Aufbruchstimmung in der UdSSR
Es war einer der erfolgreichsten sowjetischen Filme aller Zeiten: "Moskau glaubt den Tränen nicht", der nicht nur im Osten populär wurde, sondern auch einen Oscar erhielt. Vor mehr als 25 Jahren kam dieses Werk in die Kinos und liegt nun auf einer gut ausgestatteten DVD vor. Erzählt wird die Geschichte zweier Frauen, die in den 50er Jahren ganz unterschiedliche Lebensträume verfolgen.
Moskau 1958. Katja, Ludmila und Tonia leben zusammen in einem Wohnheim, arbeiten in einer Fabrik und haben ganz unterschiedliche Erwartungen an das Leben. Während Tonia einen braven und lieben Arbeiter heiratet, der ein Auto hat und eine Datscha, möchte Ludmila ganz hoch hinaus. Als sie mit Katja die Gelegenheit erhält für einige Monate in dem Haus eines verreisten Professors zu wohnen, sieht sie die Möglichkeit gekommen mit ein paar gezielten Lügen endlich einen gut situierten Mann fürs Leben zu finden. Auch wenn Katja skeptisch bleibt, plant Ludmila eine Party in der schicken Wohnung des Professors.
"Morgen geben wir ein Bankett … ein gutes Sortiment, halber Professor, ein Leistungssportler, ein Typ vom Fernsehen, ein Schriftsteller und zur Garnierung ein paar Ingenieure."
"Du glaubst die kommen?"
"Scharenweise … Aber das ist abgemacht. Professor Tifomirow ist unser Vater. Ich bin die ältere Tochter, du die jüngere. Ich studiere Medizin, speziell Psychiatrie und du deine Technologie chemischer Verfahren."
"Und warum?"
"Weißt du, soviel ich vom Leben verstehe, bevorzugen die Männer Frauen mit Intelligenzberufen."
Regisseur Wladimir Menschow, von Hause aus Schauspieler, zeigte in seinem zweiten Spielfilm ein natürliches Bild des sowjetischen Lebens in zwei Epochen. Die liberale Chruschtschow-Phase Ende der 50er Jahre zeigt ein Moskau im Aufbruch. Junge Dichter wie Jewtuschenko beginnen ihre Karriere, werden auf der Party von Tonia und Katja zitiert und gelobt. Der junge, enthusiastische Kameramann des Fernsehens Rachkow dagegen sieht Literatur, Theater und Kino verschwinden. Er geht mit Katja eine Beziehung ein, aber als sie schwanger wird und er herausfindet, dass sie keine Professorentochter sondern Arbeiterin ist, verlässt er sie. Der zweite Teil von "Moskau glaubt den Tränen nicht" setzt dann genau 20 Jahre später ein. Tonia ist immer noch verheiratet und hat drei Kinder. Ludmilas Ehe mit einem Spitzensportler ging in die Brüche. Katja hat eine 20-jährige Tochter, ist Direktorin in der Fabrik, in der sie anfing, lebt allein und hadert mit den Männern.
"Du musst heiraten … Allerdings wirst du es in deiner Funktion schwer haben, höchstens wenn du einen ledigen Minister erwischst. Die Männer mögen das nicht, wenn die Frau höher steht."
"Wo gibt es denn noch Männer? Die sind mehr und mehr degeneriert. Guck mal, wer ins Theater geht, oder ins Museum. Lauter Weiber. Und die Männer liegen auf der Couch, schlafen vor der Röhre ein, oder sie hocken in der Kneipe. Sind kaum 40 und schieben Bäuche vor sich her, von Figur keine Spur mit ungeputzten Schuhen."
Der Film zielte bewusst auf ein großes Publikum und lebt von seinen Darstellern und dem präzisen Drehbuch, das sich scheinbar auf das ganz Private konzentrierte, aber doch humorvoll und kritisch ein Bild zweier Epochen liefert. Die Umsetzung auf DVD ist gelungen trotz leichter, technischer Mängel vor allem beim Ton auch wenn wie immer beim Anbieter "Icestorm" der Film leider nur in der DEFA-Synchronfassung vorliegt. Neben einem stimmungsvollen Dokumentarfilm über das Moskau der 50er Jahre überzeugt im Bonusmaterial ein Interview mit dem Filmkritiker Ralf Schenk, der auch an den großen Erfolg des Films hervorhebt.
Schenk: "Der Film ist 1979 vom sowjetischen Publikum enthusiastisch aufgenommen worden. Ich glaube, es gab über 70 Millionen Zuschauer allein in den ersten Monaten. Also man kriegte am Anfang nach der Premiere überhaupt keine Karten für den Film … Man schickte das in Hollywood ein … und fand ihn auch so berauschend und berührend und schön und melodramatisch und lustig und schön und traurig, dass man ihn tatsächlich mit dem Oscar 1981 für das Jahr 1980 ausgezeichnet hat. Die amerikanischen Kritiker haben 'Moskau glaubt den Tränen nicht' verglichen mit Filmen aus den 40er und 50er Jahren vor allem des Regisseurs Frank Capra."
Mit "Moskau glaubt den Tränen nicht" wird an ein sowjetisches Kino erinnert, dass weder so kunstvoll und ambitioniert war wie Filme von Andrej Tarkowski, Sergej Paradschanow oder Gleb Panfilow noch so originell wie die frühen Filme von Nikita Michalkow. Und doch ist dieser ehrliche und vollkommen propagandafreie Film einer der schönsten und berührendsten Filme, die je in der UdSSR entstanden. Ein Film zum Lachen und zum Weinen jenseits von Hollywood und endlich auf DVD.
"Morgen geben wir ein Bankett … ein gutes Sortiment, halber Professor, ein Leistungssportler, ein Typ vom Fernsehen, ein Schriftsteller und zur Garnierung ein paar Ingenieure."
"Du glaubst die kommen?"
"Scharenweise … Aber das ist abgemacht. Professor Tifomirow ist unser Vater. Ich bin die ältere Tochter, du die jüngere. Ich studiere Medizin, speziell Psychiatrie und du deine Technologie chemischer Verfahren."
"Und warum?"
"Weißt du, soviel ich vom Leben verstehe, bevorzugen die Männer Frauen mit Intelligenzberufen."
Regisseur Wladimir Menschow, von Hause aus Schauspieler, zeigte in seinem zweiten Spielfilm ein natürliches Bild des sowjetischen Lebens in zwei Epochen. Die liberale Chruschtschow-Phase Ende der 50er Jahre zeigt ein Moskau im Aufbruch. Junge Dichter wie Jewtuschenko beginnen ihre Karriere, werden auf der Party von Tonia und Katja zitiert und gelobt. Der junge, enthusiastische Kameramann des Fernsehens Rachkow dagegen sieht Literatur, Theater und Kino verschwinden. Er geht mit Katja eine Beziehung ein, aber als sie schwanger wird und er herausfindet, dass sie keine Professorentochter sondern Arbeiterin ist, verlässt er sie. Der zweite Teil von "Moskau glaubt den Tränen nicht" setzt dann genau 20 Jahre später ein. Tonia ist immer noch verheiratet und hat drei Kinder. Ludmilas Ehe mit einem Spitzensportler ging in die Brüche. Katja hat eine 20-jährige Tochter, ist Direktorin in der Fabrik, in der sie anfing, lebt allein und hadert mit den Männern.
"Du musst heiraten … Allerdings wirst du es in deiner Funktion schwer haben, höchstens wenn du einen ledigen Minister erwischst. Die Männer mögen das nicht, wenn die Frau höher steht."
"Wo gibt es denn noch Männer? Die sind mehr und mehr degeneriert. Guck mal, wer ins Theater geht, oder ins Museum. Lauter Weiber. Und die Männer liegen auf der Couch, schlafen vor der Röhre ein, oder sie hocken in der Kneipe. Sind kaum 40 und schieben Bäuche vor sich her, von Figur keine Spur mit ungeputzten Schuhen."
Der Film zielte bewusst auf ein großes Publikum und lebt von seinen Darstellern und dem präzisen Drehbuch, das sich scheinbar auf das ganz Private konzentrierte, aber doch humorvoll und kritisch ein Bild zweier Epochen liefert. Die Umsetzung auf DVD ist gelungen trotz leichter, technischer Mängel vor allem beim Ton auch wenn wie immer beim Anbieter "Icestorm" der Film leider nur in der DEFA-Synchronfassung vorliegt. Neben einem stimmungsvollen Dokumentarfilm über das Moskau der 50er Jahre überzeugt im Bonusmaterial ein Interview mit dem Filmkritiker Ralf Schenk, der auch an den großen Erfolg des Films hervorhebt.
Schenk: "Der Film ist 1979 vom sowjetischen Publikum enthusiastisch aufgenommen worden. Ich glaube, es gab über 70 Millionen Zuschauer allein in den ersten Monaten. Also man kriegte am Anfang nach der Premiere überhaupt keine Karten für den Film … Man schickte das in Hollywood ein … und fand ihn auch so berauschend und berührend und schön und melodramatisch und lustig und schön und traurig, dass man ihn tatsächlich mit dem Oscar 1981 für das Jahr 1980 ausgezeichnet hat. Die amerikanischen Kritiker haben 'Moskau glaubt den Tränen nicht' verglichen mit Filmen aus den 40er und 50er Jahren vor allem des Regisseurs Frank Capra."
Mit "Moskau glaubt den Tränen nicht" wird an ein sowjetisches Kino erinnert, dass weder so kunstvoll und ambitioniert war wie Filme von Andrej Tarkowski, Sergej Paradschanow oder Gleb Panfilow noch so originell wie die frühen Filme von Nikita Michalkow. Und doch ist dieser ehrliche und vollkommen propagandafreie Film einer der schönsten und berührendsten Filme, die je in der UdSSR entstanden. Ein Film zum Lachen und zum Weinen jenseits von Hollywood und endlich auf DVD.