Aufstieg und Fall eines Architekten
Der argentinische Autor Pablo de Santis erzählt in seinem Roman die Lebensgeschichte eines italienischen Architekten, der vor gut hundert Jahren in die USA emigriert. In dem Büro, in dem er angestellt ist, soll er einen Spion ausfindig machen, der die Ideen an die Konkurrenz verrät und einem Geheimbund angehört.
100 Kapitel sind für einen Roman, der knapp 250 Seiten umfasst, eine ganze Menge. Aber sie entsprechen dem Hang nach Großem, wenn es um den Bau von Türmen und Wolkenkratzern geht, sie sind den vielen Ideen und Gedankengängen von Pablo de Santis angemessen, und sie sind Garant für kurze und übersichtliche Kapitel.
Zum Inhalt: Es ist die Lebensgeschichte des italienischen Architekten Silvio Balestri, 1889 in Rom geboren, der 1914 in die USA emigriert. Dort kellnert er, bis Balestri im berühmten Architekturbüro Morgan, Morley und Mactran als Kopist im Untergeschoss angestellt wird. Er arbeitet sich im wahrsten Sinne des Wortes nach oben. Dort erhält er den Auftrag, den Verräter unter den drei Star-Architekten zu finden, der neue Ideen an die Konkurrenz weitergibt, so dass sie dort sofort in die Praxis umgesetzt werden. Die Lösung dieses Rätsel wird noch erschwert durch das Auftauchen eines Geheimbundes - die sechste Laterne.
Balestri entdeckt schließlich das Geheimnis der Spionage. Mit der Enthüllung fällt er tief, steigt schließlich noch mal in dem Architekturbüro bis an die Spitze, um dann endgültig verdammt zu werden und sich in die Sprachlosigkeit und den Wahnsinn zurückzuziehen.
Doch in dieser kurzen Zusammenfassung fehlen nicht nur die Frauen Balestris, von denen eine verschwindet und die andere nur in geschlossenen Räumen leben kann. Es fehlen auch die vielen Ideen zur Entwicklung und Bedeutung der Architektur, die konkrete Auseinandersetzung mit der Entstehung der Wolkenkratzer zum Beginn des letzten Jahrhunderts und die philosophische Bedeutung des Turms von Babel.
Wie immer verwischen sich bei Pablo des Santis die Übergänge von der Wirklichkeit zu kafkaesken Vorstellungen – seien es die automatenhafte Organisation des Großbüros, deren Mitarbeiter nie zu sehen sind, oder die unterschiedlichen Geheimbünde und Verschwörungen, gegen die Balestri sich stellen muss oder deren Teil er wird.
Der argentinische Autor Pablo de Santis liebt das Spiel mit vielen Versatzstücken in seinen Romanen. Dabei stellt er einige Anforderungen an seinen Leser, um ihm auf seinen philosophischen Spuren zu folgen. Doch sein besonderer Verdienst ist es, dies immer mit einer Leichtigkeit zu tun, dass es Freude bringt, Bezüge zu finden und weiterzudenken oder auch einfach in das Geschehen einzutauchen und weiter zu lesen.
So ist die Geschichte ebenso gradlinig und klar erzählt in den 100 kurzen übersichtlichen Kapiteln und doch gleichzeitig ein verwickelter, absurder und höchst unterhaltsamer Roman. Wer die drei bereits von Pablo de Santis im Unionsverlag auf Deutsch erschienenen Romane gelesen hat, wird mit Vergnügen feststellen, dass auch sie alle drei kurz auftauchen und zur Erinnerung und Verknüpfung anregen.
Rezensiert von Birgit Koß
Pablo De Santis. Die sechste Laterne. Roman.
Unionsverlag 2007
Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke, S. 244 , € 19,90
Zum Inhalt: Es ist die Lebensgeschichte des italienischen Architekten Silvio Balestri, 1889 in Rom geboren, der 1914 in die USA emigriert. Dort kellnert er, bis Balestri im berühmten Architekturbüro Morgan, Morley und Mactran als Kopist im Untergeschoss angestellt wird. Er arbeitet sich im wahrsten Sinne des Wortes nach oben. Dort erhält er den Auftrag, den Verräter unter den drei Star-Architekten zu finden, der neue Ideen an die Konkurrenz weitergibt, so dass sie dort sofort in die Praxis umgesetzt werden. Die Lösung dieses Rätsel wird noch erschwert durch das Auftauchen eines Geheimbundes - die sechste Laterne.
Balestri entdeckt schließlich das Geheimnis der Spionage. Mit der Enthüllung fällt er tief, steigt schließlich noch mal in dem Architekturbüro bis an die Spitze, um dann endgültig verdammt zu werden und sich in die Sprachlosigkeit und den Wahnsinn zurückzuziehen.
Doch in dieser kurzen Zusammenfassung fehlen nicht nur die Frauen Balestris, von denen eine verschwindet und die andere nur in geschlossenen Räumen leben kann. Es fehlen auch die vielen Ideen zur Entwicklung und Bedeutung der Architektur, die konkrete Auseinandersetzung mit der Entstehung der Wolkenkratzer zum Beginn des letzten Jahrhunderts und die philosophische Bedeutung des Turms von Babel.
Wie immer verwischen sich bei Pablo des Santis die Übergänge von der Wirklichkeit zu kafkaesken Vorstellungen – seien es die automatenhafte Organisation des Großbüros, deren Mitarbeiter nie zu sehen sind, oder die unterschiedlichen Geheimbünde und Verschwörungen, gegen die Balestri sich stellen muss oder deren Teil er wird.
Der argentinische Autor Pablo de Santis liebt das Spiel mit vielen Versatzstücken in seinen Romanen. Dabei stellt er einige Anforderungen an seinen Leser, um ihm auf seinen philosophischen Spuren zu folgen. Doch sein besonderer Verdienst ist es, dies immer mit einer Leichtigkeit zu tun, dass es Freude bringt, Bezüge zu finden und weiterzudenken oder auch einfach in das Geschehen einzutauchen und weiter zu lesen.
So ist die Geschichte ebenso gradlinig und klar erzählt in den 100 kurzen übersichtlichen Kapiteln und doch gleichzeitig ein verwickelter, absurder und höchst unterhaltsamer Roman. Wer die drei bereits von Pablo de Santis im Unionsverlag auf Deutsch erschienenen Romane gelesen hat, wird mit Vergnügen feststellen, dass auch sie alle drei kurz auftauchen und zur Erinnerung und Verknüpfung anregen.
Rezensiert von Birgit Koß
Pablo De Santis. Die sechste Laterne. Roman.
Unionsverlag 2007
Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke, S. 244 , € 19,90