Autor und Sprecher: Dieter Bub
Regie: Klaus-Michael Klingsporn
Technik: Jan Fraune
Redaktion: Winfried Sträter
Pathos des Anfangs und deprimierendes Ende
31:20 Minuten
Deutschland nach Kriegsende 1945. In der sowjetischen Zone wird der Neubeginn mit viel Pathos gefeiert. Es folgt ein Weg voller Hoffnungen - und Enttäuschungen. Der Journalist Dietrich Bub zeichnet ihn bis zum Niedergang der DDR im Jahr 1989 nach.
"Die Gruppe Ulbricht wird ja heute bezeichnet als die Aktivisten der ersten Stunde. Es war also der Versuch eine Gruppe der ersten Aktivisten nach Berlin zu bringen. Ich war damals der Jüngste, war 23 Jahre, gehörte der Gruppe aber auch schon an", erinnert sich Wolfgang Leonhard an die Zeit direkt nach Kriegsende. Zunächst überzeugter Kommunist, floh er noch 1949 nach Westdeutschland.
Damals gab es den Glauben an die Zukunft für ein Land zwischen Oder und Rhein, unter ganz klaren Vorstellungen eines Systems nach Moskauer Vorgaben. Es war Hoffnung und Irrtum zugleich.
Deutschland wurde 1945 in vier Besatzungszonen aufgeteilt, damit das Land entnazifiziert, demilitarisiert und demokratisiert wurde. In keiner der vier Besatzungszonen wurde der demokratische Neubeginn mit so viel Pathos gefeiert wie in der sowjetischen Zone.
Das Ziel des Kommunismus war für viele wie ein Glaubensbekenntnis. Seine Anhänger folgten dem von Moskau propagierten Weg bedingungslos.
Staatlich verordneter Optimismus
Optimismus gehörte zum Gründungskanon der DDR. Staatlich verordneter Optimismus. Es gab aber auch die reale Hoffnung auf einen neuen deutschen Staat, auf ein besseres Deutschland, das im Osten unter dem Vorzeichen des Sozialismus entstehen sollte.
Viele Arbeiter engagierten sich, weil sie an die Perspektive eines neuen deutschen Staates glaubten – im Gegensatz zu zehntausenden Bauern, deren Höfe bei der Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften enteignet wurden. Viele flohen in den Westen.
Die wachsende Unzufriedenheit brach sich Bahn im Arbeiter- und Bauernaufstand des 17. Juni 1953, der das SED-Regime beseitigt hätte, wenn er nicht von der sowjetischen Besatzungsmacht niedergeschlagen worden wäre.
Gegen die Besatzungsmacht hatte die Bevölkerung keine Chance. Ulbricht gelang es, mit Hilfe der Sowjets seine Herrschaft zu festigen. Weil Hunderttausende Jahr für Jahr in den Westen flohen, folgte 1961 der nächste logische Schritt: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten."
Mauerbau - und heimliche Hoffnungen
Es gab nicht wenige Künstler und Intellektuelle, die mit dem Mauerbau eine heimliche Hoffnung verbanden: dass sich der Sozialismus nun freier entfalten könnte. Und dass die SED mehr geistigen Freiraum und Liberalität zulassen würde. Doch wieder war die Hoffnung trügerisch. Der Staat ließ kaum Spielraum für freie Entfaltung zu.
1971 wurde Ulbricht entmachtet und Erich Honecker trat seine Nachfolge an. Einmal noch, ein letztes Mal, keimte Hoffnung auf, dass es in der DDR eine Wende zum Besseren geben würde.
Der ideelle und der materielle Zusammenbruch mündete schließlich in die Bürgerbewegung des Herbstes 1989. Als Zehntausende am 9. Oktober 1989 in Leipzig gegen das SED-Regime demonstrierten, hatte es keine Kraft mehr, seinen Machtanspruch durchzusetzen.
Der Journalist Dietrich Bub berichtete 1979 bis 1983 als "Stern"-Korrespondent aus der DDR und zeichnet hier Aufbruch und Niedergang der DDR nach.