„Aufforderung zum Tanz“
Vielschichtige Annäherungen an den Walzer bringt das Konzert des DSO mit dem Dirigenten Charles Dutoit – von Webers berühmter „Aufforderung zum Tanz“ bis zum Totentanz bei Rachmaninow und dem Abgesang auf den Wiener Walzer und die ganze Welt des 19. Jahrhunderts bei Maurice Ravel. Dazwischen: Schumanns Klavierkonzert mit der charismatischen Martha Argerich als Solistin.
Den Mächtigen war der Tanz immer suspekt. In der Ekstase des Tanzes entzieht sich der Mensch der Kontrolle. Besonders der Walzer galt lange als unzüchtig. Viel zu nahe kamen sich Mann und Frau bei diesem Tanz – und im Kreiseln und Wirbeln mochte wohl auch die ständische Ordnung ein wenig durcheinander gewirbelt werden. Wie unterschiedlich Walzer sein können – das macht das Konzert des DSO unmittelbar hörbar.
1819 schrieb Carl Maria von Weber seine „Aufforderung zum Tanz“, ein hochvirtuoses Klavierstück, das neben seiner Oper „Der Freischütz“ wohl sein populärstes Werk geblieben ist. 1841 bearbeitete Hector Berlioz das Klavierstück für Orchester. Das Klangbild hat sich verändert, geblieben ist die musikalische Dramaturgie. Weber schildert die verschiedenen Stadien einer Tanzszene, vom anfänglichen Werben des Herrn um die Dame seiner Wahl, über eine Serie von vier sehr unterschiedlichen Walzern bis zum Epilog, in dem der Herr (mit Hilfe des Cellos) die Dame zu ihrem Sitz geleitet und sich höflich mit einer Verbeugung von ihr verabschiedet.
Stärker sind die Abgründe des Tanzes bei Sergej Rachmaninow zu spüren. In seinen „Symphonischen Tänzen“ – geschrieben im Jahr 1940, also während des 2. Weltkriegs entstanden – wandelt sich der Tanz zum Totentanz. Wie in der Symphonischen Dichtung „Die Toteninsel“ verwendet Rachmaninow hier das »Dies Irae« aus der Totenmesse. Die Tänze sind verfremdet, grell und verzerrt, Ausgelassenheit und Heiterkeit stellen sich zu keiner Zeit ein. Der Tanz endet in Absturz und Depression.
Den eigentlichen Abgesang auf den Walzer schrieb aber schon zwei Jahrzehnte vor Rachmaninow der französische Komponist Maurice Ravel mit seinem Tanz-Poem „La valse“. Geplant als »eine Art Apotheose des Wiener Walzers«, entstand letztlich ein musikalischer Tanz auf dem Vulkan, in dessen sogartigen Wirbeln der Walzer selbst verschwindet – und mit ihm die Welt des 19. Jahrhunderts, der Ravel ein Jahr nach dem Ende des 1. Weltkriegs mit diesem Werk ein musikalisches Denkmal setzt.
Zumindest latent gibt es Walzerklänge auch in Schumanns Klavierkonzert. Es ist eines der Lieblingsstücke der argentinischen Pianistin Martha Argerich, die mit diesem Konzert erneut beim DSO zu Gast ist. Ihre Energie und künstlerische Sensibilität, ihre Kraft und Vitalität, ihr Charisma sind bis heute unwiderstehlich. Am Pult steht mit dem Dirigenten Charles Dutoit ihr früherer Mann – eine künstlerische Partnerschaft, die ein mitreißendes Erlebnis zu werden verspricht.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 19.11.2009
Carl Maria von Weber
„Aufforderung zum Tanz“, Rondo brillant für Orchester
Robert Schumann
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54
ca. 20:45 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Sergej Rachmaninow
„Symphonische Tänze“ für Orchester op. 45
Maurice Ravel
„La Valse“, Poème choréographique für Orchester
Martha Argerich, Klavier
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Charles Dutoit
1819 schrieb Carl Maria von Weber seine „Aufforderung zum Tanz“, ein hochvirtuoses Klavierstück, das neben seiner Oper „Der Freischütz“ wohl sein populärstes Werk geblieben ist. 1841 bearbeitete Hector Berlioz das Klavierstück für Orchester. Das Klangbild hat sich verändert, geblieben ist die musikalische Dramaturgie. Weber schildert die verschiedenen Stadien einer Tanzszene, vom anfänglichen Werben des Herrn um die Dame seiner Wahl, über eine Serie von vier sehr unterschiedlichen Walzern bis zum Epilog, in dem der Herr (mit Hilfe des Cellos) die Dame zu ihrem Sitz geleitet und sich höflich mit einer Verbeugung von ihr verabschiedet.
Stärker sind die Abgründe des Tanzes bei Sergej Rachmaninow zu spüren. In seinen „Symphonischen Tänzen“ – geschrieben im Jahr 1940, also während des 2. Weltkriegs entstanden – wandelt sich der Tanz zum Totentanz. Wie in der Symphonischen Dichtung „Die Toteninsel“ verwendet Rachmaninow hier das »Dies Irae« aus der Totenmesse. Die Tänze sind verfremdet, grell und verzerrt, Ausgelassenheit und Heiterkeit stellen sich zu keiner Zeit ein. Der Tanz endet in Absturz und Depression.
Den eigentlichen Abgesang auf den Walzer schrieb aber schon zwei Jahrzehnte vor Rachmaninow der französische Komponist Maurice Ravel mit seinem Tanz-Poem „La valse“. Geplant als »eine Art Apotheose des Wiener Walzers«, entstand letztlich ein musikalischer Tanz auf dem Vulkan, in dessen sogartigen Wirbeln der Walzer selbst verschwindet – und mit ihm die Welt des 19. Jahrhunderts, der Ravel ein Jahr nach dem Ende des 1. Weltkriegs mit diesem Werk ein musikalisches Denkmal setzt.
Zumindest latent gibt es Walzerklänge auch in Schumanns Klavierkonzert. Es ist eines der Lieblingsstücke der argentinischen Pianistin Martha Argerich, die mit diesem Konzert erneut beim DSO zu Gast ist. Ihre Energie und künstlerische Sensibilität, ihre Kraft und Vitalität, ihr Charisma sind bis heute unwiderstehlich. Am Pult steht mit dem Dirigenten Charles Dutoit ihr früherer Mann – eine künstlerische Partnerschaft, die ein mitreißendes Erlebnis zu werden verspricht.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 19.11.2009
Carl Maria von Weber
„Aufforderung zum Tanz“, Rondo brillant für Orchester
Robert Schumann
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54
ca. 20:45 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Sergej Rachmaninow
„Symphonische Tänze“ für Orchester op. 45
Maurice Ravel
„La Valse“, Poème choréographique für Orchester
Martha Argerich, Klavier
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Charles Dutoit