Aufzeichnung aus Hamburg

Meine Freundin, Du bist schön!

Das belgische Ensemble Zefiro Torna
Das belgische Ensemble Zefiro Torna © Lieven Dirckx/Radialsystem
22.04.2015
Alle Liebe gilt Gott - oder doch nicht allein ihm? Die biblischen Hohelieder Salomos haben altorientalische Vorbilder und sind wahrhaft erotisch, aber gleichzeitig genauso sublim und transzendent wie arabische Liebeslieder. Beides erklingt in diesem Hamburger Konzert.
Zum zehnjährigen Bestehen des Vocalconsort Berlin erklang dieses Programm erstmals - im Jahr 2013 im Radialsystem am Berliner Ostbahnhof. Seitdem gehen die tunesisch-belgische Sängerin Ghalia Benali, das Brüsseler Ensemble Zefiro Torna und fünf Mitglieder des Vocalsonsort Berlin regelmäßig mit ihrem Programm "Über das Verlangen" auf Tour durch Europa. Das Gastspiel bei der NDR-Reihe "Das Alte Werk" erklingt nun in einer Aufnahme aus der Kirche St.Johannis-Harvestehude in Hamburg.
"Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut. Du hast mir das Herz geraubt mit einem einzigen Blick aus deinen Augen, mit einer einzigen Kette von deinem Halsschmuck. Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, meine Braut! Wie viel köstlicher ist deine Liebe als Wein und der Duft deiner Salben als alle Balsamöle! Honigseim träufeln deine Lippen, meine Braut. Honig und Milch ist unter deiner Zunge, und der Duft deiner Gewänder gleicht dem Duft des Libanon." So und noch sinnlicher singt der biblische König von den Reizen des weiblichen Geschlechts, von der Lebensfreude, aber auch von der religiösen Verzückung.
In ihrem Programm "Über das Verlangen", das Jurgen de Bruyn und Folkert Uhde zusammengestellt haben, präsentieren das belgische Renaissance-Ensemble Zefiro Torna und das fünfköpfige Vocalconsort Berlin "Hohelied"-Vertonungen aus drei Jahrhunderten, von Guillaume de Machaut und John Dunstable bis zu Claudio Monteverdi, Heinrich Schütz und Dietrich Buxtehude. Verbunden sind diese Werke mit Stücken, die die Sängerin Ghalia Benali interpretiert, die sie entweder selbst verfasst oder den älteren oder neueren Traditionen der arabischen Musik nachempfindet. Natürlich darf ein Lied der legendären Ägypterin Oum Kalthoum nicht fehlen. Ghalia Benali stammt aus einer tunesischen Familie und schöpft ihre Inspiration wesentlich aus der traditionellen arabischen Musik.
Erkannte nicht schon der weise Goethe in seinem West-Östlichen Diwan, dass Orient und Okzident nicht mehr zu trennen seien? Für die Musik galt und gilt das ohnehin.
St. Johannis-Harvestehude, Hamburg
Aufzeichnung vom 18. April 2015
Johann Christoph Bach
"Meine Freundin, du bist schön"
Hildegard von Bingen/Ghalia Benali
"Favus distillans - Mw'soul"
Guillaume de Machaut
"Maugré mon cuer"
"De ma dolour confortés"
"Quia amore langueao"
Ghalia Benali
"Last embrace"
Heinrich Schütz
"Ego dormio"
"Vulnerasti cor meum"
Ghalia Benali
"Dry Veins"
Orlando di Lasso
"Veni dilecti"
Oum Kalthoum
"Araftu'l Hawa"
Claudio Monteverdi
"Quam pulchra es"
Dietrich Buxtehude
"Ad latus - Surge amica mea"
Johann Christoph Bach/Ghalia Benali
"Mein Freund ist mein" / "Love's my faith"
Ghalia Benali
"Dama daiman"
Ghalia Benali, Gesang
Vocalconsort Berlin
Ensemble Zefiro Torna
Konzeption und Leitung: Jurgen De bruyn