Auf den Fisch gekommen
Die norwegischen Inseln vor der Küste von Helgeland am Polarkreis sind klein und weit vom Festland entfernt. Trotzdem ziehen sie auch junge Familien an. Dank üppiger Fischvorkommen und Lachszucht herrscht hier nahezu Vollbeschäftigung - und ein Rockfestival gibt es auch.
Die M/S Helgeland ist verspätet. Mittlerweile mehr als zehn Minuten. Das Katamaran-Schnellboot heißt so, wie diese norwegische Küstenregion genannt wird. Die M/S Helgeland hätte hier, im Hafen von Husøy längst festmachen sollen. Laut Fahrplan um 18:55 Uhr. Doch statt der näher kommenden Motorengeräusche hören die wartenden Passagiere nur die Möwen, vermischt mit dem gellenden Pfeifen der rotschnäbeligen Austernfischer. Husøy ist der Hauptort der Inselgruppe von Træna und liegt knapp 1000 Kilometer nördlich von Oslo, kurz unterhalb des Polarkreises. Vor der Küste von Helgeland verteilen sich rund 1500 Inseln, Holme und Schären, von denen allerdings nur neun bewohnt sind. Und Træna liegt am äußersten Rand dieser Inselwelt – fast 60 Kilometer vom Festland entfernt. Seine zuckerhutförmigen, über 300 Meter hohen Felsformationen sind von weit her erkennbar; sie bilden eine fast schon dramatische Kulisse, während sie gleichzeitig einen verlässlichen Schutz bieten, gegen die Unbillen der Norwegischen See.
Weil es an diesem Abend sommerlich warm ist, sucht niemand Schutz im geheizten Wartehäuschen. Im Gegenteil: Junge Familien mit Kinderwagen gehen am Kai auf und ab, ein älterer Herr im Rollstuhl genießt den Sonnenschein. Manager mit Laptops schreiben noch schnell ein paar E-Mails. Ein paar herumstrolchende Jungs mit Skateboard unter dem Arm haben im glasklaren Wasser des Hafenbeckens Seelachse entdeckt. "Sei" heißen sie auf Norwegisch. Zwei der Teenager tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Vi er Havfolk". Wörtlich übersetzt bedeutet der Slogan: "Wir sind Meeresbewohner". Doch damit trifft man nicht die wahre Bedeutung dieses Satzes. Nicht seinen Stolz, nicht seinen Trotz und erst recht nicht seinen Behauptungswillen. Dies zeigt sich im Gespräch mit Per Pedersen. Der Bürgermeister der Gemeinde von Træna ist an diesem Abend nicht am Hafenkai anzutreffen, wie sonst häufig. Er ist noch in seinem Büro, im 500 Meter entfernten Rathaus.
"Vor vielen Jahren schon hat man bei uns in der Grotte von Kirkhellen auf Sanna einen Angelhaken aus Knochen gefunden – er wurde auf ein Alter von 9000 Jahren datiert und bildet unser Gemeindewappen. Und deshalb nennen wir uns selbst: das älteste Fischerdorf Norwegens."
Per Pedersen ist Mitglied der Christlichen Volkspartei. Mit dem Hinweis auf den historischen Angelhaken will der 59-jährige Verwaltungschef deutlich machen, seit wann schon Menschen hier draußen, im hohen Norden, von der Fischerei leben und – überleben. Fast immer auf sich selbst gestellt. Dieser kulturhistorische Faktor hat vor über 30 Jahren längs der Küste zu einer Protestbewegung geführt, die die etablierten politischen Parteien in Norwegen zum Umdenken gezwungen hat. Seitdem gilt es parteiübergreifend als ausgemacht, dass überall im norwegischen Königreich die Besiedlung aufrecht erhalten werden muss, und die Lebensverhäl-tnisse an allen Orten in etwa die gleichen sein sollen. Auch in den sehr entlegenen Landesteilen im Norden. Motto: Niemand soll am grünen Tisch auf die Idee kommen - weder in Oslo noch in Brüssel – die angeblich wenigen Menschen hier draußen aufs Festland umzusiedeln und damit die außerordentlich ertragreichen Fischbänke vor Træna der Fangflotte der EU zu überlassen. Nicht mit uns, "vi er havfolk". Per Pedersen dazu:
"In 2010 wurden auf Træna über 88.000 Tonnen Fisch an Land gebracht, im Zeitraum von gut sieben Monaten. Würde man diese Menge mit Sattelschleppern transportieren wollen, müssten jeden Tag 35 solcher Kühltransporter beladen werden. Nur damit klar ist, über welche Menge Fisch wir reden. Untersuchungen des statistischen Zentralbüros zeigen, dass wir mit dem Fisch, den wir hier auf Træna anlanden, zusammen mit dem Lachs, dass wir damit pro Person pro Jahr knapp 200.000 Euro Umsatz machen. Und das wiederum bedeutet, dass wir in der Folge rund 100 Millionen Euro zum Wirtschaftskreislauf beisteuern – alles in allem also eine ziemlich bedeutende Summe."
Træna lebt unverändert vom Fischfang aus hoher See. Pelagische Fischerei heißt das heutzutage, im Gegensatz etwa zur Lachszucht. Hier gibt es demnach noch die traditionellen "Fiskeköper", die Fischaufkäufer und eine Fisch verarbeitende Fabrik mit über 60 Arbeitsplätzen. Und das, obwohl auf Træna derzeit gerade einmal 506 Einwohner leben; darunter sind 110 Kinder unter 16 Jahren. 70 davon gehen in die Schule und 30 in den Kindergarten. All diese öffentlichen Einrichtungen sind rund um das Mehrzweck-Rathaus angesiedelt.
Weil es an diesem Abend sommerlich warm ist, sucht niemand Schutz im geheizten Wartehäuschen. Im Gegenteil: Junge Familien mit Kinderwagen gehen am Kai auf und ab, ein älterer Herr im Rollstuhl genießt den Sonnenschein. Manager mit Laptops schreiben noch schnell ein paar E-Mails. Ein paar herumstrolchende Jungs mit Skateboard unter dem Arm haben im glasklaren Wasser des Hafenbeckens Seelachse entdeckt. "Sei" heißen sie auf Norwegisch. Zwei der Teenager tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Vi er Havfolk". Wörtlich übersetzt bedeutet der Slogan: "Wir sind Meeresbewohner". Doch damit trifft man nicht die wahre Bedeutung dieses Satzes. Nicht seinen Stolz, nicht seinen Trotz und erst recht nicht seinen Behauptungswillen. Dies zeigt sich im Gespräch mit Per Pedersen. Der Bürgermeister der Gemeinde von Træna ist an diesem Abend nicht am Hafenkai anzutreffen, wie sonst häufig. Er ist noch in seinem Büro, im 500 Meter entfernten Rathaus.
"Vor vielen Jahren schon hat man bei uns in der Grotte von Kirkhellen auf Sanna einen Angelhaken aus Knochen gefunden – er wurde auf ein Alter von 9000 Jahren datiert und bildet unser Gemeindewappen. Und deshalb nennen wir uns selbst: das älteste Fischerdorf Norwegens."
Per Pedersen ist Mitglied der Christlichen Volkspartei. Mit dem Hinweis auf den historischen Angelhaken will der 59-jährige Verwaltungschef deutlich machen, seit wann schon Menschen hier draußen, im hohen Norden, von der Fischerei leben und – überleben. Fast immer auf sich selbst gestellt. Dieser kulturhistorische Faktor hat vor über 30 Jahren längs der Küste zu einer Protestbewegung geführt, die die etablierten politischen Parteien in Norwegen zum Umdenken gezwungen hat. Seitdem gilt es parteiübergreifend als ausgemacht, dass überall im norwegischen Königreich die Besiedlung aufrecht erhalten werden muss, und die Lebensverhäl-tnisse an allen Orten in etwa die gleichen sein sollen. Auch in den sehr entlegenen Landesteilen im Norden. Motto: Niemand soll am grünen Tisch auf die Idee kommen - weder in Oslo noch in Brüssel – die angeblich wenigen Menschen hier draußen aufs Festland umzusiedeln und damit die außerordentlich ertragreichen Fischbänke vor Træna der Fangflotte der EU zu überlassen. Nicht mit uns, "vi er havfolk". Per Pedersen dazu:
"In 2010 wurden auf Træna über 88.000 Tonnen Fisch an Land gebracht, im Zeitraum von gut sieben Monaten. Würde man diese Menge mit Sattelschleppern transportieren wollen, müssten jeden Tag 35 solcher Kühltransporter beladen werden. Nur damit klar ist, über welche Menge Fisch wir reden. Untersuchungen des statistischen Zentralbüros zeigen, dass wir mit dem Fisch, den wir hier auf Træna anlanden, zusammen mit dem Lachs, dass wir damit pro Person pro Jahr knapp 200.000 Euro Umsatz machen. Und das wiederum bedeutet, dass wir in der Folge rund 100 Millionen Euro zum Wirtschaftskreislauf beisteuern – alles in allem also eine ziemlich bedeutende Summe."
Træna lebt unverändert vom Fischfang aus hoher See. Pelagische Fischerei heißt das heutzutage, im Gegensatz etwa zur Lachszucht. Hier gibt es demnach noch die traditionellen "Fiskeköper", die Fischaufkäufer und eine Fisch verarbeitende Fabrik mit über 60 Arbeitsplätzen. Und das, obwohl auf Træna derzeit gerade einmal 506 Einwohner leben; darunter sind 110 Kinder unter 16 Jahren. 70 davon gehen in die Schule und 30 in den Kindergarten. All diese öffentlichen Einrichtungen sind rund um das Mehrzweck-Rathaus angesiedelt.
Höchste Zuzugsraten der norwegischen Provinz
In der bis heute selbständigen, weil wirtschaftlich so erfolgreichen Kommune gibt es eine Schwimmhalle, eine Sporthalle und eine Bibliothek. Internet-Anschluss ist selbstverständlich, das örtliche Gasthaus ist für seine Fischgerichte berühmt. Und einmal im Jahr findet das weit über Skandinavien hinaus vielbeachtete Træna-Festival statt. Ein mehrere tausend Besucher anziehendes Rockfestival am Ende der Welt - oder wenn man so will: an ihrem Anfang. Træna hat derzeit, statistisch gesehen, eine der höchsten Zuzugsraten der norwegischen Provinz. Die Arbeitslosigkeit liegt hier praktisch bei Null, Arbeitskräfte sind gesucht. Ein Grund mehr, sich nicht länger über die vielen jungen Familien zu wundern. Noch einmal Bürgermeister Per Pedersen:
"Es ist absolut notwendig, dass wir hier auf unsere Jugend setzen - und auf junge Familien. Wir müssen eine gute Schulausbildung bieten können sowie Sport- und Freizeitaktivitäten. Wir setzen auf Kultur und auf das Trænafestival, weil wir ganz einfach den Kampf um die Jungen gewinnen wollen - im Vergleich zu den größeren Städten am Festland. Wir müssen dafür sorgen, dass die jungen Menschen nach dem Studium wieder zurückkommen. Wer kommt soll sehen, dass es hier gute Verhältnisse vor allem für Familien mit Kindern gibt. Natürlich müssen wir noch mehr tun, aber, oh ja, wir sind schon weit voran gekommen im Vergleich zu anderen Gemeinschaften mit der vergleichbaren Größe, weit voran."
Die verspätete M/S Helgeland kommt nun doch in Sichtweite. Zwischen den vorgelagerten Holmen und Schären geht sie auf langsame Fahrt. Alle Wartenden nehmen ihr Gepäck auf, Laptops und Kinderwagen werden zusammengeklappt. Wie immer gehen die Ankommenden zuerst von Bord. Fahrräder werden ausgeladen, ein Kühlschrank, eine Palette mit Zementsäcken und ein Frontspoiler. Die rund 30 Reisenden, die nun zusteigen, suchen sich im Innern der Großraum-Kabine ein ge-mütliches Plätzchen, kaufen einen Kaffee oder warme Waffeln mit Marmelade. Der Aufenthalt an Deck ist angesichts der hohen Geschwindigkeit verboten. Nur am Heck gibt es ein geschütztes Plätzchen. Sofern man sich fest zu halten weiß. Immerhin rauscht das Schnellboot mit bis zu 33 Knoten oder etwa 55 Stundenkilometern über die Meeresoberfläche.
58 Kronen kostet die Überfahrt. Die Insel Onøy, die das Boot als nächstes ansteuert, ist eine Art Umsteige- und Verkehrsknotenpunkt im Inselreich von Helgeland. Denn dort kommen sternförmig die verschiedensten Expressboote und Autofähren zusammen, bevor sie wieder in unterschiedliche Richtungen weiter- oder zurück fahren. Unter anderem in die Provinzhauptstadt Bodø, nördlich des Polarkreises, oder zum nächstgelegenen Flughafen in Sandnessjøn, südlich des Polarkreises. Das Netzwerk mit kleinen und großen Schnellbooten wird selbstverständlich staatlich subventioniert. Gleiches gilt für die Fähren. Anders ließe sich die dünn besiedelte Inselwelt hier draußen kaum an die große weite Welt anbinden. Effektiv, bis zu drei Mal täglich, das ganze Jahr über, bei nahezu jedem Wind und Wetter.
Demgegenüber steht allerdings die erstaunliche Wirtschaftskraft der jeweils zwischen 4 und 500 Einwohner zählenden Inseln-Gemeinschaften. Allen voran geht beispielsweise Lovund (Löwund). Die an der Nordostseite eines 619 Meter hohen Felsmassivs angesiedelte Gemeinde – knapp 40 Kilometer weit draußen im Meer gelegen – beherbergt den größten Lachszucht- und Lachs verarbeitenden Betrieb der gesamten Provinz.
"Es ist absolut notwendig, dass wir hier auf unsere Jugend setzen - und auf junge Familien. Wir müssen eine gute Schulausbildung bieten können sowie Sport- und Freizeitaktivitäten. Wir setzen auf Kultur und auf das Trænafestival, weil wir ganz einfach den Kampf um die Jungen gewinnen wollen - im Vergleich zu den größeren Städten am Festland. Wir müssen dafür sorgen, dass die jungen Menschen nach dem Studium wieder zurückkommen. Wer kommt soll sehen, dass es hier gute Verhältnisse vor allem für Familien mit Kindern gibt. Natürlich müssen wir noch mehr tun, aber, oh ja, wir sind schon weit voran gekommen im Vergleich zu anderen Gemeinschaften mit der vergleichbaren Größe, weit voran."
Die verspätete M/S Helgeland kommt nun doch in Sichtweite. Zwischen den vorgelagerten Holmen und Schären geht sie auf langsame Fahrt. Alle Wartenden nehmen ihr Gepäck auf, Laptops und Kinderwagen werden zusammengeklappt. Wie immer gehen die Ankommenden zuerst von Bord. Fahrräder werden ausgeladen, ein Kühlschrank, eine Palette mit Zementsäcken und ein Frontspoiler. Die rund 30 Reisenden, die nun zusteigen, suchen sich im Innern der Großraum-Kabine ein ge-mütliches Plätzchen, kaufen einen Kaffee oder warme Waffeln mit Marmelade. Der Aufenthalt an Deck ist angesichts der hohen Geschwindigkeit verboten. Nur am Heck gibt es ein geschütztes Plätzchen. Sofern man sich fest zu halten weiß. Immerhin rauscht das Schnellboot mit bis zu 33 Knoten oder etwa 55 Stundenkilometern über die Meeresoberfläche.
58 Kronen kostet die Überfahrt. Die Insel Onøy, die das Boot als nächstes ansteuert, ist eine Art Umsteige- und Verkehrsknotenpunkt im Inselreich von Helgeland. Denn dort kommen sternförmig die verschiedensten Expressboote und Autofähren zusammen, bevor sie wieder in unterschiedliche Richtungen weiter- oder zurück fahren. Unter anderem in die Provinzhauptstadt Bodø, nördlich des Polarkreises, oder zum nächstgelegenen Flughafen in Sandnessjøn, südlich des Polarkreises. Das Netzwerk mit kleinen und großen Schnellbooten wird selbstverständlich staatlich subventioniert. Gleiches gilt für die Fähren. Anders ließe sich die dünn besiedelte Inselwelt hier draußen kaum an die große weite Welt anbinden. Effektiv, bis zu drei Mal täglich, das ganze Jahr über, bei nahezu jedem Wind und Wetter.
Demgegenüber steht allerdings die erstaunliche Wirtschaftskraft der jeweils zwischen 4 und 500 Einwohner zählenden Inseln-Gemeinschaften. Allen voran geht beispielsweise Lovund (Löwund). Die an der Nordostseite eines 619 Meter hohen Felsmassivs angesiedelte Gemeinde – knapp 40 Kilometer weit draußen im Meer gelegen – beherbergt den größten Lachszucht- und Lachs verarbeitenden Betrieb der gesamten Provinz.
900.000 Lachsmahlzeiten werden hier täglich verarbeitet
Deutlich wird das beim Besuch jener fast Fußballfeld großen Anlage, die man im Norwegischen eine "Vente-Mæran" nennt. Das sind aneinandergereihte Käfig-Netze, in denen der schlachtreife Lachs drei Tage lang "enstpannen" soll, damit vor dem Schlachten nur ja kein Stress aufkommt. Mit 120 Angestellten erzielt Nova Sea, so heißt das Familienunternehmen, einen Umsatz von weit über 1,2 Milliarden Norwegische Kronen, etwa 160 Millionen Euro. Je nach Saison werden hier täglich zwischen 200 und 300 Tonnen Lachs verarbeitet. In Mahlzeiten ausgedrückt: 900.000 pro Tag. Damit könnte man ganz Kopenhagen einen Tag lang versorgen. Mehrheitseignerin und Chefin des Unternehmens ist die gerade mal 39 Jahre junge und auf Lovund geborene Aino Olaisen:
"Die Lachsindustrie ist unglaublich schnell gewachsen Wir produzieren heute in Norwegen rund eine Million Tonnen Lachs pro Jahr. Es ist ein unglaublich populäres Produkt geworden. Das hat viele Ursachen. Wir haben hier eine lang ausgedehnte Küste, wir haben die passende Produktionsumgebung, ein sauberes Meer, und wir haben das Wissen um den Fisch und das Meer. Lachs ist ganz offensichtlich ein Produkt, das der Markt wünscht. Eines, das man in die ganze Welt exportieren kann. Diese Kombination, bestehend aus den natürlichen Voraussetzungen hier und einem schmackhaften Produkt dort, diese Kombination hat eine wirklich sehr große Bedeutung."
Aino Olaisen kann eine marketingbewusste Repräsentantin der norwegischen Lachsindustrie sein und all das zum Besten geben, was eine Absolventin der Fischereihochschule in Tromsö auszeichnet. Sie ist weltoffen, viel gereist, mehrsprachig und gut informiert. Die nordisch-blonde Schönheit lacht viel und gerne und verhält sich im Umgang mit Mitarbeitern völlig unprätentiös. Zwar ist sie nicht mehr im Tagesgeschäft von Nova Sea aktiv, hat aber den Überblick. Der aus 40 verschiedenen Aufzucht-Anlagen stammende Fisch – verteilt über die gesamte Küste von Helgeland – wird mit Spezialschiffen stets lebend zu Nova Sea nach Lovund gebracht. Erst danach wird der Lachs unter strengen hygienischen Bedingungen verarbeitet. In einer vollautomatisierten, turnhallengroßen Schlachterei, so dass ihn kaum noch eine Menschenhand berührt. Im Lauf einer Doppelschicht werden so täglich 14 Kühltransporter mit frischem Lachs bestückt. Sie fahren, zeitlich genau abgestimmt, mit den jeweiligen Fähren zum Festland und beliefern von da aus ganz Europa. Zur Überraschung von Aino Olaisen ist im Übrigen der Konsum von Lachs in den wirtschaftlich kriselnden Hauptabnahmeländern wie Spanien, Italien oder Frankreich nicht eingebrochen. Im Gegenteil.
"Norwegischen Fisch haben wir ja nun schon immer in großen Mengen in die EU geliefert. Angefangen hat das vor 1000 Jahren bereits - mit Stockfisch für die katholischen Länder. Wir waren anfangs ziemlich gespannt. Vor allem, weil wir bei Nova Sea recht viel Lachs nach Spanien verkaufen. Aber wir sehen inzwischen, dass die Spanier eher Fisch kaufen, vor allem Lachs, weil Lachs als billige und nahrungsreiche Ware angesehen wird, gut im Geschmack. Der Konsum von Lachs ist dort eher gestiegen. In Frankreich genauso wie in Spanien. Das ist natürlich positiv für uns. Der Verkauf von Fleisch ist wohl zurückgegangen, Fleisch ist teurer. Lachs wird da eher als die billigere Alternative angesehen."
Obwohl sich Lovund binnen 30 Jahren von einem traditionellen Fischerdorf zu einem Ort für industriell organisierte Fischproduktion entwickelt hat, das Dorfbild der Gemeinde hat sich kaum verändert. Den wenigsten Besuchern fällt bei der Ankunft auf, dass auf einer vorgelagerten Halbinsel, hinter einem massiven Fels versteckt, Lovund’s Industriegebiet liegt. Was viel eher auffällt, ist das örtliche Hotel in der Dorfmitte, weil es in einer so genannten "traumhaften Lage" am Strand liegt, mit unverbaubarem Blick auf die Mitternachtssonne.
"Die Lachsindustrie ist unglaublich schnell gewachsen Wir produzieren heute in Norwegen rund eine Million Tonnen Lachs pro Jahr. Es ist ein unglaublich populäres Produkt geworden. Das hat viele Ursachen. Wir haben hier eine lang ausgedehnte Küste, wir haben die passende Produktionsumgebung, ein sauberes Meer, und wir haben das Wissen um den Fisch und das Meer. Lachs ist ganz offensichtlich ein Produkt, das der Markt wünscht. Eines, das man in die ganze Welt exportieren kann. Diese Kombination, bestehend aus den natürlichen Voraussetzungen hier und einem schmackhaften Produkt dort, diese Kombination hat eine wirklich sehr große Bedeutung."
Aino Olaisen kann eine marketingbewusste Repräsentantin der norwegischen Lachsindustrie sein und all das zum Besten geben, was eine Absolventin der Fischereihochschule in Tromsö auszeichnet. Sie ist weltoffen, viel gereist, mehrsprachig und gut informiert. Die nordisch-blonde Schönheit lacht viel und gerne und verhält sich im Umgang mit Mitarbeitern völlig unprätentiös. Zwar ist sie nicht mehr im Tagesgeschäft von Nova Sea aktiv, hat aber den Überblick. Der aus 40 verschiedenen Aufzucht-Anlagen stammende Fisch – verteilt über die gesamte Küste von Helgeland – wird mit Spezialschiffen stets lebend zu Nova Sea nach Lovund gebracht. Erst danach wird der Lachs unter strengen hygienischen Bedingungen verarbeitet. In einer vollautomatisierten, turnhallengroßen Schlachterei, so dass ihn kaum noch eine Menschenhand berührt. Im Lauf einer Doppelschicht werden so täglich 14 Kühltransporter mit frischem Lachs bestückt. Sie fahren, zeitlich genau abgestimmt, mit den jeweiligen Fähren zum Festland und beliefern von da aus ganz Europa. Zur Überraschung von Aino Olaisen ist im Übrigen der Konsum von Lachs in den wirtschaftlich kriselnden Hauptabnahmeländern wie Spanien, Italien oder Frankreich nicht eingebrochen. Im Gegenteil.
"Norwegischen Fisch haben wir ja nun schon immer in großen Mengen in die EU geliefert. Angefangen hat das vor 1000 Jahren bereits - mit Stockfisch für die katholischen Länder. Wir waren anfangs ziemlich gespannt. Vor allem, weil wir bei Nova Sea recht viel Lachs nach Spanien verkaufen. Aber wir sehen inzwischen, dass die Spanier eher Fisch kaufen, vor allem Lachs, weil Lachs als billige und nahrungsreiche Ware angesehen wird, gut im Geschmack. Der Konsum von Lachs ist dort eher gestiegen. In Frankreich genauso wie in Spanien. Das ist natürlich positiv für uns. Der Verkauf von Fleisch ist wohl zurückgegangen, Fleisch ist teurer. Lachs wird da eher als die billigere Alternative angesehen."
Obwohl sich Lovund binnen 30 Jahren von einem traditionellen Fischerdorf zu einem Ort für industriell organisierte Fischproduktion entwickelt hat, das Dorfbild der Gemeinde hat sich kaum verändert. Den wenigsten Besuchern fällt bei der Ankunft auf, dass auf einer vorgelagerten Halbinsel, hinter einem massiven Fels versteckt, Lovund’s Industriegebiet liegt. Was viel eher auffällt, ist das örtliche Hotel in der Dorfmitte, weil es in einer so genannten "traumhaften Lage" am Strand liegt, mit unverbaubarem Blick auf die Mitternachtssonne.
Von den alten Fischern ausgelacht
Maßgeblichen Anteil an der wirtschaftlich stürmischen aber gleichzeitig auch bewahrenden Politik, haben zwei Persönlichkeiten, die zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort waren – zuhause. Zum einen war das der vor zwei Jahren verstorbene Steinar Olaisen, der Gründer von Nova Sea und Vater der heutigen Nova Sea-Chefin. Zum anderen dessen heute 72-jähriger Freund und Mitstreiter Hans Petter Meland. Beide Freunde waren nach ihrem Studium zurückgekommen und haben auf Lovund zunächst als Lehrer gearbeitet. Ihr Ziel war jedoch zu verhindern, dass immer mehr Insel-Bewohner abwanderten. Also mussten neue Einkünfte und neue Arbeitsplätze her. Die Idee: 1972 starteten die beiden Lehrer mit einem "Hobby" – so mussten sie es zu Beginn deklarieren, um von den alten Fischern nicht ausgelacht zu werden. Das Hobby der beiden hieß Lachszucht. Zehn Jahre später konnten sie bereits 250 Tonnen des damals schon begehrten Fisches verkaufen – pro Jahr. Heute entspricht das einer durchschnittlichen Tagesproduktion. Hans Petter Meland geht unverändert jeden Tag in sein Büro, allerdings habe er sich nun, wie er mit einem sparsamen Schmunzeln erzählt, eine gewisse Flexi-Zeit genehmigt. Dass aus dem Hobby ein so großes Business werden könne, habe er sich damals nicht vorstellen können.
"Das war eigentlich sehr gut, dass wir das nicht wussten. Andernfalls hätten wir uns womöglich mit anderen Dingen beschäftigt. Aber irgendwie waren wir uns sicher, dass wir das Richtige machen. Natürlich ohne zu ahnen, dass es so gut voran gehen würde. Wir arbeiteten oft auch abends oder in der Nacht, aber uns war völlig klar: Wir hatten das große Los gezogen, wir hatten in der Lotterie gewonnen. Lachs, das zeigte sich sehr schnell, war wie geschaffen für die Aufzucht und im Grunde ganz einfach zu handhaben. Tja, wir hatten halt Glück."
Gegenwärtig zählt Lovund 460 Einwohner, 120 davon sind Kinder unter 16 Jahren. Kein Wunder muss der Kindergarten erneut vergrößert werden und die Schule wird derzeit um eine Sporthalle erweitert. Auch auf Lovund herrscht Vollbeschäftigung und es geht, genau wie auf Træna, um junge Familien und um die Frage, wo man noch Häuser bauen und wie man weitere Arbeitskräfte auf die Insel locken kann. An das Ende der Welt oder wenn man es genau nimmt: an ihren Anfang.
"Das war eigentlich sehr gut, dass wir das nicht wussten. Andernfalls hätten wir uns womöglich mit anderen Dingen beschäftigt. Aber irgendwie waren wir uns sicher, dass wir das Richtige machen. Natürlich ohne zu ahnen, dass es so gut voran gehen würde. Wir arbeiteten oft auch abends oder in der Nacht, aber uns war völlig klar: Wir hatten das große Los gezogen, wir hatten in der Lotterie gewonnen. Lachs, das zeigte sich sehr schnell, war wie geschaffen für die Aufzucht und im Grunde ganz einfach zu handhaben. Tja, wir hatten halt Glück."
Gegenwärtig zählt Lovund 460 Einwohner, 120 davon sind Kinder unter 16 Jahren. Kein Wunder muss der Kindergarten erneut vergrößert werden und die Schule wird derzeit um eine Sporthalle erweitert. Auch auf Lovund herrscht Vollbeschäftigung und es geht, genau wie auf Træna, um junge Familien und um die Frage, wo man noch Häuser bauen und wie man weitere Arbeitskräfte auf die Insel locken kann. An das Ende der Welt oder wenn man es genau nimmt: an ihren Anfang.