Auf der Bühne wild und bunt

Von Alexandra Müller · 22.01.2009
Der in Bayern lebende Sänger Peter Wiegand wurde als "deutsch-österreichischer Tom Waits" bekannt. In seinem aktuellen Album "Catch me if you dream" erzählt er in eigenen Songs von den kleinen und großen Dingen des Lebens und startet am Freitag zusammen mit seiner Band "Die Konferenz" in München seine Tournee.
"Sidestep Boulevard" - so ist der Titel eines Songs, einem Stück, das, angelehnt an die Figur Don Quichottes, Peter Wiegand sehr am Herzen liegt.

"Weil diese Geschichten, die daraus hervorgehen, auch von jemandem handeln, der, so wie es mir auch und vielen wahrscheinlich immer wieder mal passiert, dass sie aus einer Mücke einen Elefanten machen."

Seine blau-grauen Augen schweifen durch den Raum, wenn er sich daran erinnert, wie es war, als er zum ersten Mal mit sieben Jahren Musik und Theater begegnet:

"Das war der Hinterhof eines Theaters, das "Elisabeth Vorstadt Theater" in Salzburg. Da habe ich mich immer so rangeschlichen, wenn die geprobt haben oder hab mich auch mal reingeschlichen in das Theater und dann hat mich der Regisseur eines Tages entdeckt und hat gesagt, ich kann mich ruhig da vorne hinsetzen und der hat mich nicht rausgeschmissen und da war ich ganz fasziniert davon, dass ich da mit dabei sein hab dürfen."'"

Peter Wiegand, ein sympathischer, mittelgroßer Mann, mit dunklem, grau gesträhnten Haar. Der 1953 in Freiburg geborene Sänger trägt gerne Hut. Seine Mutter stammte aus dem österreichischen Bad Gastein, sein Vater, ein Bauunternehmer, aus Duisburg.

Als er drei Jahre alt ist, ziehen seine Eltern mit ihm nach Salzburg. Früh erfährt Peter Wiegand von seiner Mutter, dass er eigentlich nicht geplant war. Er hat zwei Stiefgeschwister und zwei Geschwister:

""Ich habe immer so das Gefühl gehabt, ich war der, der zu viel ist. So ging das dann auch mit meinen Eltern. Da kam ich dann auch relativ früh, so mit acht, ins Internat."

Mit zehn Jahren landet er in einem Heim für schwer erziehbare Kinder. Immer wieder läuft er von zu Hause weg, schwänzt die Schule, klaut. Eine Zeit, an die sich Peter Wiegand nicht gerne erinnert.

Mit 16 kommt er zu einer Pflegefamilie und beginnt eine Lehre. Seine Eltern sind früh verstorben. Vom Jugendamt fühlt er sich überwacht. Wieder flüchtet er. Ohne Abschied setzt er sich 1968 in den Zug, landet in Griechenland und jobbt als Apfel- und Traubenpflücker. Die Reise geht weiter nach Frankreich, dann England.

Bei seiner Reise nach Schweden lernt er in Deutschland seine Frau Edelgard kennen. Zwei Töchter, Jana (29) und Leila (27) werden geboren. Die junge Familie reist nach Amerika. Peter Wiegand entdeckt die Sojabohne:

"Da hatte ich ein Handwerk gelernt, das war das Handwerk des Tofumachens, aus der Sojabohne ein Frischeprodukt zu produzieren. Mit dieser Idee kam ich dann wieder zurück und das habe ich hier voller Idealismus und voller Überzeugung gemacht. Ich hatte einfach kein Geschäftsdenken, das war purer Idealismus. Das war dann auch, was mir letzten Endes dann alles unter den Füßen weg gezogen hat.

Dann kam eben dieser Moment, wo die Familie sich getrennt hat von mir, wo die Schulden dagestanden sind, wo ich dann ziemlich alleine war, um das alles wieder aufzuarbeiten. Was dann auch, im Nachhinein natürlich gesehen, eine Chance für mich war, was Neues zu beginnen und das Alte aufzuarbeiten. So bin ich zu Musik gekommen."

1984, Peter Wiegand ist 31, da gründet er gemeinsam mit Freunden seine erste Band, die "Small town boys". Später versucht er sich im Improvisieren, bis er in die Welt von Tom Waits eintaucht:

"Dann habe ich das so perfektioniert, dass es schon sehr gefährlich wurde, weil man den Unterschied nicht mehr feststellen konnte, wer ist wer und was ist was.

Dann habe ich (. . .) das Glück gehabt, Musiker zu treffen, hier in München. So habe ich die 'Konferenz' kennengelernt. Alle die Musiker, die auch bei der Filmgeschichte "Wer früher stirbt, ist länger tot" die Musik gemacht haben."

Von da an geht es in eine andere Richtung. Peter Wiegand nimmt Gesangsunterricht, paukt Theorie. 2006 entsteht zusammen mit der Konferenz das Album "Catch me if you dream".

Auf der Bühne geht es wild und lebendig zu. Die Musik lebt von dem intensiven Austausch zwischen Wort und Ton. Das besorgt "Die Konferenz", ein Kollektiv aus professionellen Musikern. Mal wirbeln Swing und Wienerlied um die Wette, dann erobert Südamerika die Szene. Im nächsten Moment begegnet Indierock einer Polka und ein Trauermarsch dem Punk. Peter Wiegand gibt sich wild, hemmungslos und poetisch und zieht damit den Zuschauer in seinen Bann.

" Was ich noch nicht gesagt habe, dass ich mich sehr sehr beschenkt fühle, dass ich das machen darf, was ich eben so gerne tu, dass es Menschen gibt, die das mit mir machen wollen. Das ist schon so viel Erfolg, da bin ich sehr sehr sehr glücklich darüber."