Auf dem Sprung nach Hollywood
Der Münchner Regisseur Marco Kreuzpaintner ist gerade einmal 30 und steht vor einer großen internationalen Karriere. "Trade - Willkommen in Amerika" ist sein Hollywooddebüt.
Filmmusik aus "Trade"
"Das Tollste war, als Kevin Kline nachdem er Film zum ersten Mal auf Leinwand gesehen hat, und meine Hand so genommen hat und so ganz leise mir ins Ohr geflüstert hat, "it is a good movie", und dann hab ich so gesagt "danke", und dann meint er "no, no it is a good movie", das war ein schöner Moment."
Marco Kreuzpaintner sitzt in einem Salon im Hotel "Bayrischer Hof" in München, pickt Weintrauben und Ananas-Stückchen, grüßt mit einem freundlichen "Servus" und einem offenen Lächeln. Der 30-Jährige ist noch etwas müde nach der langen Party. Denn am Vorabend hat er für seinen Film zusammen mit seinem Hauptdarsteller, dem Oscar-Preisträger Kevin Kline, den Bernhard-Wicki-Friedenspreis bekommen. "Trade – Willkommen in Amerika" handelt vom Kinder- und Jugendhandel zwischen Mexiko und den USA.
Ausschnitt "Trade - Willkommen in Amerika"
Jorge: "Bitte Mister, ich muss schnellstens nach New Jersey.”"
Ray: ""Wieso New Jersey?”"
Jorge: ""Ich muss sie finden. Ich bin schuld, dass sie entführt wurde. Wenn du ein Cop bist, warum hilfst du mir nicht?"
Ray: "Ich bin nicht so ein Cop. Übrigens, warum sollte ich dir glauben?"
Als der Mexikaner Jorge erfährt, dass seine 13-jährige Schwester Adriana von einem Menschenhändlerring entführt wurde, um in den USA als Sexsklavin verkauft zu werden, macht er sich auf die Suche nach ihr. In den USA bekommt er dann Unterstützung vom Versicherungspolizisten Ray, gespielt von Kevin Kline.
"An dem Stoff von Trade hat mich gereizt, dass es innerhalb des sehr tragischen Setups auch leichtere Momente zwischen Ray, Kevin Kline, und Jorge gab, wo man auch zwischendrin mal lachen kann und befreit lachen kann, bis hin zu dem unglaublichen Fakt, dass ich das Gefühl hatte, über Menschenhandel gibt es keinen großen Film."
Filmmusik aus "Trade"
Marco Kreuzpaintner ist in Wasserburg am Inn aufgewachsen und war ein sehr fantasieversunkenes Kind. Während andere Kinder draußen herumtollten, saß er lieber zu Hause.
"Und hab mir irgendwie so mit Lego und solchen Geschichten irgendwelche komische Welten gebaut und Geschichten ausgedacht dazu, lange, also ich war auch schon ziemlich alt, das ist eigentlich ziemlich peinlich zu sagen, aber egal, und hab einfach gemerkt, das ist dein Ding scheinbar, neue Welten zu kreieren oder bestehende Welten zu erzählen als Geschichte."
Eine Filmhochschule hat der Autodidakt nie besucht. Stattdessen assistiert er nach einem abgebrochenen Studium der Kunstgeschichte bei den Regisseuren Peter Lilienthal und Edgar Reitz. Bei letzterem lernt er das genaue Beobachten und Schreiben, wenn auch auf eine etwas eigenwillige Art. Denn Reitz bittet ihn, am Videorekorder noch einmal den mehr als 15-stündigen ersten Teil der "Heimat"-Filmtrilogie abzuschreiben, weil er leider das Drehbuch verloren habe.
"Und hab dann so Pause, Play, Pause, Play mir den Film angeschaut und das Drehbuch dazu geschrieben und irgendwann dachte ich mir, "so ein Quatsch, also ich mein, das ist sein erfolgreichster Film, als wenn’s da kein Drehbuch mehr gäbe, aber es war so seine Art mich ans Schreiben ranzuführen."
Kreuzpaintners erster Spielfilm "Ganz und gar" wird 2002 für den Max-Ophüls-Preis nominiert, sein Kinofilm "Sommersturm" gewinnt 2004 den Publikumspreis des Münchner Filmfestes. Der Film um das Coming-Out eines Ruderers in einem Zeltlager hat durchaus autobiografische Züge. 2005 wurde Kreuzpaintner mit dem New Faces Award ausgezeichnet.
"Aber eigentlich bin ich gegen Preise. Also ich finde Preise für Filmemacher oder Literaten oder Musiker oder Journalisten völlig daneben, also ich finde, dass das für sich sprechen muss und man da keinen Wettbewerb braucht unter diesen Leuten, das geht hin bis zum Oscar. Das sät im Prinzip nur Zwietracht und richtet die Aufmerksamkeit aufs falsche Ende, plötzlich geht’s um Glamour und all das und gar nicht mehr um den eigentlichen Film, um den es gehen sollte."
Sein Talent fiel auch Roland Emmerich auf, der "Trade" ursprünglich selbst drehen wollte, dann aber keine Zeit hatte. Bei der Vorbereitung zum Film hat Emmerich Kreuzpaintners Eltern - der Vater Postbote, die Mutter Sekretärin - zu einem großen Abendessen mit Filmkollegen eingeladen.
"Und das ist natürlich für meine Eltern alles aufregend, aber selbst die lassen sich nicht davon beeindrucken, vielleicht ist das das, was mich auf dem Boden hält. Mein Vater hat dann irgendwie mit Roland über seine Filme diskutiert und gesagt, "oh deine Filme die san so supper" und dann meinte Roland "na alle auch nicht" und dann meinte mein Vater so "ja stimmt, Godzilla war eigentlich a rechter Scheißdreck"."
Wie abgeklärt Kreuzpaintner über das Filmbusiness spricht, wie bodenständig er trotz finanziell aufwändigen Großproduktionen geblieben ist, ist verblüffend. Er ist selbstbewusst, weiß, was er kann, aber Starallüren, weil er mit damals 28 Jahren eine große Hollywood-Produktion gedreht habe? Eine amerikanische Produktion, egal ob für 5, 20 oder 50 Millionen sei auch nichts anderes als einfach nur ein Film.
"Du hast Schauspieler und du hast ’nen Kameramann, also was ist der Unterschied? Also von daher darf man sich in diesem ganzen Schischi, das so verführerisch ist, weil man vielleicht liebessüchtig ist und denkt, dass man dadurch jetzt attraktiver wird, nicht einlullen lassen."
Im nächsten Jahr zieht der Nachwuchsregisseur dennoch erst einmal Richtung Hollywood. Er habe in acht Jahren in Deutschland nur vier Drehbücher angeboten bekommen, aus den USA nun acht in einer Woche, da falle einem die Entscheidung nicht schwer, sagt er – und das trotz seiner Flugangst, fügt er hinzu. Vorher muss Kreuzpaintner allerdings noch das Acht-Millionen-Euro-Fantasy-Abenteur "Krabat" nach dem Jugendbuchklassiker von Otfried Preußler fertig stellen. Kreuzpaintner konzentriert sich aufs Geschichtenerzählen und wird wohl auch durch die Glitzerwelt in Hollywood die Bodenhaftung nicht verlieren.
"Man muss einfach auch wissen, wer seine wirklichen Freunde sind, und ich hab das große Glück, dass ich nicht viele, aber so zwei, drei sehr gute Freunde hab, die mir durch das alles beistehen und mir sofort auch Schutz geben, wenn ich die Nase zu hoch tragen würde."
"Das Tollste war, als Kevin Kline nachdem er Film zum ersten Mal auf Leinwand gesehen hat, und meine Hand so genommen hat und so ganz leise mir ins Ohr geflüstert hat, "it is a good movie", und dann hab ich so gesagt "danke", und dann meint er "no, no it is a good movie", das war ein schöner Moment."
Marco Kreuzpaintner sitzt in einem Salon im Hotel "Bayrischer Hof" in München, pickt Weintrauben und Ananas-Stückchen, grüßt mit einem freundlichen "Servus" und einem offenen Lächeln. Der 30-Jährige ist noch etwas müde nach der langen Party. Denn am Vorabend hat er für seinen Film zusammen mit seinem Hauptdarsteller, dem Oscar-Preisträger Kevin Kline, den Bernhard-Wicki-Friedenspreis bekommen. "Trade – Willkommen in Amerika" handelt vom Kinder- und Jugendhandel zwischen Mexiko und den USA.
Ausschnitt "Trade - Willkommen in Amerika"
Jorge: "Bitte Mister, ich muss schnellstens nach New Jersey.”"
Ray: ""Wieso New Jersey?”"
Jorge: ""Ich muss sie finden. Ich bin schuld, dass sie entführt wurde. Wenn du ein Cop bist, warum hilfst du mir nicht?"
Ray: "Ich bin nicht so ein Cop. Übrigens, warum sollte ich dir glauben?"
Als der Mexikaner Jorge erfährt, dass seine 13-jährige Schwester Adriana von einem Menschenhändlerring entführt wurde, um in den USA als Sexsklavin verkauft zu werden, macht er sich auf die Suche nach ihr. In den USA bekommt er dann Unterstützung vom Versicherungspolizisten Ray, gespielt von Kevin Kline.
"An dem Stoff von Trade hat mich gereizt, dass es innerhalb des sehr tragischen Setups auch leichtere Momente zwischen Ray, Kevin Kline, und Jorge gab, wo man auch zwischendrin mal lachen kann und befreit lachen kann, bis hin zu dem unglaublichen Fakt, dass ich das Gefühl hatte, über Menschenhandel gibt es keinen großen Film."
Filmmusik aus "Trade"
Marco Kreuzpaintner ist in Wasserburg am Inn aufgewachsen und war ein sehr fantasieversunkenes Kind. Während andere Kinder draußen herumtollten, saß er lieber zu Hause.
"Und hab mir irgendwie so mit Lego und solchen Geschichten irgendwelche komische Welten gebaut und Geschichten ausgedacht dazu, lange, also ich war auch schon ziemlich alt, das ist eigentlich ziemlich peinlich zu sagen, aber egal, und hab einfach gemerkt, das ist dein Ding scheinbar, neue Welten zu kreieren oder bestehende Welten zu erzählen als Geschichte."
Eine Filmhochschule hat der Autodidakt nie besucht. Stattdessen assistiert er nach einem abgebrochenen Studium der Kunstgeschichte bei den Regisseuren Peter Lilienthal und Edgar Reitz. Bei letzterem lernt er das genaue Beobachten und Schreiben, wenn auch auf eine etwas eigenwillige Art. Denn Reitz bittet ihn, am Videorekorder noch einmal den mehr als 15-stündigen ersten Teil der "Heimat"-Filmtrilogie abzuschreiben, weil er leider das Drehbuch verloren habe.
"Und hab dann so Pause, Play, Pause, Play mir den Film angeschaut und das Drehbuch dazu geschrieben und irgendwann dachte ich mir, "so ein Quatsch, also ich mein, das ist sein erfolgreichster Film, als wenn’s da kein Drehbuch mehr gäbe, aber es war so seine Art mich ans Schreiben ranzuführen."
Kreuzpaintners erster Spielfilm "Ganz und gar" wird 2002 für den Max-Ophüls-Preis nominiert, sein Kinofilm "Sommersturm" gewinnt 2004 den Publikumspreis des Münchner Filmfestes. Der Film um das Coming-Out eines Ruderers in einem Zeltlager hat durchaus autobiografische Züge. 2005 wurde Kreuzpaintner mit dem New Faces Award ausgezeichnet.
"Aber eigentlich bin ich gegen Preise. Also ich finde Preise für Filmemacher oder Literaten oder Musiker oder Journalisten völlig daneben, also ich finde, dass das für sich sprechen muss und man da keinen Wettbewerb braucht unter diesen Leuten, das geht hin bis zum Oscar. Das sät im Prinzip nur Zwietracht und richtet die Aufmerksamkeit aufs falsche Ende, plötzlich geht’s um Glamour und all das und gar nicht mehr um den eigentlichen Film, um den es gehen sollte."
Sein Talent fiel auch Roland Emmerich auf, der "Trade" ursprünglich selbst drehen wollte, dann aber keine Zeit hatte. Bei der Vorbereitung zum Film hat Emmerich Kreuzpaintners Eltern - der Vater Postbote, die Mutter Sekretärin - zu einem großen Abendessen mit Filmkollegen eingeladen.
"Und das ist natürlich für meine Eltern alles aufregend, aber selbst die lassen sich nicht davon beeindrucken, vielleicht ist das das, was mich auf dem Boden hält. Mein Vater hat dann irgendwie mit Roland über seine Filme diskutiert und gesagt, "oh deine Filme die san so supper" und dann meinte Roland "na alle auch nicht" und dann meinte mein Vater so "ja stimmt, Godzilla war eigentlich a rechter Scheißdreck"."
Wie abgeklärt Kreuzpaintner über das Filmbusiness spricht, wie bodenständig er trotz finanziell aufwändigen Großproduktionen geblieben ist, ist verblüffend. Er ist selbstbewusst, weiß, was er kann, aber Starallüren, weil er mit damals 28 Jahren eine große Hollywood-Produktion gedreht habe? Eine amerikanische Produktion, egal ob für 5, 20 oder 50 Millionen sei auch nichts anderes als einfach nur ein Film.
"Du hast Schauspieler und du hast ’nen Kameramann, also was ist der Unterschied? Also von daher darf man sich in diesem ganzen Schischi, das so verführerisch ist, weil man vielleicht liebessüchtig ist und denkt, dass man dadurch jetzt attraktiver wird, nicht einlullen lassen."
Im nächsten Jahr zieht der Nachwuchsregisseur dennoch erst einmal Richtung Hollywood. Er habe in acht Jahren in Deutschland nur vier Drehbücher angeboten bekommen, aus den USA nun acht in einer Woche, da falle einem die Entscheidung nicht schwer, sagt er – und das trotz seiner Flugangst, fügt er hinzu. Vorher muss Kreuzpaintner allerdings noch das Acht-Millionen-Euro-Fantasy-Abenteur "Krabat" nach dem Jugendbuchklassiker von Otfried Preußler fertig stellen. Kreuzpaintner konzentriert sich aufs Geschichtenerzählen und wird wohl auch durch die Glitzerwelt in Hollywood die Bodenhaftung nicht verlieren.
"Man muss einfach auch wissen, wer seine wirklichen Freunde sind, und ich hab das große Glück, dass ich nicht viele, aber so zwei, drei sehr gute Freunde hab, die mir durch das alles beistehen und mir sofort auch Schutz geben, wenn ich die Nase zu hoch tragen würde."