Auftragskunst zur herrschaftlichen Selbstdarstellung
Jahrhunderte lang waren Königs- und Fürstenhäuser neben der Kirche wichtige Auftraggeber für Künstler und Maler. Die Herrscher benutzten die Kunst als Propagandamittel und um sich ins rechte Licht zu rücken. Eine Schau in Baden-Baden zeigt mit Werken von Dürer bis Tizian die Kaiser der Künstler.
"Die Künstler der Kaiser" - der Titel der Ausstellung legt nahe, dass die Künstler, die hier versammelt sind, gewissermaßen Eigentum der Kaiser waren, aber, so Götz Adriani, der diese Ausstellung konzipiert hat, das bedeutete nicht, dass diese Kaiser nicht auch gesehen hätten, wer diese Künstler waren:
"Ich erzähle immer gerne die Legende, dass Karl V. den Pinsel im Atelier von Tizian aufgehoben hat und dem Meister gereicht hat. Das mag eine Legende sein, aber es zeigt auch, dass die Kaiser die Künstler als Genies, als geniale Gegenspieler, als ebenbürtige Gegenspieler anerkannt haben."
Es waren denn auch die Besten, die die Kaiser in ihre Dienste stellten.
Götz Adriani: "Stilistisch liegen Welten zwischen Dürer und Velazquez, zwischen einem Hofmaler im 18. Jahrhundert und einem Tizian, aber trotzdem sind es immer die Größten. Wenn man genau ist, sind es die Kaiser unter den Künstlern, die die Künstler der Kaisern waren."
Freilich: so groß die Meister des Pinsels auch waren - Dürer, Tizian, Velazquez - ganz frei in ihrem Schaffen waren sie nicht. Davon zeugen allein die zahlreichen Herrscherbildnisse. Philipp II. ist zu sehen, wie er in seinem herrschaftlichen Stolz von Velazquez porträtiert wurde, Tizian hat Karl V. als Grübler gern in schwarz dargestellt - und da sieht man bereits die Funktion.
In einer Zeit, in der es keine Presseorgane, kein Fernsehen gab, wusste ein Großteil der Bevölkerung, selbst des niederen Adels noch nicht einmal, wie der jeweilige Kaiser aussah. Herrscherbildnisse konnten diesem Missstand ein wenig abhelfen. Und so ist es kein Wunder, dass schon sehr früh ein Kaiser wie Maximilian I. das Bild als Propagandamittel entdeckte, an der Schwelle zur Neuzeit.
"Zum Beispiel ist ein Altar hier, der eine Kopie darstellt aus dem frühen 17. Jahrhundert nach Albrecht Dürer, den wahrscheinlich Rudolph II. in Auftrag gegeben hat, und auf diesem Altar kniet der Kaiser Maximilian, der ja übrigens auch Ambitionen hatte, Papst zu werden, ebenbürtig als einer der heiligen drei Könige sozusagen vor der Madonna und wird von der Madonna mit dem Rosenkranz gekrönt. Also der Kaiser sieht sich schon dem Göttlichen sehr nahegerückt."
Das Entree der Ausstellung zeigt sechs riesige Wandteppiche, die den Sieg bei Tunis durch Karl V. verherrlichen, und Karl V. hatte eigens einen Zeichner mitgenommen, der gewissermaßen als Kriegsberichterstatter fungierte. Stets waren die Kaiser dabei an bester Qualität interessiert.
"Wahrscheinlich der bedeutendste Sammler überhaupt, den es gab, war Rudolph II. in Prag, der manisch sammelte und auch depressiv war. Er hat seine Agenten durch ganz Europa gejagt, um Bilder von Dürer zu sammeln."
Dieser Rudolph II. ist zugleich ein Beispiel dafür, dass diese Kaiser die Kunst nicht nur zur Selbstverherrlichung nutzten, sie wurden sehr früh schon Sammler, und das mit sehr unterschiedlicher Zielsetzung.
Götz Adriani: ""Maximilian hat es zur politischen Propaganda gebraucht, die Kunst, das Medium Kunst; heute würde man vielleicht sagen, missbraucht. Rudolph II. war ein manischer Sammler, der alles sammelte. An seinem Hof waren eben neben Keppler und Tycho Brahe, dem Astrologen und Astronomen, die bedeutendsten Künstler seiner Zeit - die Manieristen, italienische, niederländische deutsche Manieristen, vertreten, aber auch Steinschneider. Er hat sich für alles interessiert und hat es manisch gesammelt, und sein Neffe Leopold Wilhelm dann war der erste Systematiker unter den Sammlern. Er hat die Sammlung inventarisiert, er hat eine große Sammlung in den Niederlanden angelegt, wo er Statthalter war, und hat dort etwa 800 niederländische Hauptmeister gesammelt und ebenso viele italienische. Das ist der Grundstock des kunsthistorischen Museums heute."
Damit legten die habsburgischen Kaiser den Grundstein zu Kunstsammlungen, die heute weltweit zu den besten zählen: den Prado und das kunsthistorische Museum in Wien. Dass diese Ausstellung sich auf die Bestände in Wien beschränkt, ist sicherlich ein Manko, so mancher Schatz des Prado hätte der Ausstellung gut getan. Aber schon vor 20 Jahren, als Adriani eine solche Ausstellung realisieren wollte, scheiterte es am Desinteresse Spaniens.
Götz Adriani: "Das hatte verschiedene Gründe, einer davon war, dass damals für den bourbonischen Staat Spanien eine Habsburgerausstellung uninteressant war, also die habsburgische Vergangenheit war nicht so interessant - das war vor 20 Jahren."
Trotzdem ist die Qualität der hier versammelten Arbeiten immens, auch wenn in späteren Jahrhunderten Künstler vom Kaliber eines Tizian oder Rubens seltener werden und man auf Namen wie Johann Heinrich Schönfeld stößt.
"Nicht die ganz Großen, aber trotzdem natürlich die Repräsentanten in ihrer Zeit, denn das deutsche 17. Jahrhundert hat eben fast nichts Besseres als eben Schönfeld."
So zeigt die Ausstellung noch etwas. Diese Kaiser wussten, was Qualität war, sie waren hoch gebildet - und man sehnt sich nach Regierungen, die derlei kulturellen Sachverstand hätten.
"Im Gegensatz zu heute waren diese Kaiser hoch gebildet, hatten eine große Kennerschaft, hatten hervorragende Berater, es waren keine neureichen Oligarchen, die das Geld ausgeliehen haben und verzockt haben. Dass eine Familie 400 Jahre durchgehalten hat in dieser Sammelleidenschaft, das gab es kein zweites Mal weltweit."
"Ich erzähle immer gerne die Legende, dass Karl V. den Pinsel im Atelier von Tizian aufgehoben hat und dem Meister gereicht hat. Das mag eine Legende sein, aber es zeigt auch, dass die Kaiser die Künstler als Genies, als geniale Gegenspieler, als ebenbürtige Gegenspieler anerkannt haben."
Es waren denn auch die Besten, die die Kaiser in ihre Dienste stellten.
Götz Adriani: "Stilistisch liegen Welten zwischen Dürer und Velazquez, zwischen einem Hofmaler im 18. Jahrhundert und einem Tizian, aber trotzdem sind es immer die Größten. Wenn man genau ist, sind es die Kaiser unter den Künstlern, die die Künstler der Kaisern waren."
Freilich: so groß die Meister des Pinsels auch waren - Dürer, Tizian, Velazquez - ganz frei in ihrem Schaffen waren sie nicht. Davon zeugen allein die zahlreichen Herrscherbildnisse. Philipp II. ist zu sehen, wie er in seinem herrschaftlichen Stolz von Velazquez porträtiert wurde, Tizian hat Karl V. als Grübler gern in schwarz dargestellt - und da sieht man bereits die Funktion.
In einer Zeit, in der es keine Presseorgane, kein Fernsehen gab, wusste ein Großteil der Bevölkerung, selbst des niederen Adels noch nicht einmal, wie der jeweilige Kaiser aussah. Herrscherbildnisse konnten diesem Missstand ein wenig abhelfen. Und so ist es kein Wunder, dass schon sehr früh ein Kaiser wie Maximilian I. das Bild als Propagandamittel entdeckte, an der Schwelle zur Neuzeit.
"Zum Beispiel ist ein Altar hier, der eine Kopie darstellt aus dem frühen 17. Jahrhundert nach Albrecht Dürer, den wahrscheinlich Rudolph II. in Auftrag gegeben hat, und auf diesem Altar kniet der Kaiser Maximilian, der ja übrigens auch Ambitionen hatte, Papst zu werden, ebenbürtig als einer der heiligen drei Könige sozusagen vor der Madonna und wird von der Madonna mit dem Rosenkranz gekrönt. Also der Kaiser sieht sich schon dem Göttlichen sehr nahegerückt."
Das Entree der Ausstellung zeigt sechs riesige Wandteppiche, die den Sieg bei Tunis durch Karl V. verherrlichen, und Karl V. hatte eigens einen Zeichner mitgenommen, der gewissermaßen als Kriegsberichterstatter fungierte. Stets waren die Kaiser dabei an bester Qualität interessiert.
"Wahrscheinlich der bedeutendste Sammler überhaupt, den es gab, war Rudolph II. in Prag, der manisch sammelte und auch depressiv war. Er hat seine Agenten durch ganz Europa gejagt, um Bilder von Dürer zu sammeln."
Dieser Rudolph II. ist zugleich ein Beispiel dafür, dass diese Kaiser die Kunst nicht nur zur Selbstverherrlichung nutzten, sie wurden sehr früh schon Sammler, und das mit sehr unterschiedlicher Zielsetzung.
Götz Adriani: ""Maximilian hat es zur politischen Propaganda gebraucht, die Kunst, das Medium Kunst; heute würde man vielleicht sagen, missbraucht. Rudolph II. war ein manischer Sammler, der alles sammelte. An seinem Hof waren eben neben Keppler und Tycho Brahe, dem Astrologen und Astronomen, die bedeutendsten Künstler seiner Zeit - die Manieristen, italienische, niederländische deutsche Manieristen, vertreten, aber auch Steinschneider. Er hat sich für alles interessiert und hat es manisch gesammelt, und sein Neffe Leopold Wilhelm dann war der erste Systematiker unter den Sammlern. Er hat die Sammlung inventarisiert, er hat eine große Sammlung in den Niederlanden angelegt, wo er Statthalter war, und hat dort etwa 800 niederländische Hauptmeister gesammelt und ebenso viele italienische. Das ist der Grundstock des kunsthistorischen Museums heute."
Damit legten die habsburgischen Kaiser den Grundstein zu Kunstsammlungen, die heute weltweit zu den besten zählen: den Prado und das kunsthistorische Museum in Wien. Dass diese Ausstellung sich auf die Bestände in Wien beschränkt, ist sicherlich ein Manko, so mancher Schatz des Prado hätte der Ausstellung gut getan. Aber schon vor 20 Jahren, als Adriani eine solche Ausstellung realisieren wollte, scheiterte es am Desinteresse Spaniens.
Götz Adriani: "Das hatte verschiedene Gründe, einer davon war, dass damals für den bourbonischen Staat Spanien eine Habsburgerausstellung uninteressant war, also die habsburgische Vergangenheit war nicht so interessant - das war vor 20 Jahren."
Trotzdem ist die Qualität der hier versammelten Arbeiten immens, auch wenn in späteren Jahrhunderten Künstler vom Kaliber eines Tizian oder Rubens seltener werden und man auf Namen wie Johann Heinrich Schönfeld stößt.
"Nicht die ganz Großen, aber trotzdem natürlich die Repräsentanten in ihrer Zeit, denn das deutsche 17. Jahrhundert hat eben fast nichts Besseres als eben Schönfeld."
So zeigt die Ausstellung noch etwas. Diese Kaiser wussten, was Qualität war, sie waren hoch gebildet - und man sehnt sich nach Regierungen, die derlei kulturellen Sachverstand hätten.
"Im Gegensatz zu heute waren diese Kaiser hoch gebildet, hatten eine große Kennerschaft, hatten hervorragende Berater, es waren keine neureichen Oligarchen, die das Geld ausgeliehen haben und verzockt haben. Dass eine Familie 400 Jahre durchgehalten hat in dieser Sammelleidenschaft, das gab es kein zweites Mal weltweit."