Auf der Suche nach nationaler Identität zur Primetime

Von Michael Meyer |
Seit Ende Oktober lockt die Serie "Wir Deutschen" im ZDF ein großes Publikum vor den Fernseher. In zehn Folgen werden Figuren der deutschen Geschichte vorgestellt, die vermeintlich identitätsstiftend waren, wie Barbarossa oder Martin Luther. Die historischen Ereignisse werden aufwändig nachgespielt und -inszeniert.
"Die Mitte Europas, im 2. Jahrtausend. Ein Land, das lange braucht, um eins zu werden. Menschen, die sich erst im Laufe der Jahrhunderte als 'deutsch' verstehen. Wer sind wir? Woher kommen wir?"

Diese und andere Fragen an "1000 Jahre deutsche Geschichte" stellt die zehnteilige Serie "Die Deutschen", um sich auf Identitätssuche zu begeben. Seit Ende Oktober lockt sie ein großes Publikum vor den Fernseher: Mit Theatralischer Musik, aufwändiger Ausstattung, beeindruckenden Schlachtszenen und einer Dramaturgie, die manchmal doch recht grobschnittig in Gut und Böse aufteilt.

"Sieben Aufgebote deutscher Stämme, 12.000 Krieger aus Bayern, aus Franken und Schwaben, aus Lothringen und Böhmen, sind dem Hilferuf ihrer Königs gefolgt. Otto setzt alles auf eine Karte. Er sucht die Entscheidungsschlacht."

Jede Folge behandelt jeweils eine bekannte, vermeintlich identitätsstiftende Figur der deutschen Geschichte, beginnend bei Otto I. Außerdem wird das Leben Barbarossas erzählt, von Freiherr von Stein, Wallenstein, Napoleon - die ZDF- Serie endet dann im Jahr 1918 mit dem Abdanken von Kaiser Wilhelm. In Folge vier steht Martin Luther und die Reformation im Mittelpunkt:

"Die Menge feiert den Mann, den die Kirche als Ketzer verurteilt hatte, wie einen Messias. - Wir sind da, Bruder Martin. Noch könnten wir umkehren - Und wenn es der Tod selbst wäre, der mich erwartet: Ich kehre nicht um.
Martin Luther auf der Weg zum Reichstag in Worms. ( ... .) Niemals zuvor rief ein Mann aus dem Volke solche Begeisterung hervor."

Da aus der Zeit vor dem 20. Jahrhundert natürlich keinerlei Bewegtbild- und Tonaufnahmen existieren, werden die meisten historischen Ereignisse als "Reenactments" gezeigt, als nachgespielte, mit Musik unterlegte Szenen, kommentiert und eingeordnet von über 30 namhaften Historikern. Diese Serie war das wichtigste Projekt seiner Karriere, sagt ZDF-Chefhistoriker Guido Knopp - sicher gehören "Die Deutschen" zu den unterhaltsamsten und erfolgreichsten Geschichtsfilmen des deutschen Fernsehens.