Auf den Spuren von Günter Grass

Werben um die Mitwirkung der Wähler

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Der SPD Vorsitzende Willy Brandt (r) und der Schriftsteller Günter Grass (l) bei einer Wahlveranstaltung 1976 im Kulturzentrum Fabrik in Hamburg.
Der Schriftsteller Günter Grass (l) scheute sich nicht, immer wieder Wahlkampf für den SPD-Politiker Willy Brandt zu machen. © picture alliance / Dieter Klar
Mathias Greffrath im Gespräch mit Anke Schaefer · 18.08.2021
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Der Publizist Matthias Greffrath will mehr Menschen zum Wählen bewegen. Als Vorbild dient ihm Günter Grass. Bei einer Bustour durch Mecklenburg-Vorpommern soll es Bürgerversammlungen geben – und politische Debatten.
Auf den Spuren des verstorbenen Schriftstellers Günter Grass (1927-2015) bewegen sich in diesem Wahlkampf der Publizist Mathias Greffrath und einige Mitstreiter.
Grass hatte sich wiederholt für die SPD und deren Kanzlerkandidaten Willy Brandt im Wahlkampf engagiert. Der "politische Alleinunterhalter" sei sogar mit einem Bus in drei Monaten 30.000 Kilometer durch die Republik gefahren, erzählt Greffrath. "Diesmal machen wir es nur 14 Tage."
Greffrath, der zwar auch den Sozialdemokraten nahesteht und Mitglied der von Grass gegründeten Wolfgang-Koeppen-Stiftung ist, will jetzt ganz parteiunabhängig für das Wählen werben.
Mit von der Partie bei der Bustour sind die Schriftsteller Judith Schalansky und Ingo Schulze, die Sängerin Barbara Thalheim, die feministische Rockerin Bernadette La Hengst und der Soziologe Steffen Mau. Es würden 15 Orte in Mecklenburg-Vorpommern angefahren, Marktplätze, aber auch am Abend irgendwelche Konzertorte, um kleine Bürgerversammlungen abzuhalten.

Aufruf zur Wahl

"Die Schriftsteller werden etwas lesen zur Politik", sagt Greffrath. Es gehe darum, Mut zu machen. Die Botschaft sei vor allem: "Leute, geht wählen – es kommt drauf an." Auch wer unzufrieden sei, solle das tun.
Die großen Fragen der Bildung, Klimapolitik, des Wohnens und der Migration würden in der Politik nicht ausreichend behandelt, so Greffrath. Er mache die Erfahrung, dass Menschen in allen Schichten ein gutes Gefühl dafür hätten, dass sie vor großen Veränderungen stünden.

Das Unbehagen und die Müdigkeit gegenüber der Politik resultierten zumindest zu einem Teil aus dieser Diskrepanz zwischen den großen Problemen und der Kleinteiligkeit. "Viele Bürger haben auch das Gefühl, man verlangt uns eigentlich nicht genug ab." Von Aufbruch sehe er in diesem Wahlkampf bisher leider gar nichts, kritisiert Greffrath.

Mathias Greffrath ist Schriftsteller und Journalist. Anfang der 1990er-Jahre leitete er die Zeitschrift "Wochenpost" in Berlin. Seither schreibt Greffrath als freier Journalist unter anderem für "Die Zeit", die "Süddeutsche Zeitung" und die deutsche Ausgabe von "Le Monde diplomatique". Greffrath ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac und im PEN-Zentrum Deutschland.

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