Aus den Feuilletons

Blumen für Ai Weiwei

Alexander Ochs, Co-Initiator des Appells "Freiheit für Ai Weiwei" im Jahr 2011, Rechtsanwalt Peter Raue und Klaus Staeck (von links nach rechts), Präsident der Berliner Akademie der Künste, geben im Martin-Gropius-Bau in Berlin vor einer Leinwand mit dem Portrait des chinesischen Künstlers Ai Weiwei eine Pressekonferenz.
Pressekonferenz mit Videobotschaft von Ai Weiwei © dpa / picture alliance / Stephanie Pilick
Von Gregor Sander · 02.04.2014
Die Kulturpresseschau beschäftigt sich unter anderem mit der Ai-Weiwei-Ausstellung in Berlin, mit der Schriftstellerin Sybille Lewitscharoff und mit öffentlichen Veranstaltungen zur kommenden Fußball-Weltmeisterschaft.
"Eine Sehnsuchtsfigur der Deutschen", nennt Kia Vahland in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG den chinesischen Künstler Ai Weiwei. Denn der ist Künstler und Regimekritiker in einer Person. Kompromisslos und kreativ. Im Berliner Martin-Gropius-Bau wurde gerade seine Ausstellung "Evidence" eröffnet. Leider wieder ohne den Künstler: "Und was haben die Berliner nicht alles getan, damit er kommt. Haben Blumen per Fleurop nach Peking geschickt, für den Fahrradkorb. Haben Ai eine Professur an der hiesigen Universität der Künste eingerichtet, die er sofort antreten könnte, wenn er denn dürfte. Haben ihn zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt." Doch die chinesische Regierung lässt zwar die Kunstwerke Ai Weiweis reisen, aber nicht den Künstler. "Was aber hat es auf sich mit der Kunst dieses Mannes?", fragt Kia Vahland in der SZ und antwortet: "Sie ist, wie in der Berliner Überblicksschau zu sehen, subtiler, puristischer und zugleich zeitgenössischer als sie auf den ersten Blick wirken mag." Auch Nicola Kuhn vom Berliner TAGESSPIEGEL zeigt sich beeindruckt: "Ai Weiweis Persönlichkeit erzeugt eine Emphase, der auch sein Werk standhalten muss. Es besteht die Probe zweifellos, virtuos bespielt der Künstler die 18 Säle des Gropius-Baus, den er nie besucht hat."
Doch was gibt es eigentlich zusehen? Cornelius Tittel von der WELT klärt uns auf: "Der Schutt seines 2010 abgerissenen Ateliers in Schanghai - er lässt ihn nach Berlin schaffen und zu einer mit edlem Holz gerahmten Minimal Sculpture auftürmen. Die Handschellen, mit denen er an einen Stuhl gefesselt war - Ai lässt sie in Jade nachbilden und präsentiert sie in einer Vitrine. Die Kleiderbügel, auf denen er in seiner Haft jeden Abend seine Kleidung aufhängte - sie werden, in Kristall gearbeitet, eine Vitrine weiter gezeigt."
Das alles überzeugt Cornelius Tittel von der WELT gar nicht, wie er resümierend feststellt:
"Ai mag eine interessante Figur der Zeitgeschichte sein, er mag sich einen heroischen Kampf mit der Partei liefern, seinem westlichen Publikum genau geben, was es verlangt. Doch "Evidence" liefert nicht nur den Beweis, dass China ein Unrechtsstaat ist. Die Ausstellung zeigt auch, dass Ai Weiwei ein Künstler mit überschaubaren Fähigkeiten ist."
Auch Sybille Lewitscharoff muss sich wieder der Kritik stellen. Wenige Wochen nach ihren unsäglichen Äußerungen zu künstlich erzeugtem Leben wird nun ihr erster Krimi veröffentlicht. "Killmousky" lautet der Titel und Jürgen Kaube erklärt in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG erst einmal worum es geht: "Ein Kommissar ist vorzeitig aus dem Dienst ausgeschieden, weil er einem Entführer zweier Kinder Gewalt angedroht hat. Lewitscharoff spielt auf den Fall Gäfgen an. Als der Kommissar eines Abends fernsieht, steht ein Kater, den er soeben noch in einem Fernsehkrimi gesehen hat, plötzlich in seiner Wohnung. Lewitscharoff spielt auf ihren Roman „Blumenberg“ und die dortige Erscheinung eines Löwen an." Und so weiter und so weiter. Kaube zeigt sich in der FAZ allerdings gar nicht zufrieden mit der Andeuterei: "Uninteressante Krimis gibt es viele. Merkwürdig aber ist es, wenn eine Autorin, von der es in der Laudatio zu ihrem Büchnerpreis hieß, ihr sei keine Kühnheit fremd, und die in die Tradition des phantastischen Realismus gestellt wurde, in einem ihr offenbar fremden Genre eine komplett banale Geschichte veröffentlicht, die noch dazu in einer zugleich lustlosen wie prätentiösen Haltung geschrieben ist."
In der TAZ finden wir dann endlich mal eine gute Nachricht. Zumindest für alle, die gern auf der Straße fernsehen. "Das Gesetz, das dem Deutschen erlaubt, mal richtig fröhlich zu sein, sogar über die Stränge zu schlagen. Natürlich zur Fußballweltmeisterschaft." Weil die Spiele in Brasilien erst so spät beginnen, erklärt Heiko Werning, darf per Sondergesetz "vom 12. Juni bis zum 13. Juli der Geräuschpegel bei öffentlichen Veranstaltungen in allgemeinen Wohngebieten auch nach 22 Uhr 40 dB überschreiten". Na dann: Gute Nacht!