Aus den Feuilletons

"Die möglichen Lösungen liegen vor unseren Füßen"

James Thornton (li.) und Alan Andrews von der gemeinnützigen Umweltrechtsorganisation ClientEarth am Russell Square. James Thornton CEO (red tie) and Alan Andrews, lawyer from Client Earth pictured at Russell Square, London London London England Russell Square PUBLICATIONxNOTxINxUK Copyright: xDanielxHamburyx James Thornton CEO Red Tie and Alan Andrews lawyer from Client Earth Pictured AT Russell Square London London London England Russell Square PublicationxNotxInxUK Copyright xDanielxHamburyx
James Thornton (li.) und Alan Andrews von der gemeinnützigen Umweltrechtsorganisation "ClientEarth". Thornton ist laut "FAZ" einer der meistgehassten Umweltaktivisten. © imago stock&people
Von Ulrike Timm · 16.12.2018
Die "FAZ" hat den Gründer der Umweltrechtsorganisation "ClientEarth", James Thornton, interviewt. Er sieht das Regelbuch, das bei dem Kattowitzer Klimagipfel verabschiedet wurde als Hebel, um vor Gericht gegen Untätigkeit und Betrugsversuche vorzugehen.
Die Klimaschützer von Paris haben jetzt ein Regelwerk, die FAZ hat den Mann besucht, der den Plan dazu hat: James Thornton, Gründer und Chef von "ClientEarth", gilt vielen als der "derzeit erfolgreichste Umweltaktivist der Welt, und deshalb auch einer der meistgehassten."
Er will dafür sorgen, dass "alle Regionen mit zu hoher Luftverschmutzung gezwungen werden, etwas für die Gesundheit ihrer Bürger zu unternehmen", und das "Regelbuch für Paris, das jetzt bei dem Kattowitzer Klimagipfel beschlossen wurde, ist für Thornton der Hebel, um vor Gericht gegen Untätigkeit und Betrugsversuche vorzugehen".

China als Hoffnungsträger in der Umweltschutztechnologie

Joachim Müller-Jung hat den Umweltkämpfer, der ein weltumspannendes Netzwerk aus Juristen und Wissenschaftlern führt, in London besucht, und inmitten von "Räucherstäbchenatmosphäre und Teeduft" auch unbequeme Ansichten erfahren. Allen Menschenrechtsfragen zum Trotz, "Umweltschutz- und Umwelttechnologie betreffend sei China heute der große Hoffnungsträger.
Im Elektrofahrzeugmarkt etwa sei man dort deutlich voraus: 'Die deutschen Autofirmen-Vorstände sind kluge Leute, sie müssten ihre technologische Chance erkennen, stattdessen aber erleben sie vielleicht gerade ihr Kodak-Moment'", meint Thornton. Kodak, zur Erinnerung, hat auf eigenes Betreiben und Beschluss den Einstieg ins digitale Fotogeschäft verpasst und ist daran bankrottgegangen. Allen schwarzen Prognosen zum Trotz bleibt Öko-Anwalt Thornton Optimist: "In dem Moment der Geschichte, in dem die größten Umweltprobleme zutage treten, liegen vor unseren Füßen auch die möglichen Lösungen". Hoffen wir, dass er Recht behält.

Theater spielen als existentielle Selbstvergewisserung

"Ich erwarte das Neue. Das Unabgesicherte" sagt kein Ökoaktivist, sondern der Schauspieler Edgar Selge dem TAGESSPIEGEL. Selge feiert gerade mit der Dramatisierung von Houllebecqs Roman Unterwerfung auf der Bühne Triumphe und sieht sich ganz auf der Seite der jungen Theatermacher.
"Wir machen Theater um zu wissen, wer wir sind. Wir spielen, weil wir eine existentielle Selbstvergewisserung suchen". Und die Aufführungen älterer Theaterheroen, die er einst geliebt habe, könnten das heute naturgemäß nicht mehr einlösen. Das Interview mit Edgar Selge steht im TAGESSPIEGEL.

Portraits von Städten, die vom Front National regiert werden

Nicht dem Schöngeistigen, sondern der harten Realität verschreibt sich der französische Fotograph Vincent Jarousseau, wenn er alle paar Monate die Kleinstadt Denain besucht und den Bewohnern beim Leben zuschaut. Was mittlerweile bedeutet: Beim Überleben. "Wer sind die Unzufriedenen in den gelben Westen?" fragt die SÜDDEUTSCHE.
Das fragen derzeit viele, aber wenn Jarousseau über die sozialen Hintergründe des Protests berichtet, bekommen die vielbeschworenen kleinen Leute nicht nur ein Gesicht, der Fotojournalist hat vielen Kollegen gegenüber einen Informationsvorsprung: seit langem portraitiert er Städte, die vom Rassemblement National, ehemals Front National, regiert werden. "Draußen", so titelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.

Kooperation von Philologie und Informatik

Die FAZ meint "Zu viele Noten können es gar nicht sein" und vermeldet den Start der Digital-Interaktiven Mozart Edition, einem "Sprung in ein 'neues Zeitalter', der Kooperation von Philologie und Informatik." Bemerkenswert daran ist nicht nur, dass Partituren und Stimmen jetzt digital verfügbar sind, dass man sich Noten mosaiksteinmäßig auch als Einzelstimmen anschauen wie anhören kann, bemerkenswert an der Edition sei weniger, was sie heute ist, als was sie einmal sein könnte."
Nicht zuletzt ein Steinbruch für die eigene Phantasie, frohlockt Christiane Wiesenfeldt, denn mithilfe einer Musik-Computersprache könne man bald "Teile aus den Werken beliebig kombinieren, quasi als 'Meine kleine Nachtmusik'": Dass Mozarts Musik – im Original – noch viele Generationen faszinieren wird, sei ohnehin sicher, meint die FAZ. Das meinen wir auch.
Schicken aber dem Projekt "meine kleine Nachtmusik" noch fix eine Schlagzeile aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG hinterher: "Beifall ist ein Geschenk, das man nicht einfordern kann".
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