Attacke gegen den Todesstern

Von Jörg Schieb |
Diesen Monat können Sie eine virtuelle Ausstellung über den Eiffelturm besuchen. Hollywood-Blockbuster anschauen, den Filmfans in ihrem Wohnzimmer nachgedreht und auf Youtube geteilt haben. Oder sich beim Postillon informieren - einer Satireseite, die durchaus ernst zu nehmen ist.
Eiffelturm
Der Eiffelturm ist nicht nur das unbestrittene Wahrzeichen von Paris, vielleicht sogar von Frankreich allgemein, sondern gleichzeitig eins der wohl bekanntesten Ikonen der Architektur. Fast jeder kennt den 324 Meter hohen Turm aus Eisen, der die französische Metropole überragt. Doch über die Hintergründe seines Entstehens, seine Geschichte, ist nicht so viel bekannt.

Das will das Google Cultural Institute ändern. Unter www.springhin.de/eiffelturm erreichen Interessenten eine Art virtuelle Ausstellung, die jeder kostenlos besuchen kann. Mit jeder Menge Zeitdokumente, Skizzen, Zeichnungen, Fotos und Hintergrundinformationen über die Planung und Bauphase des beeindruckenden Ungetüms aus Stahl.

Am 26. Januar 1887 hat alles angefangen. Zuerst wurde die Baugrube ausgehoben, im Juli 1887 mit dem eigentlichen Bau begonnen. Geplant als monumentales Eingangsportal für die Weltausstellung 1889 – zum 100. Jahrestag der französischen Revolution von Gustave Eiffel errichtet. Bis 1930 war der Eiffelturm das höchste Gebäude der Welt, das heute vor allem als Aussichtsplattform genutzt wird und über sieben Millionen Besucher jährlich anlockt. Lohnenswert ist ein Besuch der Seite, weil es zahlreiche Fotoaufnahmen aus der damaligen Zeit gibt. Beeindruckend auch die Skizzen von den Aufzügen, in denen während der Weltausstellung die Besucher nach oben transportiert wurden.
Die Zeitdokumente machen noch mal deutlich, wie einzigartig der Eiffelturm ist – und dass er aus gutem Grund so berühmt ist, der Tour d'Eiffel.


Homemade Movies
Zwei junge Männer sitzen in Raumschiffen und fliegen eine Attacke gegen den Todesstern - die wohl bekannteste Filmszene aus dem Klassiker Stars Wars. Sie wurde jetzt neu gedreht, ohne aufwändige oder teure Visual Effects, und zwar von zwei Filmfans, die den Youtube-Kanal "Homemade Movies" bestücken. Die beiden drehen bekannte Szenen aus Hollywood-Blockbustern nach – zu Hause, im Wohnzimmer. Unter www.springhin.de/homemade-movies kann sich jeder das Spektakel anschauen.

Ob Star Wars, Spiderman oder Matrix: Die Filmfans lassen keinen Blockbuster aus. Drehen die Szenen detailgenau nach, Bild für Bild. Nur die Ausstattung ist halt einfach: Ein Todesstern aus Pappmaschée, die gegnerischen Raumschiffe werden mit Angeln durchs Bild gehievt, die Schauspieler tragen billige Klamotten aus der Mottenkiste oder eine lackierte Konservendose als Schutzhelm. Es ist genau diese Machart, ein bisschen ironisch, die den Charme der Videos ausmacht.

Wie akkurat die beiden Filmemacher die Szenen nachstellen, zeigt sich im direkten A/B-Vergleich, etwa von einer Spiderman-Filmszene. Links das Original, rechts die nachgedrehten Szenen von Homemade Movies. Das Timing stimmt perfekt, die Szenen sind bis akribisch nachgestellt. Man muss schon genau hinschauen, um Original und Nachdreh zu unterscheiden. Die Homemade Movies sind gerade der absolute Hit auf Youtube. Einzelne Clips wurden schon mehrere Millionen Male angeschaut – aus gutem Grund. Nicht nur für Cineasten sehenswert.


Der Postillon
"Der Postillon: Unabhängig. Ehrlich. Seit 1845." So steht es auf der Webseite, quasi als Motto des angeblich traditionsreichen Blattes. "Ehrlich" – das darf, das sollte man in diesem Fall nicht ernst nehmen. Denn der Postillon ist zwar eine Onlinezeitung, aber eine, die es erst seit einigen Monaten gibt und die sich vor allem ein Ziel gesetzt hat: aktuelle Themen auch mal humorvoll anzugehen. Unter www.der-postillon.com ist die Onlinezeitung zu erreichen. Aktuelle Headlines: "England entsetzt: Royal Baby leidet unter seltener Erbkrankheit 'Windsor'". Oder: Endlich Sommerloch: Regierung setzt Krokodil im Rhein aus, um von Skandalen abzulenken." "Skandal: Deutsche Ärzte sollen millionenfach Bürger abgehört haben." Dazu sehen wir einen Arzt, der mit dem Stethoskop einen Patienten abhört.

Es geht dem Postillon darum, aktuelle Themen augenzwinkernd anzugehen, aus einer leicht anderen Perspektive zu betrachten. Machart und Gestaltung sind durchweg professionell. Die Artikel wirken, wie in jedem x-beliebigen Nachrichten-Portal. Es gibt nur einen etwas anderen Zungenschlag, einen anderen Zugang. Bitter böse mitunter – aber unterhaltsam. Weil das Ganze aber sehr vorsichtig und nicht übertrieben passiert, muss man manchmal zwei Mal lesen oder hinschauen, bevor man merkt, dass es sich um Satire handelt. Kurz: Eine prima Onlinezeitung für alle, die gerne mal schmunzeln oder laut lachen – und dabei das Nachdenken nicht vergessen.