Aus den Feuilletons

Der gute Geist des Geldes

US-Dollar-Scheine
Ob Dollar oder britisches Pfund: Auch soziale Unternehmen brauchen Startkapital. © picture alliance / dpa / Xie Zhengyi
Von Adelheid Wedel |
Wie lässt sich Geld wirtschaftlich und sozial sinnvoll einsetzen? Damit beschäftigt sich eine ökonomische Bewegung in London. Sogar eine Art Zentralbank für soziale Unternehmen wurde gegründet, schreibt die "SZ".
"Die meisten Debatten über den Kapitalismus verlaufen nach dem Muster Wachstum – Profit – Gier. Es gibt aber auch eine neue Schule des pragmatischen Denkens, die Ethik und Gewinn nicht mehr als Gegensatz sieht",
lesen wir verwundert über den guten Geist des Geldes in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Felix Stephan gibt eine beeindruckende Einführung in diese neue pragmatische Denkart aus London, als deren zentrale Figur Ronald Cohen genannt wird. Er
"ist heute einer der Väter des Risikokapitals, jenem Modell, bei dem Investoren jungen Firmen Geld und Expertise zur Verfügung stellen, damit diese wachsen können".
Dabei geht es Cohen vor allem um jene
"kleinen jungen Unternehmen, die nicht einfach nur Rendite erwirtschaften, sondern konkret die Welt verbessern wollen, also einem sozialen Zweck dienen und trotzdem Profite abwerfen".
Als Beispiel dafür wird die Mikroversicherung ACRE genannt.
"Die Firma versichert derzeit 185.000 afrikanische Kleinbauern gegen Trockenheit und garantiert ihnen so jedes Jahr, dass sie unabhängig vom Wetter weder verhungern noch zur Flucht genötigt werden. Und obwohl das wie staatliche Entwicklungshilfe aussieht, ist das Geschäftsmodell profitabel."
Auf Cohens Denken basierend wurde in England "Big Society Capital" gegründet, eine Art Zentralbank für soziale Unternehmen. Britische Großbanken wurden um Spenden gebeten. Lloyd, Royal Bank of Scotland, HSBC und Barcleays überwiesen jeweils 50 Millionen Pfund, am Ende standen insgesamt 600 Millionen Pfund zur Verfügung. Matt Robinson, der Strategiechef der Bank, erklärt:
"Wenn heute jemand seine Arbeitskraft für etwas sozial Sinnvolles einsetzen möchte, muss er meistens auf materiellen Wohlstand verzichten. Dabei sollte es genau andersrum sein. Es geht darum, das Geld dorthin zu verschieben, wo intelligente Menschen aufregende Dinge erfinden, also nicht in die Finanzindustrie."
Fürsprecher dieser Ideen finden Cohen und Robinson in den jungen Menschen,
"die nach den unterschiedlich gescheiterten kapitalistischen und sozialistischen Versuchen ihrer Eltern jetzt auf der Suche nach einem dritten Weg sind".
Der Autor resümiert in der Süddeutschen Zeitung:
"Es ist eine leise, pragmatische Revolution von unten."
"Closer to Gaza" - eine Benefiz-Aktion während der "Berlin Art Week"
Die Tageszeitung DIE WELT informiert über eine Benefiz-Auktion während der "Berlin Art Week", die den Kriegsopfern im Nahen Osten helfen will. Gesine Borcherdt setzt ihrem Artikel die Bilanz der Weltgesundheitsorganisation WHO voran, in der die Toten, Verletzten, die zerstörten Krankenhäuser und Kliniken und die Zahl der Obdachlosen der jüngsten Nahost-Krise aufgelistet werden. Sie schreibt:
"Für Auktionen spielt die politische Lesart meist keine große Rolle, in der Auktion 'Closer to Gaza' schon."
Sie wird organisiert von den aus Israel stammenden und in Berlin lebenden Künstlern Dani Gal und Assaf Gruber, gemeinsam mit dem Kulturförderverein L 40. Der Erlös geht an die NGOs "The Palestinian Medical Relief Society" und "Physicians for Human Rights – Israel", die sich seit vielen Jahren für ein friedliches Zusammenleben der Menschen in Israel und Palästina einsetzen. Rund 160 Künstler haben Werke in Höhe eines insgesamt sechsstelligen Werts zur Verfügung gestellt.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG berichtet Nils Minkmar, welch verheerende Wirkung das Buch über Frankreichs Präsidenten "Merci pour ce moment" in unserem Nachbarland entfaltet.
"In diesen Tagen lesen Hunderttausende das Buch von Hollandes ehemaliger Lebensgefährtin Valérie Trierweiler."
Verschiedene Passagen liest man mit Bestürzung, schreibt Minkmar.
"Doch es ist nicht der Abrechnungscharakter, der das Buch gefährlich macht. Trierweiler bestätigt als Kronzeugin, dass die Eliten kalt und selbstbezogen agieren und dass die einzigen wirklichen Menschen unter den kleinen Leuten zu finden sind, den Köchen, Dienstboten und Gärtnern der Paläste."