Augsburger Philharmoniker

Bäumer und Roth

Die Augsburger Philharmoniker
Die Augsburger Philharmoniker © Jan-Pieter Fuhr/Theater Augsburg
27.02.2018
Eine doppelte Premiere in Augsburg, der Dirigent Hermann Bäumer und der Geiger Linus Roth arbeiten erstmals mit den Augsburger Philharmonikern in einem Programm mit Musik von Kurt Weill, Paul Hindemith und Felix Mendelssohn Bartholdy.
"Verboten und verfolgt" - so lautet der Titel dieses Sinfoniekonzerts, das die Augsburger Philharmoniker wie gehabt an ihrem Konzertort, dem Kongress am Park, spielen. Die beiden Gäste Bäumer und Roth bergen für exquisite Qualität - musikalisch und programmatisch. Verboten war die Musik aller drei Komponisten dieses Abends, und zwar von 1933 bis 1945, weil sie dem entsprach, was auch heute wieder als "alternativ-links-versifft" angefeindet wird: Die Musiker sahen sich als engagierte, fortschrittliche, unbequeme und aufklärerische Künstler und waren - im Falle Weills und Hindemiths - keine dogmatischen Avantgardisten.
Kurt Weill begann als Schüler von Engelbert Humperdinck und Ferruccio Busoni als Neutöner, fand aber bald seine Bestimmung im Schreiben von theatralischer und gesanglicher Musik. Seine rein instrumentalen Werke datieren alle aus seinen Jugendjahren, so auch die erste Sinfonie, die er zu Beginn der wilden 20er Jahre in Berlin komponierte.
Paul Hindemith komponierte sein veritables Violinkonzert im Schweizerischen Exil, bevor er mit seiner Frau in den USA Schutz suchte. Die Uraufführung in Amsterdam konnte er nicht besuchen, sondern erst die amerikanische Erstaufführung in Boston miterleben. Das Konzert kam gut an, sowohl bei den Musikern als auch beim Publikum.
Allein aus rassistischen Gründen war die Musik Felix Mendelssohn Bartholdys in der Zeit des Faschismus in Deutschland verboten. Die Nazi-Musikideologen gaben sich größte Mühe, die Werke des Wunderkindes und Mozartnachfolgers (so empfand es Goethe) zu verdrängen. Das war nicht einfach, denn sie wurden von den Menschen in den Konzertsälen und Kirchen Deutschlands geliebt. Spätestens seit seinem 200. Geburtsjubiläum vor neun Jahren ist die Musik des klassischen Romantikers Mendelssohn Bartholdy wieder fest in den Spielplänen seines Heimatlandes verankert. Am beliebtesten sind seit ehedem die beiden Sinfonien, in denen sich der Komponist als wahrer Europäer erwies - die Italienische (die Vierte) und eben die Schottische (die Dritte). Das gerade vergangene Reformationsjubiläum wiederum brachte seine fünfte Sinfonie zu eben jenem Thema en masse in die Konzertprogramme. Der Komponist war eben nicht nur der Enkel des großen jüdischen Reformators Moses Mendelssohn (der stammte wie Kurt Weill aus Dessau), sondern als preußischer Hofkapellmeister auch für die protestantische Kirchenmusik zuständig. In diesem Amt geriet er regelmäßig mit der Bürokratie des Staats- und Kirchenwesens aneinander. Seine Fantasie labte er indes an der schaurig-schönen Landschaft und Mythologie Schottlands.
Der Dirigent Hermann Bäumer
Der Dirigent Hermann Bäumer© Felix Broede/Website Hermann Bäumer
Hermann Bäumer ist seit sieben Jahren Generalmusikdirektor des Staatstheaters Mainz.
Linus Roth setzt sich besonders für die Musik des polnisch-sowjetischen Komponisten Mieczysław Weinberg ein und hat schon viele Einspielungen mit Werken Weinbergs vorgelegt. In Augsburg unterrichtet er am Leopold-Mozart-Zentrum und leitet den Internationalen Leopold-Mozart-Violinwettbewerb.
Der Geiger Linus Roth
Der Geiger Linus Roth© Dan Carabas/Theater Ausgburg
Live aus dem Kongress am Park, Augsburg
Kurt Weill
Sinfonie Nr. 1
Paul Hindemith
Violinkonzert (1939)
ca. 20.55 Uhr Konzertpause, darin Gespräche mit Hermann Bäumer, Linus Roth und dem Orchesterdirektor Sigurd Emme
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 "Schottische"

Linus Roth, Violine
Augsburger Philharmoniker
Leitung: Hermann Bäumer