Auferstehungsspiel von Walter Braunfels

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Der Leipziger Opernintendant Prof. Ulf Schirmersitzt in den Rängen des Zuschauer-Saales,
Ulf Schirmer - Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters und Intendant der Leipziger Oper © picture alliance / dpa / Peter Endig
30.07.2015
Eine Rarität spielte das Münchner Rundfunkorchester in seiner Reihe mit sakraler Musik "Paradisi gloria" im vergangenen Mai: Walter Braunfels' "Spiel von der Auferstehung des Herrn" nach dem Alsfelder Passionsspiel aus dem Jahr 1954.
Es ist das letzte vollendete Werk des Komponisten Walter Braunfels, "Das Spiel von der Auferstehung des Herrn" nach dem spätmittelalterlichen Passionsspiel aus der hessischen Stadt Alsfeld. Wenige Wochen nach dem Tod des Komponisten im April 1954 erklang es erstmals in einer Ursendung des NWDR, des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks.
Walter Braunfels war bis 1933 Leiter der Kölner Musikhochschule, die er mit gegründet hatte. Weil er väterlicherseits jüdischer Herkunft war, musste er diesen Beruf aufgeben, erhielt er schließlich ein Aufführungs- und Betätigungsverbot und konnte den Nationalsozialismus nur in der inneren Emigration überstehen. Er zog von Köln nach Überlingen am Bodensee. Seine enge Beziehung zu Konrad Adenauer ermöglichte ihm nach 1945 die Rückkehr in sein Amt, doch wurde er aus politischen und auch ästhetischen Gründen nicht mehr froh mit dem Kulturleben der jungen Bundesrepublik. Seine starke Religiosität und seine Skepsis gegenüber der Avantgarde führten zu dem Gefühl, im Abseits zu stehen.
"Ich habe mich – um mein Auferstehungsspiel, das Köln Ostern senden will, rechtzeitig fertigzustellen – so überarbeitet, dass ich in einen bösen Erschöpfungszustand gefallen bin, der so weit ging, dass ich zeitweilig sogar mein musikalisches Gedächtnis verloren habe!', das schrieb Braunfels kurz vor der Vollendung des Stückes im Januar 1954 – zwei Monate später starb Braunfels in Köln.
Grundlage ist das Alsfelder Passionsspiel, eines der großen Mysteriendramen des ausgehenden Mittelalters. Es schildert in vier Szenen die Geschehnisse nach der Kreuzigung und Grablegung Christi. Braunfels war glühender Katholik, der sich vom Judentum und Protestantismus seiner Familie abgewandt hatte. Gleichwohl vertonte er nicht den ganzen Text - die starken Kürzungen am originalen Text der Alsfelder Passion (die in alter Sprache verfasst ist, der Auszug in der Überschrift mag das verdeutlichen) sind Ergebnis theatralischer Überlegungen. Braunfels schafft in seinem Werk zwei Spielebenen: "Die natürliche der erdenen Figuren, rustikal primitiv, für uns archaisierend, und die übernatürliche, vertreten durch die Engel, die unerlösten Seelen..."
Herz-Jesu-Kirche, München-Neuhausen
Aufzeichnung vom 8. Mai 2015
Walter Braunfels
"Das Spiel von der Auferstehung des Herrn"
nach dem Alsfelder Passionsspiel eingerichtet von Hans Reinhart, op. 72
Sophia Brommer, Sopran
Merit Ostermann, Sopran
Sarah Ferede, Mezzosopran
Joshua Stewart, Tenor
Peter Schöne, Texteinrichtung und Rezitation
Barbara Schöne, Rezitation
Madrigalchor der Hochschule für Musik und Theater München
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Ulf Schirmer