Aufregung um Disney-Film "Christopher Robin"

Das schwierige Verhältnis von China und Winnie the Pooh

Eine Bildcombo zeigt Chinas Präsident Xi Jinping beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos und den Bär Winnie the Pooh im Disney-Film "Christopher Robin"
Staatschef Xi Jinping und Winnie the Pooh werden in China gern verglichen. © imago / Xinhua / Walt Disney Studios / Everett Collection
Von Axel Dorloff · 08.08.2018
Taugt ein Bär als Symbol des Widerstands? In China wird über ein mögliches Verbot des Kinofilms "Christopher Robin" spekuliert, in dem es um die Erfindung von Winnie the Pooh geht. Der wird dort gern mit Staatschef Xi Jinping verglichen.
"Bizarre Offensive! Darum wird Winnie the Pooh in China zensiert." Oder "Was haben die Zensoren in China gegen Winnie the Pooh"? Schlagzeilen von gestern. Ein wahres Twitter-Gewitter, auch seriöse Medien springen massenweise auf. Guckt man genau hin, wird es schwierig. Ausnahmslos alle beziehen sich auf einen Bericht vom "Hollywood Reporter". Der wiederum hat offenbar eine anonyme Quelle, die nahelegt, dass der Film "Christopher Robin" deshalb nicht nach China komme, weil es immer wieder Bilder gibt, die eine Ähnlichkeit des Bären mit Staats- und Parteichef Xi Jinping suggerieren. Das mögen die Zensoren laut "Hollywood Reporter News" nicht.

Fans von Xi Jinping spielen mit dem Image

Es stimmt tatsächlich, dass in China schon Bilder von Winnie the Pooh im Internet zensiert wurden. Besonders vor dem 19. Parteitag 2017. Wie damals alles geblockt wurde, was sich nur ansatzweise über Xi Jinping lustig gemacht hat. Was aber der "Hollywood Reporter" und alle Trittbrettfahrer nicht sagen: Fans von Xi Jinping spielen mit diesem Image auch, Winnie the Pooh ist schließlich kein unsympathischer Charakter. Diese Frau aus Peking wäre enttäuscht, wenn der Film nicht nach China kommt:
"Ich kenne die Film-Vorschau. Erst hieß es, er kommt ins Kino. Jetzt heißt es, er kommt nicht. Ich habe eigentlich darauf gewartet."
"Ich kenne die Bilder auf Internetseiten, die Xi Jinping mit Winnie the Pooh vergleichen. Aber ich sehe da keine Ähnlichkeit. Und das Filmverbot hat damit nichts zu tun."

Chinesische Kultur zuerst

Es kann durchaus sein, dass es der Film "Christopher Robin" nicht nach China schafft. Dann geht es ihm so, wie fast allen ausländischen Filmen. China hat eine strenge Quote, pro Jahr dürfen nur 34 ausländische Filme in den chinesischen Kinos laufen. Das ist der Hauptgrund, weshalb die allermeisten Filme aus dem Ausland keine Zulassung für den chinesischen Markt bekommen. Chinesische Kultur zuerst, ein national geprägter Kulturbegriff, sagt der Pekinger Erziehungswissenschaftler, Fang Ping:
"Mit der Öffnung Chinas der vergangenen Jahrzehnte sind ausländische Bücher, Filme und Technologie nach China gekommen. Aber wir dürfen unsere eigene Kultur nicht ignorieren. Derzeit gibt es dafür wieder ein starkes Bewusstsein. Ausländische Kultur ist weiter wichtig, aber es wird ausgewählt, was nach China kommt. Das hilft dabei, unser eigenes kulturelles Erbe zu bewahren."
Da mag Ideologie dabei sein. Es geht aber auch schlicht darum, die Marktbedingungen für chinesische Kultur zu verbessern. Ein anderer Disney-Film, "Das Zeiträtsel" (Original: "A Wrinkle In Time") wurde dieses Jahr ebenfalls abgelehnt.

Staatlicher Kampf gegen einen Bären?

Im Disneyland in Shanghai hängt Winnie the Pooh als große Figur prominent überm Eingang. Es gibt dort täglich eine eigene interaktive Show unter dem Namen "Die vielen Abenteuer von Winnie the Pooh". Ob auf Taobao oder JD – im chinesischen Internet lassen sich Millionen verschiedene Winnie-the-Pooh-Bären, -Bücher und -Figuren finden und kaufen. Auch wenn manche jetzt in China ein landesweites Durchgreifen, einen staatlichen Kampf oder gar einen Krieg gegen Winnie the Pooh beobachten wollen. Davon kann keine Rede sein. Noch ist Winnie the Pooh kein allgemeines Symbol des Widerstands in China. Auch wenn das zugegebenermaßen charmant wäre.
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