Auf der Suche nach Helden
Bekannt wurde Stefan Jürgens durch die RTL-Show "Samstag Nacht". Nach deren Ende übernahm er zahlreiche Kino- und TV-Rollen. Nun treibt es den Entertainer wieder auf die Bühne. Mit seinem Programm "Heldenzeiten" ist er derzeit auf Deutschlandtour.
Knapp fünf Jahre hat Stefan Jürgens mit Mirco Nontschew, Esther Schweins, Wigald Boning und anderen bis dato Unbekannten die populäre Comedy-Show "Samstag Nacht" gestaltet und entscheidend mitgeprägt. Die Sendung wird seit 1998 nicht mehr produziert, nur selten laufen Wiederholungen. Dennoch sind Jürgens Vokabelspielereien aus "Kentucky schreit ficken", das Trauern um den zeitlosen Karl Ranseier oder Auftritte als Derrick zumindest bei der Generation bis Mitte 40 unvergessen.
Für den Künstler selbst ein zwiespältiges Gefühl. Denn die Arbeiten des gelernten Bühnendarstellers davor und danach haben mit dem derben Witz von "RTL Samstag Nacht" nicht das Geringste gemein. Waren es vor 1993 eher Rollen am Schauspielhaus Bochum oder im Kölner Schauspielhaus, sind es seit dem Ende der Hugo-Egon-Balder-Produktion häufiger Kino- und TV-Rollen, in denen sich Jürgens von seiner ernsten Seite zeigt - etwa als Tatortkommissar.
Nebenbei packt der gebürtiger Rheinländer und Wahlberliner anspruchsvolle Stand up Comedy und melancholische, doppelbödige, selbst geschriebene Songs unter einen Hut. Sein erstes Album "Langstreckenlauf" und die gleichnamige Tour vor zwei Jahren waren mehr als ein Achtungserfolg.
Wenn es so etwas, wie einen roten Faden in Stefan Jürgens Soloarbeiten gibt, dann die Anleitung, wie man im Alltäglichen großes Glück finden kann.
Jürgens: "Mit der Zufriedenheit umgehen zu lernen, mit der möglichen Zufriedenheit, die man als Mensch hat, wenn man in einem bestimmten Kulturkreis leben darf, zum Beispiel. Und aus dieser Zufriedenheit ein Selbstverständnis zu kreieren, das einen hilft den Tag zu genießen, das ist schon eine Heldenzeit."
Ein dreiviertel Jahr tüftelte der Träger des Bambi und des bayerischen Fernsehpreises nun an seinem neuen Programm. Mit feinem Witz und ernstem Nachgeschmack fragt er sich und sein Publikum, wie man es schafft, wieder sein eigener Held zu werden - und sagenhafte Liebe ohne Sorgerechtsprozesse und Schönheitsoperationen zu erleben.
Ausschnitt aus dem Programm: "Wir müssen unsere Helden völlig neu definieren. Die meisten Gestalten, die wir durch den Schleiernebel der Geschichte heute noch als Helden wahrnehmen, wären doch mittlerweile im ständigen Sitz der Sicherheit der UN, auf der Anklagebank. Alexander der Größe, der wäre heute ein Kriegstreiber, ein Kriegsverbrecher. Oder der Hannibal. Wenn er noch mal die Alpen überqueren würde, das wäre nur noch Verkehrsmeldung wert. Achtung, es kommen 35 Elefanten aus dem Tunnel entgegen... "
Jürgens: "Es ist so eine Art Selbsttherapie, wenn ich auf die Bühne gehe und mich selber zum Lachen bringe über die Themen, die mich berühren. Dann versuche ich selber meinen Lebenswert zu steigern, und wenn es den Effekt hat, dass andere Leute es auch verstehen oder nachvollziehen können, dann haben wir einen guten Abend. "
Jürgens erzählt auch von den Widersprüchen und Ängsten der heutigen Generation. Davon, dass Männer keinen Nachwuchs wollen, aber über künftige Steuerzahler reden. Und er rät immer aufzupassen, was man tut, denn oft schauen noch Kinder zu. Und gerade die sind auf der Suche nach ersten Helden, Identifikationsfiguren. Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass sie für Andere eine Reflexionsfläche darstellen. Daher ist sein eigenes Motto "Freundlich sein".
Jürgens: "Es geht tatsächlich um positive Energie, um Freundlichkeit. Ich will jetzt nicht esoterisch werden, es ist wirklich nicht meine Art, aber es hat schon was mit Metaphysik zu tun. Man braucht schon ein bisschen das Spirituelle in Menschen und dann auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Verhaltensweise, was jeder von uns, inklusive mir, zu selten tut. "
Wen er als Kind für sich zum Helden erkoren hatte, daran kann sich der 42-Jährige allerdings nicht mehr erinnern. Später war es Nelson Mandela.
Jürgens: "Mich beeindrucken aber auch Leute, die ... unangepasst geblieben sind, und ihren eigenen Weg gesucht haben. Weil ich glaube, dass viele Deformierungen der Menschen auch dadurch passieren, dass er permanent nach dem Glück schaut, was andere ihm beschreiben. ... Menschen, die in ihrer Stärke mit sich selbst und gegen das, was auf sie einwirkt standhaft bleiben, sind für mich auch kleine Helden. "
Jürgens Haltung klingt auch wie ein kleines Schulterklopfen für sich selbst - was er sich auch verdient hätte. Denn sein eigenes Lebenstempo ist manchmal Schwindel erregend: vom Drehort ins Tonstudio, um Lieder aufzunehmen, am Abend dann irgendwo Stand Up Comedy, ausgesprochen lange Tourneen und nach Möglichkeit auch noch Zeit finden, mehrere Wochen im Jahr Theater zu spielen. Das Wichtigste ist und bleibt aber seine Frau, die drei Kinder, von denen das älteste 20 und das jüngste zehn Jahre alt ist. Privates gehört nicht in die Schlagzeilen, deshalb zöge sich die Familie oft ins Ausland zurück.
Auch seine Arbeitswut weiß Jürgens mittlerweile etwas zu drosseln. Eigentlich. Denn seitdem er 2004 in Berlin das erste Mal nach zehn Jahren in dem sozialkritischen Ein-Personen-Stück "Süchtig – relativ komischer Stoff" auf der Bühne stand, träumt er wieder von Theaterrollen. Ein großes Projekt bahne sich gerade an, genaues könne er aber noch nicht sagen.
Jürgens: "Ich bin sehr glücklich und dankbar dafür, aber es ist eine privilegierte Situation, so zu leben wie ich, im Vergleich mit vielen anderen Menschen. Das einzige, was ich versuche irgendwie für mich immer wieder neu zu entdecken: Demut und Dankbarkeit für diese Situation, in der man leben kann und darf, das ist ja auch nicht selbstverständlich."
Für den Künstler selbst ein zwiespältiges Gefühl. Denn die Arbeiten des gelernten Bühnendarstellers davor und danach haben mit dem derben Witz von "RTL Samstag Nacht" nicht das Geringste gemein. Waren es vor 1993 eher Rollen am Schauspielhaus Bochum oder im Kölner Schauspielhaus, sind es seit dem Ende der Hugo-Egon-Balder-Produktion häufiger Kino- und TV-Rollen, in denen sich Jürgens von seiner ernsten Seite zeigt - etwa als Tatortkommissar.
Nebenbei packt der gebürtiger Rheinländer und Wahlberliner anspruchsvolle Stand up Comedy und melancholische, doppelbödige, selbst geschriebene Songs unter einen Hut. Sein erstes Album "Langstreckenlauf" und die gleichnamige Tour vor zwei Jahren waren mehr als ein Achtungserfolg.
Wenn es so etwas, wie einen roten Faden in Stefan Jürgens Soloarbeiten gibt, dann die Anleitung, wie man im Alltäglichen großes Glück finden kann.
Jürgens: "Mit der Zufriedenheit umgehen zu lernen, mit der möglichen Zufriedenheit, die man als Mensch hat, wenn man in einem bestimmten Kulturkreis leben darf, zum Beispiel. Und aus dieser Zufriedenheit ein Selbstverständnis zu kreieren, das einen hilft den Tag zu genießen, das ist schon eine Heldenzeit."
Ein dreiviertel Jahr tüftelte der Träger des Bambi und des bayerischen Fernsehpreises nun an seinem neuen Programm. Mit feinem Witz und ernstem Nachgeschmack fragt er sich und sein Publikum, wie man es schafft, wieder sein eigener Held zu werden - und sagenhafte Liebe ohne Sorgerechtsprozesse und Schönheitsoperationen zu erleben.
Ausschnitt aus dem Programm: "Wir müssen unsere Helden völlig neu definieren. Die meisten Gestalten, die wir durch den Schleiernebel der Geschichte heute noch als Helden wahrnehmen, wären doch mittlerweile im ständigen Sitz der Sicherheit der UN, auf der Anklagebank. Alexander der Größe, der wäre heute ein Kriegstreiber, ein Kriegsverbrecher. Oder der Hannibal. Wenn er noch mal die Alpen überqueren würde, das wäre nur noch Verkehrsmeldung wert. Achtung, es kommen 35 Elefanten aus dem Tunnel entgegen... "
Jürgens: "Es ist so eine Art Selbsttherapie, wenn ich auf die Bühne gehe und mich selber zum Lachen bringe über die Themen, die mich berühren. Dann versuche ich selber meinen Lebenswert zu steigern, und wenn es den Effekt hat, dass andere Leute es auch verstehen oder nachvollziehen können, dann haben wir einen guten Abend. "
Jürgens erzählt auch von den Widersprüchen und Ängsten der heutigen Generation. Davon, dass Männer keinen Nachwuchs wollen, aber über künftige Steuerzahler reden. Und er rät immer aufzupassen, was man tut, denn oft schauen noch Kinder zu. Und gerade die sind auf der Suche nach ersten Helden, Identifikationsfiguren. Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass sie für Andere eine Reflexionsfläche darstellen. Daher ist sein eigenes Motto "Freundlich sein".
Jürgens: "Es geht tatsächlich um positive Energie, um Freundlichkeit. Ich will jetzt nicht esoterisch werden, es ist wirklich nicht meine Art, aber es hat schon was mit Metaphysik zu tun. Man braucht schon ein bisschen das Spirituelle in Menschen und dann auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Verhaltensweise, was jeder von uns, inklusive mir, zu selten tut. "
Wen er als Kind für sich zum Helden erkoren hatte, daran kann sich der 42-Jährige allerdings nicht mehr erinnern. Später war es Nelson Mandela.
Jürgens: "Mich beeindrucken aber auch Leute, die ... unangepasst geblieben sind, und ihren eigenen Weg gesucht haben. Weil ich glaube, dass viele Deformierungen der Menschen auch dadurch passieren, dass er permanent nach dem Glück schaut, was andere ihm beschreiben. ... Menschen, die in ihrer Stärke mit sich selbst und gegen das, was auf sie einwirkt standhaft bleiben, sind für mich auch kleine Helden. "
Jürgens Haltung klingt auch wie ein kleines Schulterklopfen für sich selbst - was er sich auch verdient hätte. Denn sein eigenes Lebenstempo ist manchmal Schwindel erregend: vom Drehort ins Tonstudio, um Lieder aufzunehmen, am Abend dann irgendwo Stand Up Comedy, ausgesprochen lange Tourneen und nach Möglichkeit auch noch Zeit finden, mehrere Wochen im Jahr Theater zu spielen. Das Wichtigste ist und bleibt aber seine Frau, die drei Kinder, von denen das älteste 20 und das jüngste zehn Jahre alt ist. Privates gehört nicht in die Schlagzeilen, deshalb zöge sich die Familie oft ins Ausland zurück.
Auch seine Arbeitswut weiß Jürgens mittlerweile etwas zu drosseln. Eigentlich. Denn seitdem er 2004 in Berlin das erste Mal nach zehn Jahren in dem sozialkritischen Ein-Personen-Stück "Süchtig – relativ komischer Stoff" auf der Bühne stand, träumt er wieder von Theaterrollen. Ein großes Projekt bahne sich gerade an, genaues könne er aber noch nicht sagen.
Jürgens: "Ich bin sehr glücklich und dankbar dafür, aber es ist eine privilegierte Situation, so zu leben wie ich, im Vergleich mit vielen anderen Menschen. Das einzige, was ich versuche irgendwie für mich immer wieder neu zu entdecken: Demut und Dankbarkeit für diese Situation, in der man leben kann und darf, das ist ja auch nicht selbstverständlich."