Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Zu Gast: Richard David Precht |
Wer bin ich?
Was ist Wahrheit?
Was ist gut, was böse?


Diese Fragen beschäftigen nicht nur Philosophen, sie scheinen auch immer mehr Menschen zu interessieren, zumindest, wenn man die Erfolgsgeschichte des Buchs "Wer bin ich und wenn ja, wie viele?" verfolgt.

Die Einführung in die Philosophie von Richard David Precht verdrängte Hape Kerkelings Pilger-Tagebuch "Ich bin dann mal weg" nach rund zwei Jahren von Platz eins auf der Sachbuch-Bestseller-Liste des "Spiegel". Einen solchen Erfolg im Bereich der Philosophie hatte hierzulande bisher nur der Roman "Sofies Welt" des Norwegers Jostein Gaarder.

Precht, 1964 in Solingen geboren, hat selbst Germanistik und Philosophie studiert. Für ihn ist die Philosophie " … eines der schönsten Dinge, mit denen man sich beschäftigen kann. Mir macht es einfach Spaß. Aber es ist ja nicht so, dass Menschen unbedingt glücklicher werden, wenn sie über sich und die Welt nachdenken. Das Leben hat keinen übergeordneten Sinn. Aber für mich ist es schön, zu denken und Volten zu schlagen."

Von seinem Philosophie-Studium in Köln hatte er sich ebensolche herausfordernden Momente und Anregungen erhofft, hatte sich "Philosophen als spannende Persönlichkeiten vorgestellt, die so aufregend und konsequent lebten, wie sie dachten." Stattdessen traf er auf "langweilige ältere Herren in braunen oder blauen Busfahreranzügen", die ihre "innere geistige Freiheit nicht auf ihr Leben anwendeten."

Er biss sich durch das Studium und beschloss, selbst ein Philosophiebuch zu schreiben, "was ich gebraucht hätte, um quasi leicht und schön durch mein Studium zu kommen."

Herausgekommen ist ein knapp 400 Seiten umfassender Wälzer, angefüllt mit biografischen Anekdoten, faktenreichen Abstechern in die Zeit Kants, Wittgensteins, Nietzsches und in die Laboratorien der modernen Hirnforschung. Selbst der Vulkanier Mr. Spock aus dem "Raumschiff Enterprise" wird auf die Couch gelegt, und wir erfahren, dass er so emotionslos nicht sein kann, denn Denken und Fühlen lassen sich nicht trennen.

Richard Precht ist vor allem durch seinen 2005 erschienenen autobiografischen Roman "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" bekannt geworden, der gerade als Kinofilm herausgekommen ist. Darin erzählt er von seiner linken Sozialisation und Jugend in Solingen, die geprägt war vom gelebten Anti-Amerikanismus der Eltern und der Suche nach einer wie auch immer besser gearteten Gesellschaft.

Auch im Rückblick auf diese Zeit ist er zur Philosophie gestoßen:

"Der große Sinn und die Wahrheiten, die es in meiner Kindheit gegeben hat, sind zusammengebrochen. Und das allein macht für mich Sinn, um darüber nachzudenken. ´Was ist Wahrheit? Ist der Mensch von Natur aus gut?` Die Suche nach dem Kleingedruckten im Leben, sie haben mich viel weiter gebracht. Und es gibt noch viel mehr Fragen, und mit jeder neuen Frage stellt sich die nächste, das ist doch das Schöne!"

Er hofft, ein Buch geschrieben zu haben, das die Lust am Denken weckt und trainiert.
"Lernen und Genießen sind das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Lernen ohne Genießen verhärmt, Genießen ohne Lernen verblödet."

"Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens" - Dieter Kassel spricht mit Richard David Precht über die Philosophie als Lebenshilfe und die Sinnsuche in der modernen Gesellschaft – heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr.
Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800-22542254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Literaturhinweis:
Richard David Precht: "Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?" Eine philosophische Reise. Goldmann Verlag, München 2007
Richard David Precht: "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" Meine kleine deutsche Revolution. List Taschenbücher bei Ullstein, 2007