Darf ein Käufer erworbene Kunst zerstören?

Vor dem Bundesgerichtshof wird über das "Mannheimer Loch" entschieden - und damit über die Frage, ob der Käufer eines Kunstwerk mit dem Erwerb des Werks auch die Erlaubnis zur Zerstörung desselben gekauft hat. Die Künstlerin verlangt Entschädigung.
"Das zerstörte Loch" lesen wir in der TAZ und sind sofort elektrisiert. Wie kann man ein Loch zerstören – ist doch gar nix drin. Und ein Loch entsorgen, wie soll das gehen? Wir lernen fix: Das geht in der Kunst. Und das geht in Mannheim. Beim Mannheimer Loch nämlich stellt sich nicht die Frage, ob das Kunst sei, wohl aber die, ob das weg kann.
Der Reihe nach, das ist kompliziert: Das Mannheimer Loch löcherte sich gewollt, glasgeschützt, bestellt und gefertigt durch gleich mehrere Stockwerke der Mannheimer Kunsthalle – die hatte es als Werk der Künstlerin Nathalie Braun angeschafft und streitet sich jetzt mit ihr darum, ob sie das Loch wieder abschaffen und damit Kunst zerstören durfte.
Kunst fiel Umbaumaßnahmen zum Opfer
Der Bundesgerichtshof soll klären: "Darf der Käufer eines Kunstwerks dieses vernichten? Oder verletzt er damit Urheberrechte des Künstlers?" Für das Loch war der Zwist lebensentscheidend bzw. todbringend, denn die Kunsthalle hat umgebaut – und da war das Loch, HHole for Mannheim, im Wege. Ob es jetzt gefüllt ist, ob man es woanders Loch hätte sein lassen können – das ist hier nicht die Frage. Aber die juristischen Probleme um ein nicht mehr vorhandenes Loch sind spannend, die TAZ sammelt schon mal unterschiedliche Stimmen.

Ein Teil des Kunstwerks "HHole" von Nathalie Braun Barends in der Kunsthalle Mannheim, auch als "Mannheimer Loch" bekannt. © dpa-Bildfunk / Ronald Wittek
Die Stadt Mannheim meint, mit dem Kauf auch das "uneingeschränkte Zerstörungsrecht" eingekauft zu haben, das Urheberrecht könnte dieses Recht einschränken – um dem Künstler zu ermöglichen, "in seinem Werk fortzubestehen und auch weiter am künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen". "Damit schaffen Sie Kunst für die Ewigkeit", warnt der Anwalt der Kunsthalle den Bundesgerichtshof, der Anwalt der Künstlerin argumentiert: "Natürlich muss eine Kunsthalle umbauen können, wenn es der Brandschutz erfordert… Sie darf aber ein Kunstwerk nicht nur deshalb abbauen, weil es ästhetisch nicht mehr gefällt." Und damit wird der BGH in wenigen Wochen weitreichender entscheiden als die Frage Loch oder nicht Loch vermuten lässt, im Loch ist viel drin, die Story dazu findet sich in der TAZ.
Der utopische Knöterich
Jetzt brauchen wir aber dringend Kunst mit was drin. Kriegen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Ein Münchner will aus der Wüste in Ägypten einen blühenden Sehnsuchtsort machen" und Gerhard Matzig war "zu Besuch in einer Welt, in der sich Architektur und Städtebau mit dem Knöterich zur Utopie verbinden".
"Gott ist ein Blumenhändler" frohlockt er in der SÜDDEUTSCHEN, ein solcher nämlich hatte die Idee, wie man das schaffen könnte, aus der Wüste dauerhaft eine Oase zu machen mit Platz für 150.000 Einwohner – Pflanzen ranken sich pflegeleicht, schwebend, kaum Nährstoffe brauchend und natürlichen Temperatur- und Schallschutz bietend so trickreich um Gerüste, dass es tatsächlich hält.
Der die Wurzeln überreden kann
Meint der Erfinder. Seine Technik, in der SÜDDEUTSCHEN "Wurzel-Überredungskunst" genannt, könnte klappen, Kollege Matzig verleitet die Begeisterung jetzt schon zu dem Satz "Am Ende sind es doch noch die Gärtner, die die Welt retten". Und jedes Loch in der Hauswand beschirmt der Knöterich!
"Was ist, wenn der Preis lügt?" fragt die FAZ und rechnet vor: "das Auto verursacht Schäden, die von der Gesellschaft getragen werden" und nennt z.B. Folgekosten von Unfällen, Luftverschmutzung, Umwelt- und Klimaschäden.
Wären diese "externen Kosten" eingepreist, "käme nicht nur die Klimapolitik in Bewegung". Und: "Sollte Deutschland es nicht schaffen, den Verkehr auf eine solidere Grundlage zu stellen, wird sich das aller Voraussicht nach schon in naher Zukunft ökologisch und ökonomisch rächen", meint die FAZ – und das Loch, dass eine neue Politik erstmal in diverse Kassen reißt, wäre auf lange Sicht überbrückbar.
Schauen wir noch kurz in die NZZ, die stopft heute nämlich jedes Loch. Mit zehn Kilo Goethe. Eine neue "Faust"-Ausgabe macht es "zum ersten Mal ist es möglich, jeden Schritt in der Komposition des Werkes nachzuvollziehen". Jeder Schnipsel drin, den Goethe letztlich doch versenkte… wo auch immer!