Aufmerksamkeitsökonomie

Warum wir mediale Propheten lieben

06:48 Minuten
Das Foto zeigt den Förster und Bestseller-Autor Peter Wohlleben, wie er zwischen zwei Bäumen steht.
Der Förster Peter Wohlleben kennt sich mit Bäumen aus - und erzählt heimelige Geschichten über sie. © picture alliance / dpa / Christian Charisius
Martin Burckhardt im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 22.01.2020
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Am Donnerstag kommt die Verfilmung des Bestsellers "Das geheime Leben der Bäume" in die Kinos. Autor und Förster Peter Wohlleben ist inzwischen ein Star, er erklärt den Deutschen den Wald. In einer digitalen Welt bietet Wohlleben Klarheit und Wärme.
Peter Wohlleben hat es geschafft. Wenn der Förster aufschreibt, was er so im Wald erlebt, wird grundsätzlich ein Bestseller daraus. "Das geheime Leben der Bäume" ist sein bekanntestes Werk, und das wurde nun verfilmt, morgen kommt es in die Kinos.
Wohlleben ist inzwischen ein medialer Star, ein Prophet, der den Deutschen Bäume als Kumpels andient. Das Bedürfnis nach solchen Figuren ist offenbar groß, in uns tobt die unbändige Sehnsucht nach dem guten Menschen, dem wir vertrauen können, meint der Kultursoziologe Martin Burckhardt.
"Wir leben in einer gewissen digitalen Unbehaustheit", betont er: "Da konzentriert man sich auf das Innere."

"Man möchte sich verwurzeln"

Vor einigen Jahren sei es der Darm gewesen, sagt Burckhardt in Anspielung auf den Bestseller "Darm mit Charme". Nun ist es Wohlleben, "an den man sich halten kann".
"Man möchte sich verwurzeln", betont Burckhardt. Was sei da naheliegender als ein Förster? Der gebe einem das Gefühl, dass man in einer Welt, in der man normalerweise mit einer Wisch-und-weg-Bewegung aus dem digitalen Beziehungsmarkt herausgekickt werde, dennoch Wurzeln schlagen könne.
Wohlleben wisse, dass Emotionen zählen, sagt der Kultursoziologe. Das sei die Währung, "mit der wir leben". Als "Ich-AG" müssten viele ihr Leben designen wie Künstler. Das sei wahnsinnig schwierig. "Also geht man gern zurück: politische Romantik, zum Wald."
(ahe)
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