machen, als sie sind."
Mit diesem gleichermaßen interessanten wie eigenartigen Satz werden wir in ein Interview in der TAZ gezogen. Gesagt hat ihn. Sie ist Literaturwissenschaftlerin an der TU Dresden und in der Literatur ist der Baum ihr Freund. Oder wie sie es sagt: "In der Literatur ist noch viel zu tun, was ein komplexes Mensch-Baum-Verhältnis angeht."
Astrid Kaminski, die in der TAZ die Fragen stellt, möchte wissen, wie diese menschliche Baumwerdung literarisch funktioniert und bekommt Folgendes erklärt: "Literatur kann in einem fiktionalen Text von ganz anderen Wirklichkeiten ausgehen, ohne dass sie diese gleich 'verantworten' oder 'erklären' muss. Wenn in einem literarischen, fiktionalen Text ein Baum spricht, dann spricht er! Und es ist erst einmal überhaupt nicht wichtig, ob das in Wirklichkeit geht."

Patentrechte aussetzen?

Es ist dann aber die Wirklichkeit, die uns von diesem literarischen Baum in der TAZ steigen lässt, um gemeinsam mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu überlegen: "Sollte man das Patentrecht aussetzen? Und könnten auch andere Firmen die Impfstoffe herstellen?"
Für diese Frage, die schon so alt ist, wie der Corona-Impfstoff auf dem Markt, wurde die ganze erste Seite freigemacht. Drei verschiedene Artikel beleuchten den Fall. Catrin Lorch und Alex Rühle erinnern an eine Aktion des Berliner Künstlerkollektivs Peng!, die im Februar ein Plakat mit einer Frau im weißen Kittel vor das Biontech-Werk hängten. Darauf stand:
"Deine Arbeit kann Leben retten. Oder Gewinne maximieren." Darunter die Aufforderung "Leake den Biontech Impfstoff!" sowie ein Link zu einer dafür aufgesetzten Website: Biontech-leaks.org.

Impfstoffherstellung ist nicht wie Kuchenbacken

Gemeldet hat sich auf diese Aktion allerdings niemand. Vermutlich hatte aber auch niemand damit gerechnet. Es ist dann der Artikel von Werner Bartens, der erklärt, warum das mit der Freigabe der Impfstofflizenz nicht so einfach getan ist: "Es ist nicht allein die Economy, stupid, sondern die Produktionstechnik. Und wer die nicht beherrscht, dem nützt alles Geld der Welt nichts."
Was genauer gesagt heißt: "Mit der Gebrauchsanweisung für die Herstellung von mRNA-Vakzin verhält es sich nicht wie mit Großmutters Donauwelle, deren Rezept nur bei Chefkoch.de hochgeladen werden muss, damit alle Welt sie nachbacken kann. Produktion und Abfüllung sind aufwendig. Zudem sind etliche Ausgangssubstanzen knapp. Doch selbst wenn diese Hindernisse überwunden werden, ist es alles andere als trivial, die Herstellung von überschaubaren Mengen im Labor auf einen industriellen Maßstab hochzufahren."
Wenn wir die SZ richtig gelesen haben, wird es also auf die Solidarität der reichen mit den armen Ländern ankommen und weniger auf die Aushebelung des Patentrechts, um diese Pandemie zu beenden.

George Clooney wird 60

"Selten ist einer öffentlich so unverschämt attraktiv ergraut", schwärmt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Wer anders soll damit gemeint sein als George Clooney, über den Urs Bühler Folgendes weiß:
"Nun also tritt dieser Kerl, keck und klassisch zugleich, tatsächlich in jenes Lebensjahrzehnt ein, das bürgerliche Daseinsformen in den Ruhestand zu führen pflegt."
Das ist die feuilletonistische Umschreibung der einfachen Tatsache, dass die "Stilikone für Silberfüchse" 60 Jahre alt wird. Aber auch wenn Clooney für Tarantino, Soderbergh und die Coen-Brüder vor der Kamera stand, wenn er inzwischen selber Regie führt und sogar die Windeln seiner Zwillinge wechseln kann, erinnern auch wir uns gern daran, wie alles begann:
"Zehn Jahre lang hat George Clooney, aufgewachsen in einer Kleinstadt in Kentucky als Sohn einer Schönheitskönigin und eines Moderators, im Schauspielfach wenig Aufsehen erregt. Das ändert sich 1994 schlagartig mit der Fernsehserie 'Emergency Room': Als Kinderarzt Dr. Ross, ein dem Alkohol und den Frauen zugeneigter Lebensretter, setzt er den Standard für Womanizer im weißen Kittel."
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