Auf dem Vormarsch

Von Sandra Schulz |
Die Scientologen wollen weltweit expandieren. Um für ihre Botschaft zu werben und um neue Mitglieder zu rekrutieren, haben sie in Berlin ein neues Zentrum eröffnet. Die rot-rote Regierung in der Hauptstadt erfuhr von den Aktivitäten der umstrittenen Glaubensgemeinschaft erst aus der Zeitung.
"Es gibt in der Scientology drei Faktoren, die bei der Handhabung des Lebens von größter Bedeutung sind. Sie helfen bei der Beantwortung von Fragen wie: Wie kann ich meine Beziehungen verbessern?"

Ein Ausschnitt aus einem der Informationsvideos im neuen Besucherzentrum in Berlin-Charlottenburg.
Klare Linien, helle Farben und die große Fensterfront des neuen Scientology-Sitzes versprechen Transparenz. Auf 4000 Quadratmetern und sechs Etagen mit rund 120 Mitarbeitern zeigt sich die umstrittene Organisation repräsentativ. Das neue Gebäude reflektiere das internationale Wachstum von Scientology, so Sprecher Frank Busch.

Mit einem internationalen Programm wollen sich die Scientologen in den Hauptstädten der Welt etablieren. In Madrid, Kopenhagen, New York, Johannisburg und Melbourne sitzen sie bereits. In London ist gerade im vergangenen Herbst ein neues Zentrum eröffnet worden. Das selbst erklärte Ziel: Der Kampf gegen Drogen, Kriminalität, und Menschenrechtsverletzungen.

Kritiker werfen der Organisation dagegen antidemokratische und verfassungsfeindliche Ziele vor. Wegen der Eröffnung des neuen Zentrums ist auch die rot-rote Berliner Landesregierung in die Kritik geraten. Innensenator Körting hat von dem Zentrum erst aus der Zeitung erfahren, denn nach einem Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2003 darf der Landesverfassungsschutz die Scientologen nicht mehr beobachten.

Im rbb-Inforadio sprach sich der SPD-Politiker gegen ein Verbot und für die politische Auseinandersetzung aus.

"Verhindern können hätte die Berliner Verwaltung oder Verfassungsschutz so was auch nicht. Die Beobachtung bedeutet ja nicht, dass ich irgendetwas verhindern kann. Beobachtung bedeutet nur, dass ich ein Auge darauf habe und gegebenenfalls öffentlich argumentieren kann. Bisher war Scientology eher im Tiefschlaf, wenn sie jetzt aus dem Tiefschlaf erwachen, werden wir zu prüfen haben, ob es neue Anhaltspunkte gibt."

Denn die Überwachung, so Körting, könne jederzeit wieder aufgenommen werden, wenn es neue Hinweise gebe. Bundesweit stehen die Scientologen übrigens weiter unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Der Grund für die Berliner Zurückhaltung: das Berliner Verfassungsschutzgesetz setzt strengere Maßstäbe als das des Bundes.