Auf dünnem Eis
Vergangenes Jahr erschien die größte internationale Studie zum Klimawandel: Der Arktis-Klima-Report. Verfasst von den acht Nationen des arktischen Rats. Nach mehr als vier Jahren akribischer Recherche stellten 300 Wissenschaftler die bislang umfangreichste Untersuchung über die Auswirkungen des Klimawandels vor. Jetzt ist unter Federführung des Alfred Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung die Klima-Studie überarbeitet und mit zahlreichen Bildern und Graphiken versehen als Buch erscheinen.
Ob es in Zukunft noch Eisbären geben wird, ist unsicher. Das Eis unter den Höhlen der Bären wird jedes Jahr dünner. Es könnte brechen.
" Die Folgen der Erwärmung werden sich voraussichtlich an den Südgrenzen ihres Verbreitungsgebietes, in Kanada zeigen. [..] So hat die erhöhte Häufigkeit und Intensität der Frühjahrsregenfälle schon heute zur Folge, dass Wurfhöhlen einstürzen, was zum Tod der Weibchen und Jungen führt. "
Steigt die Temperatur in der Arktis weiter, werden nicht nur die Eisbären für immer den Boden unter den Füßen verlieren, sondern auch die Robben, viele Seevögel, die Walrosse, Rentiere und Fische. Denn in der Nordpolregion steigt die Temperatur doppelt so schnell wie anderswo auf der Welt.
Das schreiben mehr als 300 Wissenschaftler im Arktis-Klima-Report.
"Die globale Erwärmung steigt derzeit in einem Tempo, das in der modernen Gesellschaft ohne Beispiel ist. In der Arktis ist dieser Klimawandel besonders stark zu spüren. "
Der Arktis-Klima-Report ist eine gelungene Übertragung wissenschaftlicher Daten in ein ansprechendes Buch. Im Großformat eines Bildbandes werden die Folgen der Klimaerwärmung sachlich und zugleich aufrüttelnd präsentiert. Neben kleinen Robben und hungrigen Bären stehen gleichberechtigt wirtschaftliche Interesse, geologische Daten und Klimamodelle. Der Bericht beleuchtete alle Seiten des Klimawandels, auch die in Anführungszeichen "Positiven".
So könnten Landwirtschaft und Ackerbau in der Arktis zunehmen, der Fischfang wird vermutlich in einigen Teilen des Polarmeers kurzfristig ansteigen. Auch Ressourcen wie Erdöl, Gas und Erze werden in Zukunft wahrscheinlich einfacher zu fördern sein, schreiben die Autoren. Und ebenso werden neue und schnellere Transportwege für die Schifffahrt entstehen, wenn das Eis taut.
"Beobachtungen über die letzten 50 Jahre zeigen einen Rückgang der arktischen Meereisausdehnung. Modellprojektionen zufolge wird sich das Meereis immer weiter von den arktischen Landmassen zurückziehen, was neue Seewege eröffnen und die Schifffahrtssaison verlängern wird. "
Landschaftsaufnahmen, Portraits, Graphiken und Tabellen dokumentieren auf jeder Seite des Buches die Auswirkungen steigender Temperaturen für die Arktis. Eine optisch sehr ansprechende Aufmachung, die wichtige Informationen mit vielen kleinen Diagrammen, Schaukästen und Fotografien veranschaulicht. Die 10 Hauptthesen des Arktis-Reports sind auf einer Doppelseite gut verständlich zusammengefasst. Kein langatmiger Forschungsbericht also, sondern kurze knackige Beschreibungen. Wichtige Zitate wurden extra hervorgehoben und die Kapitel sind in übersichtliche Textportionen unterteilt. Das lädt wirklich zum Lesen ein.
Auch Thematisch ist das Buch hervorragend aufgebaut. Schritt für Schritt werden zunächst die Hintergründe und Mechanismen des Klimawandels erläutert. Dann gehen die Autoren auf die wichtigsten Schlüsselereignisse für den Temperaturanstieg ein, beschreiben die weltweiten Auswirkungen und diskutieren welche Gegenmaßnahmen sinnvoll sind. Die Wissenschaftler, die dieses Buch für die Öffentlichkeit verfasst haben, sind gezielt und überlegt an das Thema herangegangen. Eine mehr als gelungene Darstellung über eines der massivsten Probleme unsere Zeit.
"Die Veränderungen, die sich bereits jetzt in der Arktis vollziehen, vermitteln der übrigen Welt einen ersten Eindruck davon, wie sich ein globaler Klimawandel auf Umwelt und Gesellschaft auswirken wird. "
Der Bericht wurde vor seiner Veröffentlichung gründlich begutachtet, um ungesicherte Aussagen zu vermeiden. Entsprechend vorsichtig, fast diplomatisch, sind deshalb manche Formulierungen. Der Dramatik des eigentlichen Problems schadet das aber nicht - im Gegenteil - es unterstreicht die intensive und kritische Auseinandersetzung der Wissenschaftler mit dem Thema.
Ausdrücklich verweisen sie darauf, dass sich die Prognosen auf einem weiteren Anstieg der vom Menschen erzeugten Treibhausgas-Emissionen beziehen. Das Schmelzen der Polkappen und weitere klimatische Folgen der globalen Erwärmung ist kein Worst-Case-Szenario, sondern die fundierte Analyse umfangreichen Datenmaterials.
Ein spannender Bericht, mit dem Forscher auf 140 Seiten beweisen, dass sich wissenschaftliche Erkenntnis auch für ein breites Publikum gut verständlich darstellen lassen.
Eine Lektüre, die sich lohnt und die zum Nachdenken anregt.
Der Arktis-Klima-Report. Die Auswirkungen der Erwärmung.
Convent-Verlag 2005
16,90 Euro
" Die Folgen der Erwärmung werden sich voraussichtlich an den Südgrenzen ihres Verbreitungsgebietes, in Kanada zeigen. [..] So hat die erhöhte Häufigkeit und Intensität der Frühjahrsregenfälle schon heute zur Folge, dass Wurfhöhlen einstürzen, was zum Tod der Weibchen und Jungen führt. "
Steigt die Temperatur in der Arktis weiter, werden nicht nur die Eisbären für immer den Boden unter den Füßen verlieren, sondern auch die Robben, viele Seevögel, die Walrosse, Rentiere und Fische. Denn in der Nordpolregion steigt die Temperatur doppelt so schnell wie anderswo auf der Welt.
Das schreiben mehr als 300 Wissenschaftler im Arktis-Klima-Report.
"Die globale Erwärmung steigt derzeit in einem Tempo, das in der modernen Gesellschaft ohne Beispiel ist. In der Arktis ist dieser Klimawandel besonders stark zu spüren. "
Der Arktis-Klima-Report ist eine gelungene Übertragung wissenschaftlicher Daten in ein ansprechendes Buch. Im Großformat eines Bildbandes werden die Folgen der Klimaerwärmung sachlich und zugleich aufrüttelnd präsentiert. Neben kleinen Robben und hungrigen Bären stehen gleichberechtigt wirtschaftliche Interesse, geologische Daten und Klimamodelle. Der Bericht beleuchtete alle Seiten des Klimawandels, auch die in Anführungszeichen "Positiven".
So könnten Landwirtschaft und Ackerbau in der Arktis zunehmen, der Fischfang wird vermutlich in einigen Teilen des Polarmeers kurzfristig ansteigen. Auch Ressourcen wie Erdöl, Gas und Erze werden in Zukunft wahrscheinlich einfacher zu fördern sein, schreiben die Autoren. Und ebenso werden neue und schnellere Transportwege für die Schifffahrt entstehen, wenn das Eis taut.
"Beobachtungen über die letzten 50 Jahre zeigen einen Rückgang der arktischen Meereisausdehnung. Modellprojektionen zufolge wird sich das Meereis immer weiter von den arktischen Landmassen zurückziehen, was neue Seewege eröffnen und die Schifffahrtssaison verlängern wird. "
Landschaftsaufnahmen, Portraits, Graphiken und Tabellen dokumentieren auf jeder Seite des Buches die Auswirkungen steigender Temperaturen für die Arktis. Eine optisch sehr ansprechende Aufmachung, die wichtige Informationen mit vielen kleinen Diagrammen, Schaukästen und Fotografien veranschaulicht. Die 10 Hauptthesen des Arktis-Reports sind auf einer Doppelseite gut verständlich zusammengefasst. Kein langatmiger Forschungsbericht also, sondern kurze knackige Beschreibungen. Wichtige Zitate wurden extra hervorgehoben und die Kapitel sind in übersichtliche Textportionen unterteilt. Das lädt wirklich zum Lesen ein.
Auch Thematisch ist das Buch hervorragend aufgebaut. Schritt für Schritt werden zunächst die Hintergründe und Mechanismen des Klimawandels erläutert. Dann gehen die Autoren auf die wichtigsten Schlüsselereignisse für den Temperaturanstieg ein, beschreiben die weltweiten Auswirkungen und diskutieren welche Gegenmaßnahmen sinnvoll sind. Die Wissenschaftler, die dieses Buch für die Öffentlichkeit verfasst haben, sind gezielt und überlegt an das Thema herangegangen. Eine mehr als gelungene Darstellung über eines der massivsten Probleme unsere Zeit.
"Die Veränderungen, die sich bereits jetzt in der Arktis vollziehen, vermitteln der übrigen Welt einen ersten Eindruck davon, wie sich ein globaler Klimawandel auf Umwelt und Gesellschaft auswirken wird. "
Der Bericht wurde vor seiner Veröffentlichung gründlich begutachtet, um ungesicherte Aussagen zu vermeiden. Entsprechend vorsichtig, fast diplomatisch, sind deshalb manche Formulierungen. Der Dramatik des eigentlichen Problems schadet das aber nicht - im Gegenteil - es unterstreicht die intensive und kritische Auseinandersetzung der Wissenschaftler mit dem Thema.
Ausdrücklich verweisen sie darauf, dass sich die Prognosen auf einem weiteren Anstieg der vom Menschen erzeugten Treibhausgas-Emissionen beziehen. Das Schmelzen der Polkappen und weitere klimatische Folgen der globalen Erwärmung ist kein Worst-Case-Szenario, sondern die fundierte Analyse umfangreichen Datenmaterials.
Ein spannender Bericht, mit dem Forscher auf 140 Seiten beweisen, dass sich wissenschaftliche Erkenntnis auch für ein breites Publikum gut verständlich darstellen lassen.
Eine Lektüre, die sich lohnt und die zum Nachdenken anregt.
Der Arktis-Klima-Report. Die Auswirkungen der Erwärmung.
Convent-Verlag 2005
16,90 Euro