Auf der Überholspur des Kunstbetriebs
Sein ganzes Leben lang war Martin Kippenberger umstritten. Zu Lebezeiten wollten Museumsdirektoren und Feuilletonisten nichts von dem Installationskünstler, Bildhauer und Fotografen wissen. Mittlerweile aber vergeht kaum ein Jahr ohne eine große Ausstellung seiner Werke.
Martin Kippenberger war schonungslos. Vor allem sich selbst gegenüber. Ein Gesamtkunstwerk auf der Überholspur des Kunstbetriebs. Ein Spezialist wollte er nie sein. Er soff Nächte durch und stand morgens pünktlich auf der Matte. Er produzierte ohne Ende. Sich selbst, Bilder, Installationen, Musik, Bücher, Freunde, Feinde, Ausstellungen, ehemalige Wohnorte, Poster, Ex-Geliebte, Einladungskarten, Fotos, Zeichnungen, Skulpturen, Witze, Performances. "Man muss was aushalten können" hat er der Autorin und Künstlerin Jutta Koether 1991 im Gespräch gesagt.
1953 wird er in Dortmund geboren, wächst in Essen auf und beginnt 1972 in Hamburg an der Hochschule für Bildende Kunst zu studieren. Sechs Jahre später siedelt er nach Berlin über, gründet das "Büro Kippenberger" – eine Factory gibt es ja schon. In Berlin kommt er nicht nur mit den so genannten "Neuen" oder "Jungen Wilden" in Kontakt, sondern auch mit New Wave und Punk. Für kurze Zeit avanciert er zum Geschäftsführer des legendären Kreuzberger Punkschuppens SO36. Doch einigen gefällt der Künstlerhabitus, seine Anzüge und die Besuche in guten Restaurants nicht. Eines abends wird er krankenhausreif geschlagen, lässt sich aber gleich am nächsten Tag im Verband ablichten und macht Kunst daraus. Titel: "Dialog mit der Jugend".
Seine Bilder heißen "Fünf kleine Italiener als Kaugummi getarnt" oder "Zurück vom Meer ist das Scheckbuch leer, am Samstag hat der Arbeitslose Ruh, da hat das Arbeitsamt nämlich zu". Eines seiner bekanntesten Werke nennt er: "Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken". Entstanden 1984, handelt es sich um eine Art kubistisches Suchbild, das jede Menge rechte Winkel enthält, aber ein Hakenkreuz sucht der Betrachter in der Tat vergebens. Kippenberger stellt dem kleinbürgerlichen guten Geschmack ein Bein, rechnet sich aus der Gleichung aber nie ganz raus.
Sein ganzes Künstlerleben lang ist Kippenberger umstritten. So genannte ernsthafte Künstler können mit seiner Punkattitüde nichts anfangen. Die Musikszenen, in denen er sich bewegt, haben für Kunst meist wenig übrig. Die bürgerlichen Feuilletons und Museumsdirektoren wollen kaum etwas von ihm wissen. Heute vergeht kein Jahr, ohne Kippenberger-Ausstellung. Aber auch das hat er irgendwie geahnt. Dass der Künstler erst nach seinem Tod was taugt. Aber Kippenberger wäre nicht Kippenberger gewesen, hätte er sich davon beeindrucken lassen.
"toter Punkt: ein jeder hat manchmal phasen, wo er lustlos wie nie/von depressionen gepiesackt sagt er rien ne va plus/sein leben scheint völlig im eimer, er würde zu tode erschreckt/am liebsten sich tiefkühlen lassen und im Jahre 2000 geweckt/doch klagt nicht, freunde, macht weiter/auch wenn es mal nicht so funkt/besser ein lebendes komma, als ein toter punkt. Ja, das war’s."
1953 wird er in Dortmund geboren, wächst in Essen auf und beginnt 1972 in Hamburg an der Hochschule für Bildende Kunst zu studieren. Sechs Jahre später siedelt er nach Berlin über, gründet das "Büro Kippenberger" – eine Factory gibt es ja schon. In Berlin kommt er nicht nur mit den so genannten "Neuen" oder "Jungen Wilden" in Kontakt, sondern auch mit New Wave und Punk. Für kurze Zeit avanciert er zum Geschäftsführer des legendären Kreuzberger Punkschuppens SO36. Doch einigen gefällt der Künstlerhabitus, seine Anzüge und die Besuche in guten Restaurants nicht. Eines abends wird er krankenhausreif geschlagen, lässt sich aber gleich am nächsten Tag im Verband ablichten und macht Kunst daraus. Titel: "Dialog mit der Jugend".
Seine Bilder heißen "Fünf kleine Italiener als Kaugummi getarnt" oder "Zurück vom Meer ist das Scheckbuch leer, am Samstag hat der Arbeitslose Ruh, da hat das Arbeitsamt nämlich zu". Eines seiner bekanntesten Werke nennt er: "Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken". Entstanden 1984, handelt es sich um eine Art kubistisches Suchbild, das jede Menge rechte Winkel enthält, aber ein Hakenkreuz sucht der Betrachter in der Tat vergebens. Kippenberger stellt dem kleinbürgerlichen guten Geschmack ein Bein, rechnet sich aus der Gleichung aber nie ganz raus.
Sein ganzes Künstlerleben lang ist Kippenberger umstritten. So genannte ernsthafte Künstler können mit seiner Punkattitüde nichts anfangen. Die Musikszenen, in denen er sich bewegt, haben für Kunst meist wenig übrig. Die bürgerlichen Feuilletons und Museumsdirektoren wollen kaum etwas von ihm wissen. Heute vergeht kein Jahr, ohne Kippenberger-Ausstellung. Aber auch das hat er irgendwie geahnt. Dass der Künstler erst nach seinem Tod was taugt. Aber Kippenberger wäre nicht Kippenberger gewesen, hätte er sich davon beeindrucken lassen.
"toter Punkt: ein jeder hat manchmal phasen, wo er lustlos wie nie/von depressionen gepiesackt sagt er rien ne va plus/sein leben scheint völlig im eimer, er würde zu tode erschreckt/am liebsten sich tiefkühlen lassen und im Jahre 2000 geweckt/doch klagt nicht, freunde, macht weiter/auch wenn es mal nicht so funkt/besser ein lebendes komma, als ein toter punkt. Ja, das war’s."