Aus den Feuilletons

Das Kreuz mit dem Kreuz

Bayerns Ministerpräsident Söder bringt nach dem Beschluss des Landeskabinetts zur Aufhängung von Kreuzen ein erstes Exemplar in der Staatskanzlei an.
Bayerns Ministerpräsident Söder bringt ein Kreuz in der Staatskanzlei in München an. © dpa / Peter Kneffel
Von Adelheid Wedel · 29.04.2018
Bayern und die Kreuze in Behörden-Gebäuden nimmt unter anderem die "Welt" kritisch unter die Lupe. Wird hier nicht gegen die religilös-weltanschauliche Neutralität des Staates verstoßen? Die "FAZ" beschäftigt sich mit russisch-deutschen Klischees.
"Der Staat darf sich nicht mit einer Religion identifizieren", so die Überschrift und zugleich zusammenfassende Aussage in der Tageszeitung DIE WELT. "Einer der besten Kenner des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in Deutschland" ist Horst Dreier, Professor für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er unterzieht einen Beschluss des Bayerischen Kabinetts einer verfassungsrechtlichen Prüfung, in dem es heißt, dass ab 1. Juni im Eingangsbereich aller bayerischen Behörden Kreuze anzubringen sind.
"Als durchsichtiges politisches Manöver" wird das von vielen abgewiesen, "aber so funktioniert Politik nun einmal", so der Professor. Auch "der Einwand einer Instrumentalisierung der Religion zu politischen oder gar parteipolitischen Zwecken" müsse man, laut Dreier, konzedieren. Das gehöre zum alltäglichen Geschäft demokratischer Politik und "zwar völlig legitimerweise".

In öffentlichen Gebäuden greifen andere Maßstäbe

Aber, so fährt er fort: "Bei der Präsentation des Kreuzes als des zentralen christlichen Glaubenssymbols in staatlichen Amtsgebäuden liegen die Dinge freilich anders, greifen doch andere Maßstäbe". Zu fragen sei: "Liegt in dieser Anordnung eine Verletzung des Gebotes religiös-weltanschaulicher Neutralität des Staates und somit ein Verstoß gegen Vorgaben des Grundgesetzes?" Dreier setzt sich mit dieser Frage auseinander und empfiehlt eine Lösung, ganz ohne Neutralitätsverstoß.
"Die Zukunft der Literatur ist weiblich", behaupten Eva Berger und Edith Kresta in der Tageszeitung TAZ nach dem Besuch des African Book Festival in Berlin, das sie "klasse und lebendig" fanden. "Es lieferte Einblicke in die Schreibwelt der afrikanischen Diaspora, die teilweise eine transkontinentale und höchst kosmopolitische Literatur hervorbringt", so die beiden Autorinnen.
37 Schriftsteller*innen (davon 22 weiblich) waren zu diesem ersten Festival von und für afrikanische Autoren eingeladen, "Afrikanisch bedeutete hier weniger Nationalität oder Wohnort, gemeint waren vor allem Autor*innen, die in Afrika geboren wurden oder Familien haben, also Weltbürger mit afrikanischen Wurzeln", schreibt die Zeitung. Kritischer beurteilt Anna Gyapjas in der BERLINER ZEITUNG das Treffen im Kino Babylon. An drei Tagen gab es Diskussionen zu Themen wie afrikanische Identität oder Dekolonialisierung des Denkens. "Dabei", bemängelt die Autorin, "geriet der Blick auf diese interkontinentale Szene eurozentristisch".

Klischees auf beiden Seiten

Wenn eine Überschrift lautet: "Deutsche Ordnung, russische Tyrannei" kann es sich nur um Vorurteile handeln. Ja, so die Schriftstellerin Olga Martynova , die derzeit in Frankfurt am Main lebt. Sie berichtet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG von einer dreiwöchigen Lesereise durch Russland und schreibt: "Der Vorurteile zwischen beiden Ländern sind viele, die offizielle Stimmung war lange nicht mehr so frostig."
In Sankt Petersburg, Nischnij Nowgorod, Moskau, Nowosibirsk und Ufa wurde sie mit vielen Fragen konfrontiert und so vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt: "In Deutschland versuche ich, die medialen Verzerrungen über Russland zu korrigieren und umgedreht in Russland die über Deutschland." Die Frage einer jungen Journalistin macht sie nachdenklich, "ob die Deutschen eine Konfrontation mit Russland wollten, was ich mit 'nein' beantworte. Sage ich die Wahrheit? Ich glaube ja, mit dem Vorbehalt, dass es nicht 'die Deutschen' gibt, wie auch nicht 'die Russen', sondern viele verschiedene Menschen."

Marx - kleiner als geplant

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt uns den chinesischen Bildhauer Wu Weishan vor, dessen monumentale Marx-Statue am 5. Mai in Trier enthüllt werden soll. Kai Strittmatter hat ihn in Peking besucht und erzählt, wie der Künstler zu seinem Auftrag kam. Er meint: "Großer Philosoph, große Idee, großes China. Es musste ein Koloss sein", kommentiert die SZ und fügt hinzu, "aber mit fünf Meter fünfzig hoch wird die Statue zur Erleichterung der Trierer kleiner als ursprünglich geplant".
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