Aus den Feuilletons

3500 neue Museen in China

Eine Aufnahme aus dem "Luxun Memorial Museum" in Shanghai.
Mittlerweile gibt es in Shanghai eine vielfältige Museumslandschaft, dazu gehört zum Beispiel das "Luxun Memorial Museum". © dpa
Von Adelheid Wedel · 25.11.2016
Im Jahr 2010 startete in China ein Fünfjahresplan zur Gründung von neuen 3500 Museen. Bereits nach der Hälfte der Zeit wurde er umgesetzt. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung in Shanghai. Die Stadt galt einst als kulturell kaum ambitioniert, künftig will sie mit New York und London konkurrieren.
Genug zurückgeschaut, jetzt kommt amerikanischer Pragmatismus zu Wort, in unserem Fall mit Mark Lilla in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Der Professor für Ideengeschichte an der Columbia University in New York formuliert Forderungen an seine Landsleute, speziell an die amerikanischen Linksliberalen. Von ihnen erwartet er, dass sie, "statt Interessengruppen zu hofieren, sich auf ihre Kernanliegen konzentrieren". Er schreibt:
"Amerikas Bevölkerung ist heute bunter gemischt denn je, und es ist schön, dieser Entwicklung zuzuschauen."
Die Eingliederung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Religionen in den USA nennt er eine "außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Aber," und das betont der Professor, "am spektakulärsten hat der identitätsfixierte Linksliberalismus auf der Ebene der Wahlpolitik versagt."

Shanghai will New York Konkurrenz machen

Man hätte sich weniger mit den Differenzen als dem Gemeinschaftlichen der Amerikaner befassen sollen, mit einer gemeinsamen Vision. Daraus leitet er seine Forderungen ab:
"Wir brauchen einen Linksliberalismus, der die Identitätsfrage hinter sich lässt und sich auf seine früheren Errungenschaften abstützt. Ein solcher Linksliberalismus würde sich auf die Verbreitung seiner Basis konzentrieren und die Amerikaner als Amerikaner ansprechen."
Mark Lillas weiter führende Überlegungen sind in der NZZ nachzulesen.
Ebenso wie ein sehr informative Artikel von Oliver G. Hamm, der uns weit in den Osten entführt. "Shanghai will mit einem Kulturkorridor selbst London und New York Konkurrenz machen", lautet die Schlagzeile. Und wir erfahren: "Shanghai galt lange als kulturell wenig ambitioniert. Doch nun präsentiert sich die Metropole mit vielen Kultureinrichtungen."
Hamm schreibt:
"Das quirlige 23 Millionen Einwohner zählende Shanghai hat sich völlig gewandelt. Mit Pudong entstand quasi ein zweites Stadtzentrum, dessen Silhouette von zahlreichen Wolkenkratzern dominiert wird. Darunter der Shanghai Tower, mit 632 Metern derzeit das zweithöchste Gebäude der Welt."
Noch vor einiger Zeit kam niemand der Kunst wegen nach Shanghai, wird der Gründer der Galerie Shangart zitiert.
"Doch seit 2010, dem Jahr, in dem Schanghai die Weltausstellung ausrichtete und in dem China einen Fünfjahresplan zur Gründung von 3500 Museen ins Leben rief, hat die Kunst auch in Schanghai ihren Ort gefunden."
Wichtig zu erwähnen: Der Museumsplan wurde bereits nach der Hälfte der Zeit erfüllt.

Netanjahu lässt Kritiker verstummen

Lassen wir unseren Blick weiter durch die Welt wandern und stoppen mit Susanne Knaul in Israel. Sie berichtet: "Schritt für Schritt baut Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Medienlandschaft um. Jetzt knöpft er sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen vor." Die Autorin weiß: "Netanjahu sorgt, wenn nötig, eigenhändig dafür, seine Kritiker verstummen zu lassen."
Ein Beispiel dafür ist Dan Margalit, einer der bekannteren Namen unter Israels Politjournalisten. "Bis vor kurzem kommentierte er täglich in der Zeitung "Israel Hajom", nun publiziert er auf Facebook. Er beging den Fehler, Netanjahus Kampf gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk anzugreifen," informiert die Autorin in der Tageszeitung TAZ. Es wurde bekannt, dass Netanjahu die anstehende Reform der alten Sendeanstalt, die er ebenso wie die Knesset zunächst unterstützte, jetzt verzögert. "Der Regierungschef, der gleichzeitig das Amt des Kommunikationsministers besetzt, fürchtet sich vor der unabhängigen Rundfunkanstalt," formuliert Susanne Knaul.
Die Ausgabe der literarischen WELT vom Wochenende stellt die Frage. "Wer ist das Volk?" Aufgeschreckt durch die häufige Verwendung des Begriffs Volk in der Talk Show von Anne Will mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel, untersucht er den Einsatz dieses Wortes im Laufe der Geschichte. Das lässt sich vcnicht in einen Satz pressen, aber empfehlen können wir die Lektüre der Zeitungsseite und sind auch der Meinung: "Früher hieß es Politikverdrossenheit, heute reden alle über Populismus. Zeit für eine Begriffserklärung."
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