Verhaltensbiologin und Bioakustikerin Angela Stöger

"Auch Tiere haben was zu sagen"

33:35 Minuten
Die Biologin Angela Stöger trägt einen weißen, zotteligen Hund auf dem Arm, im Hintergrund ist ein Gewässer.
Immer mit Tieren auf Fotos: Angela Stöger mit Hund. © Gianmaria Gala
Moderation: Marco Schreyl · 08.02.2022
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Geparden zwitschern, Fische knurren, Giraffen summen: Die Wiener Biologin Angela Stöger erforscht, wie Tiere kommunizieren. Besonders Elefanten haben es ihr angetan. Unter ihnen entdeckt sie echte Sprachtalente.
Wenn sich Angela Stöger alte Kinderfotos anschaut, fällt eines sofort auf: „Ich bin immer mit einem Tier abgebildet.“ Aufgewachsen mit Hunden, Zwergkaninchen und Katzen, schlägt sich die frühe Tierbegeisterung später auch in der Berufswahl nieder: Als Biologin erforscht Stöger inzwischen die Kommunikation von Tieren, speziell von Elefanten.

Ein Elefant, der Koreanisch imitiert

Neben dem bekannten Trompeten, das im Spiel ebenso vorkommt wie als Ausdruck von Aggression, kommunizieren Elefanten noch auf andere Weise. Der „tieffrequente Rumble“ - ein tiefes Grollen, das vom menschlichen Gehör nicht wahrgenommen werden kann - gehört zur Sprache der Dickhäuter ebenso dazu wie ein Quietschen mit dem Rüssel.
Elefanten seien in der Lage, „mit ihrer Stimme sehr flexibel umzugehen“, berichtet Stöger – und sie könnten sogar andere Sprachen lernen. Während afrikanische und asiatische Elefanten in freier Wildbahn unterschiedliche Laute verwendeten, beobachte man in Zoos, wie sich die einen die Laute der anderen aneigneten.
Elefanten laufen in einer Herde durch die Steppe (Kidepo National Park in Uganda).
Kommunizieren auf höchst komplexe Weise: Elefanten.© picture alliance / dpa / abaca / Erik Sampers
Selbst menschliche Laute können Elefanten nachahmen, wie etwa ein Dickhäuter, der in einem koreanischen Zoo die Sprache seines Pflegers imitierte. Solche Beobachtungen mache man sonst eher bei Papageien und Singvögeln, sagt die Wiener Forscherin, die im Zoo Schönbrunn nicht nur ihre Liebe zu Elefanten entdeckte, sondern auch zu ihrem Mann, der dort als Tierpfleger arbeitet.

Knurrende Fische

An der Universität Wien erforschen Angela Stöger und ihre Kollegen neben der Elefanten-Sprache auch die Kommunikation anderer Tiere, von Krähen und Raben bis hin zu Fischen, die eine "sehr lautaktive Tiergruppe" sind: Sie können etwa ihre Schwimmblase vibrieren lassen oder Muskeln über Sehnen reiben, um sich durch das entstehende Knurren bei Artgenossen verständlich zu machen.
Durch hochspezialisierte Technik nehmen die Forscherinnen die für Menschen nicht hörbaren Laute auf – mal im Zoo, mal in der freien Wildbahn - machen Spektralanalysen, untersuchen Frequenzen und Modulationen.

Stören wir die Kommunikation der Tiere?

Über ihre Arbeit hat Angela Stöger das Buch „Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten“ geschrieben, mit dem man sich über QR-Codes die Laute der Tiere anhören kann. Gerade wurde es als Wissenschaftsbuch des Jahres 2022 in der Kategorie Naturwissenschaft/Technik ausgezeichnet.
Bei Stögers Forschung geht es auch darum, herauszufinden, inwieweit der Mensch mit seinen Autos, Schiffen und Flugzeugen die komplexe Kommunikation der Tiere stört. Außerdem will die Biologin schlicht zeigen, „dass Tiere auch was zu sagen haben“.
(era)
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